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Emil Nicolai

Straßenbild


 

Ein Menschenhauf - ein Schutzmann - und ein Karren
und auf dem Karren ein betrunk'nes Weib.
Notdürft'ge Kleidung deckt den magern Leib -
die Nase spitz, wie eines Giebels Sparren.

Die Menge gafft, - und tut der Dinge harr'n,
die sich entwickeln ihr zum Zeitvertreib. -
Und mancher Schimpf trifft das betrunk'ne Weib,
des Augen glasig in die Leere starren.

Sie griff zur Flasche in des Lebens Not,
als ihr das Herz umkrallt der Ohnmacht Gram;
die Kinder weinten:
"Mutter! - Hunger! - Brot!"

Nun deckt der blassen Wangen brennend Rot
wie in des Unglücks unbewußter Scham -
Der Karren rollt:ein Opfer - lebend tot.

(Quelle: Rohe (Hg.) 1973, S.66f.)

*

 
 
   Arbeitsanregungen:

Interpretieren Sie das Gedicht.

 
               
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