Entwicklungsaufgaben zur Lösung von Problemen im ganzen Leben
Die Phase der
•
Adoleszenz (lat. adolescere =
aufwachsen) spielt in der •
sozialen und
emotionalen Entwicklung des Einzelnen eine besondere Rolle.
Im
Rahmen der Periodisierung der Lebensphase Jugend (s. Abb.) umfasst
sie den Zeitraum vom vollendeten 10. bis zum 21. Lebensjahr.
Sie schließt zeitlich damit ein, was gemeinhin unter dem Begriff
Jugendalter (11. bis vollendetes 17. Lebensjahr) verstanden
wird.
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Jugend ist eine Lebensphase voller Dynamik
Wie der Begriff der Pubertät kennzeichnet der
Begriff Adoleszenz
bestimmte Veränderungsprozesse, die sich mit unterschiedlichem
individuellen Entwicklungsverlauf im Zeitraum des zweiten
Lebensjahrzehnts abspielen.
Die Zeit der Jugend, mithin die Phase
der Adoleszenz, stellt eine
ausgesprochen dynamische Phase in der Entwicklung eines
Menschen dar, die sich auf physischem, kognitivem, emotionalem und
sozialem Gebiet abspielt.
"»Warten« und »Langeweile« ist neben »Fun« und
»Abenteuer« ein für viele erlebtes wesentliches Charakteristikum
der Jugendzeit. Warten auf das Klingeln am Ende einer langweiligen
Deutschstunde, auf das Ende der Schulzeit überhaupt, darauf, dass
man bis 24.00 Uhr ausgehen oder den Führerschein machen darf, dass
man endlich eigenes Geld verdient, und, und, und. [...] Die
meisten Jugendlichen empfinden sich hin- und hergerissen zwischen
verschiedenen Gefühlen, Höhen und Tiefen, himmelhoch jauchzend und
zu Tode betrübt. Euphorie und Depression gehen Hand in Hand. Sie
können sich in keine Rolle richtig hineinfinden. Sie verweigern
sich den Angeboten und Forderungen der Erwachsenen und suchen doch
nach (erwachsenen) Vorbildern, Männer wie Frauen. In allen
Selbstbeschreibungen wird die Unsicherheit und die Suche nach dem
Selbst greifbar." (Charlton/Käppler/Wetzel
2003, S.162)
Jugend als Sturm-und-Drang-Phase?
Diese Turbulenzen, die auch zu unvorhersagbarem
problematischen Verhalten führen können, haben immer wieder zur
Annahme einer besonderen
"Sturm-und-Drang-Phase" in der Entwicklung geführt.
Dabei
geht diese Bezeichnung auf die
Literaturepoche des
Sturm und Drang (ca. 1760-1785)
zurück, die in Deutschland maßgeblich von
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832, "Die
Leiden des jungen Werther") und
Friedrich Schiller
(1759 - 1805; "Die Räuber") geprägt worden ist.
Die These vom
Jugendalter als Sturm-und-Drang-Phase wurde erstmals von dem
US-amerikanischen Psychologen »G.
Stanley Hall
(1844-1924) in die moderne
Psychologie eingeführt,
der zwischen 1870 und 1880 zwei Mal zu mehrjährigen
Forschungsaufenthalten in Bonn, Berlin und Leipzig in Deutschland
lebte.
Für den ersten Präsidenten der American Psychological
Association "ist die Jugendzeit eine 'dramatische'
Lebensphase, voll der Gegensätze von Euphorie und
Niedergeschlagenheit, von Wohlverhalten und Fehlverhalten, von
Einsamkeitssehnsucht und Gruppentüchtigkeit, von Empfänglichkeit und
Verschlossenheit, von Enthusiasmus und Desinteresse, von
Ernsthaftigkeit und Albernheit." (Fend
2003, S.41).
