Es gibt verschiedene Ansätze, um Parteien als Typen voneinander zu
unterscheiden. Solche Typologien greifen stets bestimmte Eigenschaften heraus und
vernachlässigen andere, um so
genannte Idealtypen zu bestimmen. Solche Idealtypen entsprechen insofern
nicht dem kompletten Bild einer Partei in der Wirklichkeit. Sie dienen vor allem dazu,
Parteien unter Bezug auf den Idealtyp miteinander zu vergleichen.
Man
kann Parteien z. B. nach ihrem Ursprung und ihrer Genese voneinander
unterscheiden.
Folgt man der Unterscheidung von
Lucardie (2007,
S.69f.), dann lassen sich Parteien unter dem Aspekt ihres Aufbaus und ihrer
Organisation in vier genetische Typen unterscheiden:
Nicht gerade häufig kommen in der Bundesrepublik Deutschland Parteien
vor, die auf
Abspaltungen von parlamentarischen oder außerparlamentarischen
Parteiorganisationen zurückgehen. In manchen anderen Ländern
(z.B. Italien, Niederlande, Frankreich) ist dies dagegen etwas häufiger. Ein Beispiel
aus Italien ist die »Forza Italia.
In der Bundesrepublik trifft dies auf die sog. »Wahlalternative
Arbeit & Soziale Gerechtigkeit (WASG) zu, die sich 2005 von der SPD
trennte. 2007 vereinigte sich die WASG auf der Grundlage einer
Urabstimmung mit der »Partei
des Demokratischen Sozialismus (PDS), die aus der »Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED) nach 1989 hervorgegangen war, zur
Partei
DIE LINKE. Nach
Lucardie (2007,
S.69) erweisen sich die abgespaltenen Parteien "oft ideologisch
radikaler und selten pragmatischer als ihre Mutterpartei."
In der Bundesrepublik Deutschland hat sich die 1980 gegründete Partei »Die
Grünen nach 1989 mit Gruppierungen der ostdeutschen Bürgerbewegung
Bündnis 90 zusammengeschlossen. Die vereinigte Partei trägt seitdem den Parteinamen "»Bündnis
90/Die Grünen" .
Solche Verschmelzungen
von Parteien gab und gibt es in der Geschichte der
Bundesrepublik immer wieder einmal, wenn sich vor allem kleinere
Parteien, die allein wenig Chancen im politischen System haben,
zusammentun und sich zu einer Partei vereinigen. Solche
gab es in der Bundesrepublik Deutschland z. B. häufiger auf der
rechtsextremen Seite des Parteiensystems. So haben sich 1964
verschiedene Kleinstparteien und Gruppierungen des rechten Lagers (z. B.
»Deutsche
Reichspartei (DRP), »Deutsche
Partei (DP), »Vaterländische
Union zur
Nationaldemokratischen Partei (NPD) zusammengeschlossen und seit
2011 hat sich die NPD mit der rechtsextremen »Deutsche
Volksunion (DVU) vereinigt.
Es gibt auch Neugründungen
von Parteien, die auf Initiative von Bürgerinnen und Bürgern
oder entsprechenden Gruppierungen zurückgehen. So könnte man z. B. für »Die
Grünen auch sagen, dass sie aus dem Zusammenschluss von
Bürgerinitiativen oder Gruppierungen vor allem aus der Öko- bzw.
Anti-Atomkraftbewegung entstanden sind, die bis dahin keine
Repräsentation in den Parlamenten besaßen. Ähnliches gilt wohl für alle
nach 1949 neugegründeten Parteien. (Lucardie 2007,
S.70)
Manche Parteien entstehen aber auch dadurch, dass sich eine schon
existierende Partei mit z. T. neuen Mitgliedern und zumindest teilweise
anderen politischen Ideen und Zielen quasi neu aufstellt. Eine solche
Transformation hat z. B. die »Partei
des Demokratischen Sozialismus (PDS) vollzogen, die aus der »Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands (SED) hervorgegangen ist. (vgl.
ebd.)
→Verlaufstypologie: Geschichtliche Typen von Parteien
Historisch haben die Parteien in den westlichen Demokratien seit etwa
der Mitte des 19. Jahrhunderts in den verschieden Phasen
unterschiedliche Parteitypen ausgebildet, wobei die zeitlichen
Begrenzungen und Abgrenzungen eher Orientierungspunkte als genaue
Angaben darstellen (vgl.
Katz/Mair 1995, vgl.
Detterbeck
2011, S.91) So ist also immer wieder von längeren Übergangsphasen
auszugehen und auch davon, dass sich bei verschiedenen Parteien die
Parteitypen auch überlappen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.08.2016
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