Das ▪
Faktenwissen gehört in der
Modellvorstellung
von Ryle, Baumgartner u. a. neben dem
▪ Anwendungswissen
zum Wissen im engeren Sinne, dem
theoretischen
Wissen.
Es besteht in der Kenntnis von
Sachverhalten
oder von Aussagen über einen Sachverhalt.
Faktenwissen ist für
Ryle
(1969) "knowing that", d. h. man weiß, dass etwas so
ist oder nicht.
Wissen-dass (knowing that) lässt sich in Form von
Propositionen ausdrücken. Typisch dafür sind also Sätze wie, die
sich auf unser
Faktenwissen beziehen:
-
Robert weiß,
dass er bei Rot an der Ampel anhalten muss.
-
Claudia weiß,
dass der nächste Zug um 10.30 Uhr abfährt.
-
Anna kennt die
Vorwahl von Konstanz. (Anna weiß, wie die Vorwahl von Konstanz
lautet.)
-
Klaus weiß,
dass es Atome gibt.
Typisches
Faktenwissen ist z.B. die Kenntnis bestimmter
Jahreszahlen in Geschichte, die verschiedenen bei uns vorkommenden
Gartenvögel, die Darstellerinnen* einer Serie oder des Molekülaufbaus in Chemie etc.
Dieses Wissen ist
deklarativ und statisch.
-
deklarativ, weil man damit (vermeintliche) Tatsachen
erklärt
-
statisch, weil Faktenwissen zwar ergänzt oder erweitert
werden kann, aber selbst nicht der Quell neuen Wissens sein kann
Grundsätzlich muss Faktenwissen aber nicht an die propositionale, also
sprachlich-symbolische Repräsentation im Gedächtnis und den
entsprechenden
deklarativen Gedächtnissystemen, vor allem das
semantische
Gedächtnis, gebunden sein. Auch das
nicht-deklarative
perzeptuelle Gedächtnis kann
durchaus auch Faktenwissen speichern, und das im Übrigen mit einer
ziemlich langen Behaltensdauer wie z. B. Wahrnehmungseindrücke speichern
(z. B. das Bild eines Apfels, den Geruch, der sich verbreitet, wenn
Weihnachtskekse gebacken werden oder eine Melodie).
Kognitionspsychologisch sind solche Fragen auch mit der ▪
Theorie der dualen Kodierung
(Paivio 1971,1977)
untersucht worden, die sich gegen die Einseitigkeit der ▪
Theorie
der propositionalen Repräsentation mit ihrem ▪
amodalen, d.h. von den konkreten Sinnes- bzw.
Wahrnehmungseindrücken abstrahierenden Symbolsystem gewandt
hat. Vor allem »Lawrence
W. Barsalou (geb. 1951)
(1999)
mit seiner
▪
Theorie der
perzeptuellen Symbolsysteme (Wahrnehmungssymbolsysteme, »Perceptual
Symbol Systems Theory) eine andere Theorie entwickelt.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023