(…Auftritt die Sozialtante. Sie wendet sich an das
Publikum.)
Sozialtante: »Im Minimum ‘nen Gummi drum.« Klingt ganz gut, wie?
, Macht sich ganz locker, nicht? Bei den jungen Leuten kommt’s
an. Ich bin bei Gott nicht für bierernste Aufklärung. Die kommt
nämlich nicht rüber.
Aber im Ernst? Glauben Sie an wirksamen Schutz? Umweltschutz?
Strahlenschutz? Oder eben davor? (hält ein Kondom hoch) Damit?
Weil, erstens werden die Dinger porös, wenn sie zu lange
rumliegen. Zweitens, wer hat schon immer so ein Ding bei sich,
wenn’s drauf ankommt. Also, wenn wir mal die statistischen
Wahrscheinlichkeitsdaten hochrechnen, dann wirds finster, sage
ich Ihnen. Die mit dem Tripper Clipper nach Bangkok düsen, sind
eh’ nicht aufzuhalten. Schwule? Fixer? Penner? Vergessen Sie’s.
Unter uns (winkt das Publikum näher zu sich heran): Wir in
unserem Alter, wo Sex nicht mehr so zählt, haben mit der ganzen
Chose ja eigentlich wenig am Hut, hab ich recht? Außer moralisch
natürlich. Aber zum Zahnarzt würd’ ich an Ihrer Stelle nur noch
gehn, wenn’s unbedingt sein muss. Auch den Hausarzt würd’ ich
mal unauffällig checken. Glauben Sie einer, die lange genug
dabei ist. Gratistipps von mir für Sie. Und schon gar nix mit
Männern mit schlechten Zähnen. Aber wem sag’ ich das?
Ach was, CIA! Oder aus den Labors entwichen! Alles Quatsch, wenn
Sie mich fragen. Eine Geißel Gottes, wenn Sie meine Meinung
hören wollen. Jawohl, die Erdbevölkerung ist sowieso viel zu
groß. Die kann ja nicht ewig so weiterwachsen, oder?
Ich kann’s, unter uns, auch volkstümlicher ausdrücken. Damit wir
uns besser verstehen. Natürlich hat’s was mit Negermusik zu tun
und mit Hasch, in den Parks rumhängen und nix tun.
Ich seh’ grad’, wir müssen auf unsere Plätze. Schmidtchen
spricht. Na dann, nichts für ungut. und bleiben Sie gesund.
(Die Melodie von »Gehn Sie mit der Konjunktur« ertönt.…)
(aus:
Jochen Kelter, In der besten aller Welten. Eine Farce in zehn
Bildern mit Musik. Edition Isele, Egginen 1991, S.32-33) |