Auch unter Jugendlichen findet man unterschiedliche Typen mit
unterschiedlichem politischen Interesse
Auch unter Jugendlichen kann man wohl die gleichen Typen mit
unterschiedlichem politischen Interesse finden wie in der Gesellschaft
sonst auch.
Man hat das unterschiedlich ausgeprägte politische Interesse von
Bürgerinnen und Bürgern auf der Grundlage ihrer Neugier auf Politik und
ihrer politischen Involviertheit (Ich-Beteiligung) zu den folgenden vier Typen zusammengefasst.
(Van Deth (2000,
S.200)
Eine andere Einteilung, die aber weitere Gesichtspunkte
berücksichtigt, nimmt die 18. »Shell-Jugendstudie
vor.
Hier unterscheiden die Forscher*innen die folgenden Gruppen, die auch
die politische Orientierung unterstreicht: Kosmopoliten,
Weltoffene, Nicht-eindeutig-Positionierte, Populismus-Geneigte und
Nationalpopulisten, wobei sie die klare Polarisierung zwischen
Kosmopoliten und den Nationalpopulisten konstatieren. Allerdings machen
beide Gruppen zusammengenommen lediglich etwa ein Fünftel der
Jugendlichen aus. (vgl.
Zusammenfassung: 18. Shell Jugendstudie 2019 (pdf))
Ohne ein gutes Kompetenzgefühl geht es nicht
Ob sich Jugendliche ▪
für Politik interessieren, hängt sehr stark davon
ab, wie die Eltern oder auch die Geschwister mit Politik umgehen. Mit 23
Jahren erreicht das Interesse gewöhnlich einen Höhepunkt. (vgl.
Kuhn 2000, S.30)
Neben dem politischen Interesse spielt aber auch die Frage eine
entscheidende Rolle, ob man sich überhaupt für kompetent genug hält, um
sich politisch engagieren zu können.
Häufig sagen Jugendliche, dass sie sich weder für Politik
interessieren, noch hinreichend "Ahnung" davon haben. Nicht zuletzt aus
diesem gering ausgeprägten politischen
Kompetenzgefühl meiden sie politische Diskussionen, was
natürlich den u. U. schon geringen Grad von Involvement gegenüber der
Politik noch verstärkt.
Wer sich selbst nur eine geringe politische Kompetenz zuschreibt,
wird sich so auch mit etwas komplizierteren politischen Fragen schwertun
und es an der nötigen Differenzierung mangeln lassen, wenn einfache und
populistische Antworten auf komplexe politische Fragen angeboten werden.
Politisches Engagement muss sich auswirken
Außer dem politischen Kompetenzgefühl kommen aber noch Erfahrungen
und Einschätzungen zum Zuge, die damit zusammenhängen, ob man überhaupt
glaubt, mit seinem politischen Engagement irgendetwas bewirken zu
können.
Ist man der Ansicht, dass das alles sowie so nichts "bringt", die
Politik und die Politiker ("die da oben") ja doch machen, was sie
wollen, dann wird die Bereitschaft zu politischem Engagement angesichts
sicher gering ausfallen.
Es kommt also, so der Fachbegriff auf die
Responsivität des politischen Systems
am, die frage also, ob es überhaupt darauf reagiert.
Je höher demnach das politische Kompetenzgefühl und das politische
Responsivitätsgefühl des einzelnen ausgeprägt ist, desto eher und
anhaltender wird man bereit sein, seinen Gefühlen im Sinne politischer
Partizipation Taten folgen zu lassen.
Quelle:
https://www.shell.de/ueber-uns/shell-jugendstudie/alle-schaubilder-und-grafiken.html
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Jugend sorgt sich und will gehört werden
Die »Shell-Jugendstudie
von 2019 hat sich unter anderem auch mit dem politischen Interesse und
der politischen Partizipation der Jugendlichen befasst.
Dabei hat man festgestellt:
-
Das
politische Interesse von Jugendlichen hat sich im Jahr 2019 weiter
stabilisiert.
-
Verglichen mit
2015 ist das politische Interesse zwar leicht
zurückgegangen (41 % im Vergleich zu 43 %), aber bei einem
längerfristigen zeitlichen Verlauf liegt es deutlich über den
Ergebnissen der Jahre 2002, 2006 und 2010.
