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Nach dem Konzept der von den »Piratenpartei
in Deutschland vertretenen "→Liquid
Democrazy", das eine neue Form der Demokratie zum Kern hat, "in der
verschiedene 'starre' Begrenzungen 'verflüssigt' werden" (Liquid
Democrazy e. V.,
Liquid Demorazy) soll es gelingen, zu einer demokratischen
Herrschaftsform zu gelangen, bei der die "Herrschaftsausübung zu
jederzeit mit dem zählbaren Volkswillen übereinstimmt: eine totale
Identität der Gesellschaft mit ihren Herrschaft ausübenden
Institutionen" (Vogelmann
2012, S.109, zit. n.
Decker u. a. 2013, S.132)
"Liquid democracy stellt sich als Modifikation der bestehenden
demokratischen Verfahren dar, die je nach Interpretation mehr oder
weniger drastisch ausfallen.[11] Dass sie durch delegate voting
zumindest bei geheimen Wahlen die Transparenz eher verringert als
erhöht, weil die "verflüssigten" Repräsentationsverhältnisse alles
andere als nachvollziehbar sind, scheint auf den ersten Blick der oben
freigelegten politischen Rationalität entgegenzustehen. Doch der
Zusammenhang zur politischen Rationalität der Piratenpartei wird
deutlich, wenn man die Aufmerksamkeit auf eine weitere, von dieser
Verflüssigung erfasste Differenz richtet. Denn liquid democracy
verweist, direkter noch als die Transparenzforderungen, auf ein Begehren
nach Unmittelbarkeit, dass die demokratische Spaltung in Regierende und
Regierte zu überwinden trachtet und sie nicht als Modifikation, sondern
als radikalen Bruch mit der bestehenden Demokratie ausweist." (Vogelmann
2012a)
"Repräsentation verfährt anders. Weil die repräsentative Demokratie
längere Zyklen zwischen einer Erneuerung der demokratischen Spaltung
vorsieht, verspricht sie den Regierten neben der Wiederholung eine
"stellvertretende" Anwesenheit unter den Regierenden. Symbolisch ist der
klarste Ausdruck die Opposition. Aber all die verschiedenen,
theoretischen Bestimmungen von politischer Repräsentation – als
Anwesenheit der Abwesenden, als ihre Stellvertretung oder als
Verdopplung[23] – lassen sich aus dieser Perspektive als
Akzeptanzmaschinerie begreifen, die den Regierten erlauben soll,
friedlich abwarten zu können, bis die demokratische Spaltung erneuert
und ihnen damit eine Chance auf den Positionswechsel geboten wird.
Einerseits wird aus dieser Perspektive verständlich, warum die
Verflüssigung der demokratischen Spaltung so attraktiv ist: Als
alternative Versöhnungstechnologie mutet sie den Regierten weniger zu
als die Repräsentation, muss keine fiktive Anwesenheit oder eine stets
bezweifelbare Stellvertretung versprechen, sondern kann die fortwährende
Chance auf einen sofortigen Positionswechsel anbieten. Der Preis dafür
allerdings ist, wenn man der obigen Argumentation folgt, die Abschaffung
der demokratischen Spaltung und das Abgleiten in die Postdemokratie.
Aber auch die Repräsentation hat ihre Gefahren – nicht umsonst gibt es
eine lange Tradition der Repräsentationskritik.[24] Je mächtiger die
Versöhnungstechnologie Repräsentation ist, je fester dieser Modus zum
Umgang mit der demokratischen Spaltung etabliert ist, desto seltener
muss die demokratische Spaltung erneuert werden und desto stärker ist
die Gefahr, dass sich die beiden Pole der demokratischen Spaltung zur
Oligarchie verfestigen. Während liquid democracy die demokratische
Spaltung so weit zu verflüssigen droht, dass sie zur Postdemokratie
verschwimmt, könnte Repräsentation sie schlimmstenfalls bis zur
Oligarchie verfestigen." (Vogelmann
2012a)
"In der Essenz handelt es sich bei diesem Konzept um eine Mischform
von repräsentativer und direkter Demokratie. In der klassischen
repräsentativen Demokratie wird ein Delegierter für eine bestimmte
Zeitspanne gewählt und trifft alle Entscheidungen im Parlament
stellvertretend für die Wähler. Die Idee von liquid democracy ist es,
dieses System etwas flexibler zu gestalten und die eigene Stimme ständig
"im Fluss" zu halten, das heißt, von Fall zu Fall zu entscheiden, wann
man seine Stimme an jemand anderen delegieren will und wann man lieber
selbst abstimmen möchte. Anwendung findet diese Form von
Entscheidungsfindung in verschiedenen Softwarelösungen. Von der
Piratenpartei wird die Anwendung "Liquid Feedback" genutzt, um über das
Netz zu innerparteilichen Entscheidungen zu gelangen. Eine weitere,
bereits erwähnte Anwendung ist "Adhocracy", die nicht nur von der
Internet-Enquête, sondern auch von der SPD oder der Linkspartei genutzt
wird." (Roleff
2012)
Nach dem Konzept der von den »Piratenpartei
in Deutschland vertretenen "→Liquid
Democrazy", das eine neue Form der Demokratie zum Kern hat,
"in der verschiedene 'starre' Begrenzungen 'verflüssigt' werden"
(Liquid Democrazy e. V.,
Liquid Demorazy) soll es gelingen, zu einer demokratischen
Herrschaftsform zu gelangen, bei der die "Herrschaftsausübung zu
jederzeit mit dem zählbaren Volkswillen übereinstimmt: eine
totale Identität der Gesellschaft mit ihren Herrschaft
ausübenden Institutionen" (Vogelmann
2012, S.109, zit. n.
Decker u. a. 2013, S.132) |
Die Demokratievorstellung der Piraten ist
ideengeschichtlich eigentlich überholt. Es handelt sich um den "bekannte(n)
antirepräsentationale(n) Traum nach Unmittelbarkeit mit allen
seinen problematischen Konsequenzen" (Vogelmann
2012a) und scheitert als egalitäre Utopie einer
partizipativen Technokratie daran, dass sich nicht alle
Mitglieder einer Gesellschaft gleichermaßen beteiligen wollen.
(vgl.
Decker u. a.
2013, S.132) |
Liquid democracy als
"neues Betriebssystem" der Politik führt zu einer demokratischen
Machtausübung, die zu jeder Zeit mit dem zählbaren Volkswillen
übereinstimmt: eine totale Identität der Gesellschaft mit ihren
Herrschaft ausübenden Institutionen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
20.12.2014 |
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