So sehr Hall zu danken ist, dass "sein
'Seelengemälde' des Jugendalters (...) das Paradigma gefestigt
(hat), die Adoleszenz als eine eigenständige, psychologisch zu
beschreibende Entwicklungsphase zu sehen" (ebd.,
S.42), gilt seine Sturm-und-Drang-These heute freilich als weitgehend überholt.
So hat sich
nämlich herausgestellt, dass die für diese Phase typischen
"Autonomiebestrebungen nicht notwendigerweise mit gravierenden
Problemen im familialen Bereich" verknüpft sein müssen. (Schneider
2003)
Dennoch gehört die Sturm-und-Drang-Hypothese im Rang einer
"Kernvorstellung" noch immer zum modernen Alltagswissen zur
Jugendzeit (Fend
2003, S.26).
Zudem haben die Kulturanthropologen Margret Mead
(1928) und Ruth Benedict (1938) in ihren Untersuchungen nachweisen
können, "dass die »Sturm-und-Drang«-Theorie auf viele
nicht-westliche Kulturen nicht anwendbar ist. Sie beschrieben
Kulturen, in denen Kinder nach und nach mehr Verantwortung
übernahmen, ohne plötzliche belastende Übergänge oder Phasen der
Ratlosigkeit und Turbulenz." (Zimbardo/Gerrig
2004, S.480)
Jugendalter als Oberbegriff
Der Begriff Jugendalter,
den u. a. auch Helmut Fend
(2003) für sein Standardwerk "Entwicklungspsychologie
des Jugendalters" verwendet, kann dabei auch als
Überbegriff zu
Jugend und
Adoleszenz aufgefasst werden (Fend
2003, S.22f.), der sich dann weiter von dem Begriff der Pubertät
abhebt.
-
Der Begriff
Jugend verweist dabei im Allgemeinen
auf eine soziologische Betrachtungsweise dieser Lebensphase, bei
der sich die Aufmerksamkeit des Betrachters in besonderem Maße
"auf die historische Bedingtheit einer nach Alter sortierten
Gruppe von Menschen" (ebd.,
S.22) im Jugendalter im Gegensatz zu den sozialen Gruppen
der Kinder oder Erwachsenen richtet.
-
Mit dem Begriff
Adoleszenz, vornehmlich im amerikanischen Sprachraum
verwendet, bezeichnet man gemeinhin das
Übergangsstadium in der Entwicklung des Menschen von der Kindheit
zum Erwachsensein, in dessen Verlauf eine Person zwar biologisch
gesehen ein Erwachsener ist, emotional und sozial aber noch nicht
vollends gereift ist.
In der Psychologie wird mit dem Begriff
ausgedrückt, "dass Besonderheiten der psychischen Gestalt und
des psychischen Erlebens im Rahmen eines Entwicklungsmodells zu
beachten sind." (Fend
2003, S.22f.) Zugleich ist es auch der Lebensabschnitt, "in
dem erwartet wird, dass Individuen anfangen, ernsthafte Antworten
auf die allgegenwärtige Frage zu geben »'Was willst du sein, wenn du
erwachsen bist?«"(Zimbardo/Gerrig
2004, S.482)
Der Adoleszenzbegriff bezieht sich stets auf
die
Gesamtheit der psychischen und psychosozialen Veränderungs- und
Reifeprozesse.
-
Der Begriff
Pubertät dagegen dient zur
Bezeichnung der biologischen Veränderungs- und Reifeprozesse, wie
neuroendokrine
Veränderungen (vermehrte Hormonproduktion, Anstieg der Produktion von Sexualhormonen),
morphologische
Veränderungen (Ausbildung der
sekundären Geschlechtsmerkmale, äußerliche
Veränderungen der Gestalt),
Zeugungs- und
Empfängnisfähigkeit (Menstruation, Samenerguss) (Charlton/Käppler/Wetzel 2003,
S.162)
Da Zeitraum und Inhalte der Adoleszenz von Kultur zu
Kultur unterschiedlich ausfallen, handelt es sich auch bei den
Zeitangaben stets nur um Orientierungen und nicht um klare
Altersangaben.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
23.05.2024
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