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Ludwig Scharf (1864 - 1838/39)*

Liebes-Erklärung

(1892)


 

Ich ging durch die dumpfige Großstadtgasse,
Da trieben sich Menschen bunt wie das Vieh -
Ich sage nicht, daß ich die Menschen hasse,
Im Gegenteil: ich liebe sie.

Ich schritt fürbaß. In endlosen Reihn
Starrten Laternen müßig mich an -
Da stieg mir jählings die Frage zu Hirn:
Warum hängen da keine Menschen daran?
- Die Pfähle sind doch solid genug?

Und weiter ging ich. Da schäumte ein Fluß,
Begossen von brennender Abendglut -
Und jählings stieg mir die Frage zu Hirn:
Warum führt sie nicht blutige Leichen, die Flut?
- Färbt Menschenblut denn minder rot?

Und als ich kam vor die Stadt hinaus,
Da saßen viel Raben beim Düngerfraß -
Und wieder stieg mir die Frage zu Hirn:
Warum sitzen sie nicht auf Menschenaas?
- Verdaun sie doch Menschenaas ebenso flott!

Und heimwärts zog ich die Großstadtgasse,
Da lag sie verlassen und menschenleer -
Ich sage nicht, daß ich die Menschen hasse:
Ich liebe sie täglich mehr und mehr.

(Quelle: Rohe (Hg.) 1973, S.57f., Wende (Hg.) (1999/2010), S.58)

*vermisst ab 1938/39 oder lt. Wikipedia Todestag 21.8.1939 ?

 
 
   Arbeitsanregungen:

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