Autoritäre Denkmuster |
Merkmale
(Adorno 1973, S.45) |
Typische Sätze
(Adorno 1973, S.81-84) |
Konventionalismus (coventionalism) |
Starre Bindung an die
konventionellen Werte des Mittelstands
(konventionell =
herkömmlich) |
"Gehorsam und Respekt gegenüber der Autorität sind die wichtigsten
Tugenden, die Kinder lernen sollen." |
Autoritäre Unterwürfigkeit
(authoritarian submission) |
Unkritische
Unterwerfung unter idealisierte Autoritäten der Eigengruppe |
"Was
dieses Land vor allem braucht, mehr als Gesetze und politische
Programme, sind ein paar mutige, unermüdliche, selbstlose Führer, denen
das Volk vertrauen kann." |
Autoritäre Aggression (authoritarian
aggression) |
Tendenz, nach Menschen Ausschau zu
halten, die konventionelle Werte missachten, um sie zu verurteilen,
ablehnen und bestrafen zu können. |
"Sittlichkeitsverbrechen, wie Vergewaltigung und Notzucht an Kindern
verdienen mehr als bloße Gefängnisstrafe; solche Verbrecher sollten
öffentlich ausgepeitscht und noch härter bestraft werden." |
Anti-Intrazeption (anti-intraception) |
Abwehr des Subjektiven, des
Phantasievollen, Sensiblen |
"Der
Geschäftsmann und der Fabrikant sind viel wichtiger für die Gesellschaft
als der Künstler und der Professor." |
Aberglaube und Stereotypie
(substitution and stereotypes) |
Glaube an die mystische Bestimmung des
eigenen Schicksals; die Disposition , in rigiden Kategorien zu denken |
"Kriege und soziale Unruhen werden wahrscheinlich eines Tages durch ein
Erdbeben oder eine Flutkatastrophe beendet werden, welche die Welt
vernichtet." |
Machtdenken und "Kraftmeierei“
(power and toughness) |
Denken in Dimensionen wie Herrschaft –
Unterwerfung, stark – schwach, Führer – Gefolgschaft; Identifizierung
mit Machtgestalten; Überbetonung der konventionalisierten Attribute des
Ich; übertriebene Zurschaustellung von Stärke und Robustheit. |
"Weder Schwäche noch Schwierigkeiten können uns zurückhalten, wenn wir
genug Willenskraft haben." |
Destruktivität und Zynismus
(destructiveness and cynicism) |
Allgemeine Feindseligkeit, Diffamierung
des Menschlichen |
"Es
wird immer Kriege und Konflikte geben, die Menschen sind nun einmal so.“ |
Projektivität (projectivity) |
Disposition, an wüste und gefährliche
Vorgänge in der Welt zu glauben;
Projektion unbewusster Triebimpulse auf
die Außenwelt |
"Die meisten Menschen
erkennen nicht, in welchem Ausmaß unser Leben durch Verschwörungen
bestimmt wird, die im Geheimen ausgeheckt werden.“ |
Sexualität (sex) |
Übertriebene Beschäftigung mit sexuellen
"Vorgängen" |
"Die sexuellen
Ausschweifungen der alten Griechen und Römer waren ein Kinderspiel im
Vergleich zu gewissen Vorgängen bei uns, sogar in Kreisen, von denen man
es am wenigsten erwarten würde." |
Die von Adorno beschriebenen autoritären Denkmuster finden
sich häufig auch hinter einfach dahergesagten
Stammtischparolen. Wer hin und
wieder zu ihnen greift, ist, insgesamt gesehen, auch nicht sofort
rechtsextrem, rassistisch oder antisemitisch eingestellt. "Wer aber", so
betont
Klaus-Peter Hufer (2001, S. 77)
"ständig unreflektiert und in
aggressiver Art und Weise solche rigiden Parolen verkündet, neigt zu einem
autoritären Charakter und muss sich fragen lassen (bzw. selbstkritisch
fragen), wie anfällig er/sie für menschenverachtende Ideologien und
totalitäre Politik ist.“