|
Längst
pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Rechtsextreme sind auch im
Netz 2.0 aktiv. In Communities und auf Sharing-Plattformen aller Art
kommen sie mit Jugendlichen in Kontakt.
Und das so leicht, wie sonst nirgendwo. Wo sich heute die
Kommunikation junger Leute abspielt, bei Facebook, auf YouTube oder
beim Twittern, da sind Rechtsradikale aller Schattierungen, und zwar
mittendrin.
Aber auch mit herkömmlichen Webseiten betreiben Rechtsradikale
weiterhin ihre Agitation. »Jugendschutz.net
zählt in seinem 2012 veröffentlichten »Bericht
zum Rechtsextremismus online 1.627 Websites, die von
neonazistischen Kameradschaften (391), lokalen
Neonazikameradschaften (52), der rechtsextremistischen NPD (238) und
rechtsextremen Versandhändlern (164) im Jahr 2011 betrieben worden
sind. Dazu kommen noch Seiten, die Musik der rechtsradikalen Szene
gewidmet sind (114), Seiten von so genannten Autonomen Nationalisten
(63) und Neonazis (125). Auch privat betriebene Seiten haben sich
den menschenverachtenden Ideen des Rechtsextremismus verschrieben
(196). Dazu kommen noch eine Gruppe sonstiger Websites (393). Auch
wenn gegenüber dem Vorjahr (2010: 1707) ein leichter Rückgang zu
erkennen ist: "Diese Szeneangebote bleiben zentraler Bestandteil
rechtsextremistischer Webaktivität."
Im Web 2.0 werden Rechtsradikale immer aktiver. Hier können sie vor
allem junge Leute für ihre Szeneereignisse mobilisieren, Jugendliche
direkt ansprechen und ihre Hetzpropaganda ungeniert betreiben. Das
spiegeln auch Beschwerden wieder, die jeder Internetuser auf »www.jugendschutz.net
abgeben kann. Ihr Anstieg in den letzten Jahren ist deutlich und
wird mit dem nachfolgenden Diagramm verdeutlicht.

Und auch beim Twittern zeigt die
rechtsextremistische Aktivität klar nach oben: Waren es 2010 noch 73
Twitter-Kanäle, dann setzten vor allem Neonazigruppen und die NPD
2011 ihre Tweets über 141 Kanälen ab.
Rechtsextremistische Internetseiten, die in den
1990er Jahren vor allem der "internen Vernetzung, der Koordination
von Szeneaktivitäten und dem länderübergreifenden
Informationsaustausch" dienten (Glaser/Schneider
2012, S.42), haben heute vor allem die Funktion, rechts
Gedankengut unter die Leute zu bringen und für die rechtsextreme
Szene zu werben. Dabei dient das häufig professionell gemachte
multimediale Angebot einer weitaus subtiler und unauffälliger
wirkenden Propagandastrategie als früher: "Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen oder volksverhetzende Texte sind
auf deutschen Websites nur noch selten zu finden. Stattdessen wird
versucht, Jugendliche unterschwellig zu beeinflussen und über
Lebensweltbezüge zu ködern." (ebd.)
Dazu haben sie eine ganze Palette von Ködern auf ihren Websites
ausgelegt, die Jugendlichen ein attraktives Angebot machen sollen.
Da werden
-
über
klare Rollenbilder Identifikationsangebote gemacht,
-
mit
Konzerten u. ä. m. Gemeinschaftserlebnisse inszeniert,
-
bei
individuellen Krisen oder Problemen Beratung und Hilfen
offeriert
-
mit
Demonstrationen und anderen Events Kristallisationspunkte für
das jugendliche Protestpotenzial produziert
(vgl. (ebd.
Im Zeitalter des Web 2.0 eröffnen sich für die
Rechtsextremisten ganz neue Möglichkeiten, um diese Angebote weit
über den Kreis der eigenen Szenewelt bekannt zu machen. Bei der
Nutzung der sozialen Netzwerke zeigt sich der Rechtsextremismus in
seinem modernen Gewand. (→"Erlebniswelt
Rechtsextremismus" - Wie funktioniert die rechtsextremistische
Propaganda im Web?)
Gert Egle,
www.teachsam.de, 19.03.2010, zuletzt bearbeitet am:
21.12.2013 |
|