▪ Die Bedeutung von Körperhaltungen - Strichmännchen
verstehen
Körperhaltungen spielen bei der
▪ visuellen
Kommunikation eine große Rolle.
-
Wer gerade steht, der sendet u. U. die nonverbale Botschaft
"aufmerksam zu sein", signalisiert Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin
und/oder zollt dem Gegenüber Respekt. So gibt es also für eine
"Habacht-Stellung" eine ganze Reihe von Botschaften, die je nach Kontext
gesendet und empfangen werden.
-
Wer gestresst ist, wünscht sich nicht selten, sich wie ein Igel
zusammenzurollen, und zeigt damit im Streben nach dem so genannten "foetalen
Verschluss", wie sicher, abgeschottet und geschützt wir uns einmal im
Mutterleib gefühlt haben.
(vgl.
Eunson 1990, S.136)
Grundsätzlich verfügen Menschen über
drei Hauptkörperhaltungen,
wobei diese Haupthaltungen in verschiedenen Kontexten und auch im
interkulturellen Vergleich eine ganze Anzahl verschiedener Varietäten und
Bedeutungen ausbilden.
-
Stehen
-
Sitzen, Hocken, Knien
-
Liegen
Die verschiedenen Körperhaltungen können unterschiedliche
Aufgaben und Funktionen
erfüllen:
-
Ausführung von bestimmten
Tätigkeiten (Schreiben, Kochen,
Sexualität)
-
Ausdruck von
Gefühlen (u. a. Trauer, Wut, Enttäuschung, Freude)
und Einstellungen (u. a. Dominanz, Unterwürfigkeit, Auflehnung,
Aggressivität)
-
Unterstützung und Verdeutlichung von
Gesagtem
-
Selbstdarstellung und willentlicher oder unwillentlicher
Selbstausdruck (u. a. Lässigkeit, Interessiertheit, militärische
Strammheit)
-
Soziale Konventionen (bei uns ist es nicht üblich, während des
Schulunterrichts zu liegen)
-
Symbolischer Ausdruck und symbolische Handlungen (z. B. bei
Ritualen)
Körperhaltungen - es gibt weltweit ca. 1000 davon -
werden in den verschiedenen Kulturen meist unterschiedliche Bedeutung
gegeben. Und doch gibt es auch mehr oder weniger universelle
Gemeinsamkeiten: Die Körperhaltung, mit der z. B. Demut und/oder
Unterwerfung ausgedrückt wird, geschieht in zahlreichen Kulturen durch Beugen,
Niederdrücken oder Senken des Körpers.
(vgl.
Payer 2000, 14.06.02)
In psychologischer Hinsicht haben Körperhaltungen aber auch
mit mehr oder weniger archetypischen Signalwirkungen zu tun.
-
Körperliche Größe signalisiert Macht und Autorität.
-
Der Sieger zeigt sich nach einem Konflikt immer aufrecht
(Siegertyp), der Verlierer eher gebeugt in einer unterwürfigen Haltung
(Verlierertyp).
-
Die herausgestreckte Brust dient als Drohgebärde.
Sie dienen aber vor allem auch zur
Kompensierung oder
Überkompensierung, denn solche Verhaltensweisen wirken als Schutzmechanismus,
wenn eine Person eine Schwäche bei sich selbst wahrnimmt. Um dieser zu
begegnen, neigt diese Person dann dazu diese Schwäche oder ihr Gegenteil zu
übertreiben.
-
Sehr große Menschen gehen oftmals in gebeugter Haltung.
-
Besonders schlaksige Jugendliche neigen zu hängenden Schultern.
-
Viele kleinere Menschen machen sich stets ganz
groß. ("Napoleon-Komplex")
(vgl.
Eunson 1990, S.137)
Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch das so
genannte "postural echo". Darunter versteht man das Nachahmen
oder Widerspiegeln der Gestik und der Haltung eines Gegenübers. Gerade in
der Kindheit spielt dies eine besondere Rolle: Ein Kind lernt so gehen, wie
es die Eltern tun, latscht oder schlurft ebenso und nimmt eine Reihe anderer
Körperhaltungen von Vorbildern an.
"Genau wie ein Kind lernt, das Stolzieren oder Latschen eines Elternteils zu
imitieren, widerspiegeln wir manchmal die Haltungen, Gesten, die verbale
Modulation von anderen. Manchmal handelt es sich um Menschen, die wir nicht
mögen, von denen wir stark beeinflusst werden. So können zwei Freundinnen
einander auf der Couch gegenübersitzen und Haltung, Gesten und Ausdruck der
jeweils anderen widerspiegeln. [...] Dieser Imitationsvorgang kann
absichtlich, d.h. bewusst sein, oder er kann unbewusst sein. Wir haben alle
schon die Erfahrung gemacht, dass uns jemand mit seinem Gähnen 'ansteckt';
wie viele andere nonverbale Verhaltensweisen 'fangen' wir uns von anderen
ein, wie viele geben wir an andere weiter?" (Eunson
1990, S.138f.)
▪ Die Bedeutung von Körperhaltungen - Strichmännchen
verstehen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023