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Der Name stammt vom Lubliner Stadtteil Majdan Tatarski, die Bezeichnung im
deutschen Schriftverkehr lautete Konzentrationslager Lublin. Eingerichtet
wurde es auf einen Befehl Heinrich Himmlers bei seinem Besuch in Lublin am
20. Juli 1941. Das Lager war als Teil einer umfassenden Planung von SS-
und Polizeistützpunkten im "neuen Ostraum" gedacht. Es sollte zum größten
Konzentrationslager außerhalb des Reiches ausgebaut werden. Der 55- und
Polizeiführer des Distrikts Lublin, Odilo Globocnik spielte bei der
Errichtung des Lagers eine entscheidende Rolle, sie wurde unter Leitung
der ihm unterstehenden Zentralbauleitung der 55 und Polizei durchgeführt.
Bis Februar 1943 hieß es offiziell "Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS
Lublin", vermutlich weil ein Konzentrationslager im Generalgouvernement
auf den Widerstand des Generalgouverneurs Hans Frank gestoßen wäre. Das
Lager war jedoch nicht nur für Kriegsgefangene vorgesehen, sondern
Bestandteil der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie.
Das Lagergelände umfasste 2,7 Quadratkilometer unbebautes Land an der
Straße Lublin-Zamosz Es hatte einen doppelten, an eine
Hochspannungsleitung angeschlossenen Stacheldrahtzaun mit
Suchscheinwerfern. Das Lager war in fünf Felder aufgeteilt, in denen
verschiedene Gruppen von Gefangenen getrennt untergebracht waren.
Insgesamt gab es 22 Baracken, zwei davon für Verwaltungs- und
Versorgungszwecke. Unmittelbar neben den sieben Gaskammern, den zwei
Galgen und einem kleinen Krematorium lagen die Werkstätten, Lagerhäuser,
Kohlenspeicher und Wäschereien. Im September 1943 wurde zusätzlich ein
großes Krematorium mit fünf Brennöfen gebaut. Die 55 besaß einen eigenen
Komplex mit Wohnbaracken, einem Kasino und den Büroräumen des
Lagerkommandanten. Nahezu 500000 Personen aus 28 Ländern und mit 54
verschiedenen Staatsbürgerschaften passierten das Lager Majdanek.
Mindestens 250000 Menschen starben dort, davon 60 Prozent an Hunger,
Erschöpfung, Krankheit und Folter. 40 Prozent wurden in den Gaskammern
ermordet oder auf andere Weise hingerichtet. Einige Gefangene wurden
gleich nach ihrer Ankunft in die Gaskammern gebracht.
Die erste Gruppe von Gefangenen traf im Oktober 1941 in Majdanek ein,
gefolgt von Gruppen aus sowjetischen Kriegsgefangenen und anderen
Konzentrationslagern. Im April 1943 wurden mehrere zehntausend Juden aus
Warschau und später aus Bialistok nach Majdanek deportiert. Die Listen der
Gefangenentransporte führen 250000 Personen auf. Zusätzlich zu den
Massenmorden in den Gaskammern (mit Kohlenmonoxyd und Zyklon B), denen vor
allem jüdische Häftlinge zum Opfer fielen, gab es im Lager auch
Massenerschießungen: 1941 und 1942 starben auf diese Weise kranke
sowjetische Kriegsgefangene, im April 1942 2800 Juden aus dem Ghetto
Lublin und mehrere tausend andere Gefangene unterschiedlicher
Nationalität, im Sommer 1943 300 Offiziere der sowjetischen Armee und im
November 1943 - bei der so genannten Erntefest - "Aktion" - weitere 18000
Juden, die zum großen Teil aus anderen Lagern zur Ermordung nach Majdanek
gebracht worden waren. Lagerkommandanten in Majdanek waren Karl Koch
(September 1941 bis Juli 1942), Max Koegel (August bis Oktober 1942),
Hermann Florstedt (Oktober 194.2 bis September 1943), Martin Weiß
(September 1943 bis Mai 1944) und Arthur Liebehnschel (Mai bis 22. Juli
1944). Im Juli des Jahres 1944 wurde das Lager Majdanek geräumt, weil die
Rote Armee auf dem Vormarsch war. Ungefähr 1000 Gefangene wurden
fortgeschafft, etwa die Hälfte von ihnen kam nach Auschwitz. Vor dem
Abtransport der Gefangenen wurden alle Dokumente vernichtet und die
Gebäude samt dem großen Krematorium in Brand gesteckt.
In der Eile des Rückzugs versäumten die Deutschen jedoch die Zerstörung
der Gaskammern und eines Großteils der Gefangenenbaracken. Im Juli 1944
begann eine polnisch-sowjetische Kommission zur Untersuchung
nationalsozialistischer Verbrechen mit den Ermittlungen zu Majdanek. Nur
wenige der 1300 Angehörigen des Lagerpersonals kamen nach dem Krieg vor
Gericht. Sechs 55-Männern aus der Lagermannschaft wurde im November 1944
in Lublin der Prozess gemacht: Zwei begingen vor der Urteilsverkündung
Selbstmord, vier wurden zum Tode verurteilt. Von 1946 bis 1948 fanden in
Lublin Prozesse gegen viele Angehörige statt, die meisten waren
Wachtposten in Majdanek gewesen. Sieben Angeklagte wurden zum Tod
verurteilt, darunter die Kommandantin des Frauen-Lagers, Else Ehrich, die
anderen erhielten lange Gefängnisstrafen. Von 1975 bis 1981 wurden in
Düsseldorf weitere elf Männer und fünf Frauen des ehemaligen Majdanek
Personals vor Gericht gestellt - unter ihnen Hauptsturmführer Hermann
Hackmann, der Schutzhaftlagerführer, »Hermine
Braunsteiner, Aufseherin des
Frauen-Lagers, der Lagerarzt Heinrich Schmidt und die SS-Angehörige
Hildegard Lächert. Von den am Ende des Prozesses noch verhandlungsfähigen
Angeklagten wurde eine zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe
verurteilt, sieben weitere zu Freiheitsstrafen, einer wurde
freigesprochen.
(aus:
http://www.shoa.de/kz_majdanek.html , 15.1.04)
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