Dissoziative Störungen

Überblick

 
 
 

Unter einer dissoziative Störung versteht man eine Persönlichkeitsstörung, die "durch die fehlende Integration von Identität, Gedächtnis und Bewusstsein gekennzeichnet ist." (Zimbardo/Gerrig 2004, S. 686)
Sein eigenes Verhalten, seine Gefühle, Vorstellungen und Handlungen kontrollieren zu können, ist normalerweise das Bestreben jedes Menschen. Und diese Wahrnehmung der Fähigkeit zur Selbstkontrolle vermittelt uns das Gefühl von Individualität. Wir erleben damit die zeitlich beständige und somit auch verlässliche Zusammengehörigkeit aller Elemente (Konsistenz)unseres Selbst, erfahren also im Grunde, was uns als Individuum ausmacht.
Gerät jemand in den Zustand einer dissoziativen Störung der Persönlichkeit gibt er diese Konsistenz und Kontinuität seines Selbst auf, d. h. in gewisser Hinsicht verleugnet er damit bestimmte Teile seines Selbst, um einem inneren Konflikt zu entkommen.
Die Ursachen dissoziatver Störungen werden häufig in traumatischen Erfahrungen sexuellen Missbrauchs in der Kindheit vermutet.

  • Bei der so genannten dissoziativen Amnesie, die wie jede andere dissoziative Störung auch ohne organische Ursachen zustande kommt, können sich die Betroffenen nicht mehr an wichtige persönliche Erfahrungen erinnern.  

  • Leidet jemand an einer dissoziativen Identitätsstörung (auch: multiple Identitätsstörung), dann existieren in ihm mehrere voneinander unabhängige Persönlichkeiten. Diese Störung wird alltagssprachlich auch Persönlichkeitsspaltung genannt,  was aber nicht zu verwechseln ist mit Schizophrenie, bei der sich eine Persönlichkeit eben nicht in verschiedene Identitäten "spaltet".
    Bei der dissoziativen Identitätsstörung, bei der zu einem bestimmten Zeitpunkt stets eine der in der Psyche vorhandenen Persönlichkeiten dominiert, verfügt jede dieser Persönlichkeiten über eine eigene Identität, einen eigenen Namen und folgt eigenen Verhaltensmustern. Diese stehen zudem meist in einem kontrastierenden Verhältnis zum ursprünglichen Selbst des Betroffenen. Ist dieses ursprünglich eher schüchtern, agiert sie in der anderen Persönlichkeit  selbstbewusst und stark, ist es eigentlich in sexuellen Dingen sehr ängstlich, kann es sich in der anderen Persönlichkeit als sexuell dominant erweisen. In der psychologischen Forschung ist die Existenz einer solchen Störung jedoch umstritten.

(vgl. Zimbardo/Gerrig 2004, S. 686ff.)