Der Lehrcharakter der Parabel ist bisher festgemacht worden an dem
Vorwissen (der Idee), das in der Parabel in Bilder umgesetzt werde: die
Parabel setzt das zu erlernende Wissen in anschauliche und leicht zu
begreifende (einfache) Bilder um […].
Wie für das Experiment gilt: der Versuchsaufbau montiert nicht die (oder
Teile der) Wirklichkeit zu seinen Zwecken (»Verkörperung« der Idee)
zusammen, er baut vielmehr (notwendig auswählend, isolierend) Teilprozesse
der Wirklichkeit nach; die Einsicht in das Funktionieren der Prozesse,
ihre Erkenntnis ist nicht
vorausgesetzt, sondern Resultat des gelungenen
Versuchs, der nur dann als gelungen gilt, wenn er sich an der Wirklichkeit
bewährt, also wirklich, nicht als Konstrukt funktioniert (und zwar
wiederholt!).
[…] das heißt: über die Gültigkeit der Parabel entscheidet nicht der
vorgewusste Denk- und Wissenshorizont des Autors, allein die Überprüfung
des Versuchs in der Realität.
Die naturwissenschaftliche Sehweise gibt auch dem Begriff der »Lehre« und
des »Lehrens« einen anderen Sinn: sie sind nicht Vermittlung von schon
Gewusstem, sie stellen vielmehr Realität auf die Probe, wobei der Lehrende
den Versuch aufbaut und durchführt, der Lernende ihn nachvollzieht und
begutachtet; nicht Wissen wird vermittelt, sondern Einsicht (mit Wissen).
(aus:
Knopf 1996, S.408f.)