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Abwehrmechanismen
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Reaktionsbildung
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Kompensation
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Verschiebung)
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Die sadomasochistische
Triebstruktur Diederich Heßlings in Heinrich Manns Roman »Der Untertan«
Sozialpsychologogisch
betrachtet, gibt es natürlich Gesellschaftsformen, die auf dem
autoritären Charakter als Sozialcharakter beruhen
bzw. diesen immer wieder neu reproduzieren.. Solche "autoritären
Gesellschaftsformen" befriedigen sowohl die sadistischen
als auch die masochistischen Strebungen des autoritären
Charakters. Denn in solchen
autoritären Gesellschaften "ist jeder in ein System von
Abhängigkeiten nach oben und nach unten eingegliedert. Je tiefer ein
Individuum in dieser Hierarchie steht, desto größer ist die Zahl und
die Qualität seiner Abhängigkeit von höheren Instanzen. Er muss den
Befehlen seines unmittelbaren Vorgesetzten gehorchen, aber dessen
Weisungen kommen selbst von der Spitze der Pyramide, d.h. dem
Monarchen, dem Führer oder einem Gott." (Fromm
1936/1980, S. 141-187)
Wer
in einer autoritären Gesellschaft seinen sadistischen Impulsen
nachgehen will, findet dazu reichlich Gelegenheit, auch wenn er in der
Gesellschaftshierarchie nicht gerade oben steht und über Untergebene
verfügt. Selbst "der einfache Mann hat noch Objekte zur Verfügung, die
schwächer sind als er und die zu Objekten seines Sadismus werden.
Frauen, Kinder und Tiere spielen in dieser Hinsicht eine äußerst
wichtige sozialpsychologische Rolle. Wenn sie sich als nicht
ausreichend erweisen, werden Objekte des Sadismus gleichsam
artifiziell geschaffen, sei es dadurch, dass man Sklaven oder
gefangene Feinde, sei es, dass man Klassen oder rassenmäßige
Minoritäten in die Arena wirft. Die sadistischen Circenses mussten
immer eine umso größere Rolle spielen, je knapper das Brot war und je
mehr die reale Hilflosigkeit der Menschen zu einer Verstärkung der
sado‑masochistischen Charakterstruktur führte. In der autoritären
Gesellschaft wird die sado‑masoschistische Charakterstruktur
durch die ökonomische Struktur erzeugt, welche die autoritäre
Hierarchie notwendig macht." (ebd.)
Autorität in der
autoritaristischen Gesellschaft
"Aber die Autorität muss nicht nur
mächtig und angsterregend, auf Grund göttlicher und natürlicher
Bestimmung notwendig und absolut überlegen sein, sie muss auch ein
moralisches Vorbild für die ihr Unterworfenen bilden. Wenn sie von
diesen »Selbstvergessenheit«, Verzicht auf eigenes Glück,
Pflichterfüllung bis zum äußersten, unermüdliche Arbeit usw. verlangt,
dann muss sie selber diese moralischen Züge aufweisen, um die
Über‑Ich‑Bildung
zu ermöglichen und um der Angst vor ihr jenen oben diskutierten
Doppelcharakter zu verleihen, der erst dadurch entsteht, dass in der
Autorität nicht nur die Gewalt gefürchtet, sondern dass sie auch als
vorbildhaft, edel und wertvoll geliebt wird. Der einfache Mann muss
glauben, dass sein Oberhaupt nichts für sich will, sondern alles für
den andern, dass es von morgens früh bis abends spät ununterbrochen
arbeitet und sich kaum einen Genuss gönnt. Der Herrscher ist streng,
aber gerecht. Durch Geschichtsunterricht, Presse, Photographien und
nicht zuletzt auch, indem unter Aktivierung der
Pietätsgefühle,
die verstorbenen Autoritäten zur
Personifizierung
aller Tugenden gestempelt werden, wird die Autorität in diesem
moralischen Licht gezeigt. Schon in der Familie wird die
Empfänglichkeit für dieses Bild angelegt. Das Kind soll glauben, die
Eltern lögen nie und erfüllten tatsächlich alle die moralischen
Forderungen, die sie dem Kind auferlegen. Es soll glauben, dass alles,
was die Eltern tun, zu seinem Besten sei und nichts ihnen ferner
liege, als in der Erziehung egoistische Ziele verfolgen. Gerade in
diesem Stück der Familienerziehung zu den moralischen Qualitäten, die
das Kind von Anfang an mit der Autorität verknüpft sehen lernt, liegt
eine der wichtigsten Funktionen bei der Erzeugung des autoritären
Charakters. Es gehört gewiss zu den schwersten Erschütterungen im
kindlichen Leben, wenn es allmählich sieht, dass die Eltern in
Wirklichkeit den eigenen Anforderungen nur wenig entsprechen. Aber
indem es durch die Schule und später durch die Presse usw. neue
Autoritäten an die Stelle der alten setzt, und zwar solche, die es
nicht durchschaut, bleibt die ursprünglich erzeugte Illusion von der
Moralität der Autorität bestehen. Dieser Glaube an die moralische
Qualität der Autorität wird wirkungsvoll durch die ständige Erziehung
zum Gefühl der eigenen Sündhaftigkeit und moralischen Unwürdigkeit
ergänzt. Je stärker das Schuldgefühl und die Überzeugung eigener
Nichtigkeit ist, desto heller strahlt die Tugend der Oberen. Der
Religion und der strengen Sexualmoral kommt die Hauptrolle bei der für
das Autoritätsverhältnis so wichtigen Schuldgefühle zu." (ebd.)
Worterklärungen:
Über-Ich: nach Sigmund Freud ein Bestandteil der Seele /
Psyche des Menschen. Er besitzt die Aufgabe der Gewissensbildung
und der Selbstbeobachtung; es wird gebildet durch die
Verinnerlichung elterliche/gesellschaftlicher Normen als eine Art
„verinnerlichter Autorität“
Pietätsgefühle: Gefühle, die Respekt vor den sittlichen und
religiösen Wertvorstellungen anderer ausdrücken
Personifizierung: persönliche Verkörperung
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Abwehrmechanismen
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Reaktionsbildung
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Kompensation
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Verschiebung)
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Die sadomasochistische
Triebstruktur Diederich Heßlings in Heinrich Manns Roman »Der Untertan«
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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