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Allgemeiner
methodisch-didaktischer Hinweis
Die Problematik des Begriffs "Erzählung" von
Postman erschließt sich den Schülerinnen und Schülern häufig so, dass sie
damit die Bibel identifizieren.
Allerdings sind sie in der Regel kaum in der Lage, wissenschaftliches Denken
der Neuzeit mit dem scholastischen Denken des Mittelalters in einen
Vergleich zu bringen. Sie begnügen sich häufig damit, einfach darauf
hinzuweisen, dass die Bibel nicht mehr „zeitgemäß“ sei, ohne dies
hinreichend zu begründen.
Die Bedeutung der Sinnstiftung durch einen allgemeingültigen
Menschheitsmythos entzieht sich dem Wissens- und Erfahrungshorizont der
Schülerinnen und Schüler.
Hier empfiehlt es sich, diese Problematik in einer der Stunden zuvor zu
behandeln. Ideen hierzu: Rede des Häuptlings Seattle, Marx‘ Thesen über
Feuerbach, Diskussion über Orientierungslosigkeit u. ä.
Lösungsvorschlag zur Abituraufgabe
(Abitur, Baden-Württemberg, Berufl. Gymn., LK Deutsch, 1993/94)
Unterscheidungsmerkmale
Die von Postman angeführten Unterscheidungsmerkmale betreffen einerseits
Qualität und Quantität der Informationen, andererseits den Zusammenhang
zwischen Weltbild und persönlicher Verarbeitung der Informationen.
Postman hebt vor allem heraus: Früher gab es nur wenige Informationen, und
die waren nur den Eliten zugänglich; heute erleben wir eine stetig
ansteigende Flut von Informationen, die allzeit abrufbereit und allen
zugänglich sind. Die wenigen Informationen früher hätten geholfen,
Lebensprobleme zu lösen; die allzu vielen Informationen heute seien
größtenteils sinnlos und dienten oft nur dem Zeitvertreib. Das durch den
Glauben vermittelte geschlossene Weltbild habe früher in überschaubaren
Bereichen die Lösung von Problemen mit Hilfe von Informationen ermöglicht.
Die heutige durch das Fehlen verbindlicher Maßstäbe bedingte
Orientierungslosigkeit löse durch die Kenntnis weltweiter Probleme, auf
deren Lösung wir keinen Einfluss haben, eher ein Gefühl der Ohnmacht aus und
führe zu Passivität und Egoismus.
Problematik der heutigen Informationsfülle
einerseits:
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Beliebigkeit vieler Informationen
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Schwierigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen
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Überforderung der Aufnahmefähigkeit des Menschen
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Folgen: Passivität, Fatalismus, Egoismus
andererseits:
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Pluralismus von Meinungen
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Befreiung von Bevormundung und manchen irrationalen Ängsten
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Voraussetzung für schnellen technischen und wissenschaftlichen
Fortschritt
Postman gelangt zu der Folgerung, die heutige Informationsfülle könne nur
beherrscht werden durch sinnstiftende neue Mythen
Mögliche Gesichtspunkte der Erörterung könnten sein:
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größere Chancen zur Orientierung in der Informationsflut durch ein
geschlossenes Weltbild
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Überwindung des materialistischen Konsumdenkens durch die Schaffung
übergeordneter Werte
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Neubewertung religiöser Grundhaltungen
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aber: Gefahr ideologischer Verengung und eines dogmatischen,
diktatorischen Fundamentalismus;
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Versuchung, ein einheitliches Weltbild gewaltsam durchzusetzen
(Abitur, Baden-Württemberg, Berufl. Gymn., LK Deutsch,
1993/94) |
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