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Soziale Konflikte folgen, wenn es sie eskalieren, häufig einem bestimmten
Schema. Dabei kann sich ein »Konflikt, wie
»Friedrich Glasl,
geb. 1941, (1990) darlegt, in neun Stufen entwickeln. Ein Automatismus,
der letzten Endes in die Katastrophe führt, ist für Glasl ein solcher
Prozess indessen nicht. Der Wechsel von einer zu einer anderen
Eskalationsstufe ist, auch wenn das Bewusstsein der Menschen in
Konflikten oft durch Emotionen wie Wut und Zorn getrübt ist, letzten
Endes eine freie Entscheidung des Willens. Zugleich ist die zunehmende
Eskalation auch kein einfach "fließender" Prozess, bei dem es einfach zu
weiteren Verschärfungen des Konfliktes kommt, sondern wird strukturiert
durch klare und wahrnehmbare qualitative Stufen bei der Eskalation.
Man
kann die weitere Eskalation eines Konfliktes eben stoppen und ist seinen
angeblich übermächtigen Gefühlen nicht einfach ausgeliefert. Es ist und
bleibt im Kern eben eine gewollte Entscheidung, wenn man einen Konflikt
weiter verschärft. Der Ausstieg aus weiterer Eskalation wird freilich,
darauf hat
Winfried Berner (2006) ausdrücklich hingewiesen, durch "die innere
Dynamik der Eskalation von Stufe zu Stufe schwerer", da wir "aufgrund
unserer Bewertung der Ereignisse unsere Prioritäten" verändern und dann
einfach ab einem bestimmten Punkt überhaupt nicht mehr vernünftig
handeln und zur Entschärfung des Konfliktes beitragen wollen. irgendwann
wollen wir einfach nicht mehr vernünftig und »deeskalierend
handeln. Die "beschleunigte Abwärtsspirale" der Eskalation, die
am Ende des Abstiegs "zu immer tieferen, primitiveren und
unmenschlicheren Formen der Auseinandersetzung" (ebd.)
steht, macht die Sache auch eben nicht leichter.
Jiranek/Edmüller (2004, S.233, zit. n.
Berner 2006)
betonen, Glasl wolle mit der Abwärtsbewegung ausdrücken, "dass der Weg
der Eskalation mit einer zwingenden Kraft in Regionen führt, die grosse,
'unmenschliche Energien' aufrufen, die sich jedoch auf die Dauer der
menschlichen Steuerung und Beherrschung entziehen. Denn einerseits
bewegen sich die Konfliktparteien auf einem abschüssigen Gelände, das
steiler wird und wenig Halt bietet. Andererseits wecken sie durch ihr
Verhalten Energie, die zu einer Verstärkung und Beschleunigung des
Geschehens führt. Durch den gleichsam entstandenen 'Geschwindigkeits-
und Bewegungsrausch' schwindet die Fähigkeit zur Steuerung."
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Verhärtung:
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Standpunkte verhärten sich und prallen aufeinander
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Aufkommen erster
negativer Emotionen
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Das
Bewusstsein bevorstehender Spannungen führt zu Verkrampfungen.
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Aber noch immer
Überzeugung, dass die Spannungen durch Gespräche lösbar sind.
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Noch keine starren Parteien oder Lager.
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Debatte:
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Klare Herausarbeitung
kontroverser Ansichten, Polarisierung im Denken, Fühlen und Wollen
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harte, verbal auch
polemisch geführte Auseinandersetzungen
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Entstehung von
Schwarz-Weiß-Denkens
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Sichtweise von
Überlegenheit und Unterlegenheit.
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Aktionen:
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Taten statt Worte
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Überzeugung, dass "Reden nichts mehr hilft", gewinnt an
Bedeutung
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Strategie der vollendeten
Tatsachen
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Verlust der Empathie mit
dem "anderen"
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Gefahr von
Fehlinterpretationen wächst
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Images/Koalitionen:
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Die "Gerüchte-Küche" kocht
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Aufbau von Stereotypen
und Klischees
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Selbstglorifizierung
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Parteien manövrieren sich
gegenseitig in negative Rollen und bekämpfen sich
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Werbung um Anhänger für
die jeweils eigene Position/Partei
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Gesichtsverlust:
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öffentliche und direkte (verbotene) Angriffen, die auf
den Gesichtsverlust des Gegners zielen.
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"Entlarvung" des Gegners
durch Beeinträchtigung seiner moralischen Glaubwürdigkeit
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Drohstrategien:
-
Begrenzte
Vernichtungsschläge:
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Der Gegner wird nicht mehr als Mensch gesehen.
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Durchführung begrenzter
Verrichtungsschläge als "passende" Antwort
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Umkehrung und Umdeutung
von Werten: ein relativ kleiner eigener
Schaden wird bereits als Gewinn bewertet.
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Zersplitterung:
-
Gemeinsam in den Abgrund:
(vgl.
Friedrich
Glasl, 1990, zit. n.:
Uli
Jäger, Soft Power, 1996, S.32 (Verein für Friedenspädagogik),
vgl.Winfried
Berner 2006)
Wer anschaulich erleben will, wie sich diese
Eskalationsstufen entwickeln, sollte sich, wie Glasl meint, den Film
Eine geradezu
"»Der
Rosenkrieg" von
»Danny
de Vito ansehen. (vgl.
Wikipedia)
Prinzipien ziviler Konfliktbearbeitung
Glasl weist den verschiedenen Eskalationsstufen
auch Strategien zu, mit denen zur Deeskalation beigetragen werden kann.
(»Wikipedia-Eintrag).
In diesem Zusammenhang wird freilich der Darstellung einer Aufstellung
von Prinzipien ziviler Konfliktbearbeitung der Vorzug gegeben, die in
Schule und Unterricht handhabbar erscheint.
Frank
R. Pfetsch
(1994, S. 2) unterscheidet dabei 7 Prinzipien:
-
Suche nach Lösungen, die allen Parteien einen Vorteil bringen.
-
Suche nach Lösungen, die sicherstellen, dass keine Partei ihr
Gesicht verliert.
-
Trenne persönliche von sachlichen Problemen.
-
Überzeuge deinen Gegner vom Vorteil einer Lösung und von dem
Schaden, der mit einer anderen Verhandlungslösung verbunden sein
kann.
-
Suche bei festgefahrenen Verhandlungen nach informellen Gesprächen.
-
Suche bei komplexen Entscheidungsmaterien diejenigen aus, die am
ehesten die Zustimmung erhalten und damit einer Lösung zugeführt
werden können.
-
Sind mehrere Güter gleichzeitig strittig, versuche ein Gut
mit einem anderen aufzurechnen (Paketlösung).
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
29.09.2013
vgl. auch:
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