-
Acht
Prozent der Jugendlichen bezeichnen sich selbst als politisch stark
interessiert und weitere 33 % sehen sich als interessiert.
-
Je höher der
angestrebte Bildungsabschluss ist, desto größer ist das politische
Interesse.
-
Jeder
zweite Jugendliche, der das Abitur macht, bezeichnet sich als
politisch interessiert. Bei Jugendliche mit angestrebtem oder
erreichtem Hauptschulabschluss ist dies nur auf jeder vierte. Und
von den Studierende bezeichnen sich 66 % als politisch interessiert.
-
Das Geschlecht wirkt
sich aus: Männliche Jugendliche (44%) geben sich eher als politisch
interessiert aus als weibliche (38 %).
▪
Zusammenfassung: 18. Shell Jugendstudie 2019 (pdf)
So halten die Forscher/-innen fest, dass "die gegenwärtige junge
Generation (...) wieder nachdrücklicher eigene Ansprüche hinsichtlich
der Gestaltung der Zukunft unserer Gesellschaft (formuliert) und
fordert, dass bereits heute die dafür erforderlichen Weichenstellungen
vorgenommen werden." Aus diesem Grunde trägt die 18. Shell Jugendstudie
auch den Untertitel »Eine Generation meldet sich zu Wort«.
Der Jugend von heute geht es, auch wenn sie nach wie vor sehr
pragmatisch denkt, dabei vor allem um zukunftsrelevante Themen wie
Umweltschutz und Klimawandel, die im Mittelpunkt ihrer "Forderung nach
mehr Mitsprache" steht. Sie legen aber auch ihre eigene Lebensführung
deutlich akzentuierte Maßstäbe, sind bereit, darüber zu reflektieren und
"ihre Ansprüche an eine nachhaltige Gestaltung von Umwelt und
Gesellschaft" deutlich zu artikulieren.
Sie machen sich quer durch alle unterschiedlichen Gruppierungen
zunehmend mehr Sorgen um die ökologische Zukunft, tendieren zu
gegenseitigem Respekt und einer Achtsamkeit bei der eigenen
Lebensführung und entwickeln einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Alles
Dinge, für die sie in immer stärkerem Maße bereit sind, sich aktiv
einzubringen. Aber eines gibt auch denken: Einige Jugendliche von heute
haben auch eine auffallende Affinität zu zu
populistischen Positionen entwickelt. Dabei ist ihre Kritik "am
sogenannten Establishment in Politik und Gesellschaft (...) auch davon
beeinflusst, dass sich junge Menschen generell nicht hinreichend gefragt
und einbezogen fühlen."
Wie informieren sich Jugendliche über die Politik?
Bei den Informationskanälen, die Jugendliche nutzen, um sich über
Politik zu informieren, dominiert heute eindeutig das Internet.
-
Am
häufigsten (20 %) nutzen Jugendliche dazu Nachrichten-Websites oder
News-Portale.
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Ebenso
werden häufig Social-Media-Angebote genutzt, also
Informationsquellen in den sozialen Netzwerken, Messenger Apps (14
%) oder YouTube (9 %).
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Auch das Fernsehen
(23 %) , Radio (15 %) und klassische Printmedien (15 %)
spielen als Informationsquelle immer noch eine Rolle aber wenn sich
Jugendliche gezielt auf die Suche nach bestimmten Informationen
machen, haben Internet und Social Media die klassischen Medien
hinter sich gelassen.
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Trotzdem vertrauen
die Jugendlichen den klassischen Medien nach wie vor am meisten. Für
die Allermeisten sind die ARD- oder
ZDF-Fernsehnachrichten und die großen überregionalen Tagezeitungen
vertrauenswürdige Informationslieferanten.
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Jugendliche in Ostdeutschland (68 %) trauen solchen Zeitungen
deutlich weniger als ihre Altersgenossen im Westen (83 %).
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YouTube bezeichnet hingegen etwa jeder zweite Jugendliche als
weniger bis nicht vertrauenswürdig.
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Facebook kommt noch
schlechter weg: Hier sind es sogar etwas mehr als
zwei von drei Jugendlichen, die den dort angebotenen Informationen
misstrauen.
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Twitter und seinen Tweets vertraut nur eine Minderheit.
(Quelle:
Shell-Jugendstudie 2019, Zusammenfassung)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
05.05.2020
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