Wahlen stehen als
"institutionelles Kernstück der Demokratie" (Decker u. a. 2013,
S.40) unangefochten an der Spitze der ▪ Formen
politischer Beteiligung, die mit der sich die Bürgerinnen und Bürger
in das repräsentative System der Bundesrepublik Deutschland einbringen.
Allerdings ist der seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
europaweit zu beobachtende Rückgang der Wahlbeteiligung auch in
Deutschland festzustellen.
Aber insbesondere bei ▪
Bundestagswahlen kann
sich die Wahlbeteiligung in Deutschland im internationalen
Vergleich noch immer sehen lassen.
Andere Formen ▪ verfasster politischer Partizipation,
also Formen politischer Beteiligung, "die durch Verfassung, Gesetz oder
sonstige Regelungen rechtlich vorgegeben (institutionalisiert)" (ebd.,
S.37) sind, finden dagegen keinen solchen Zuspruch.
Die Bereitschaft,
sich in den Parteien zu engagieren, ist vergleichsweise gering.
Der Rückgang der Wahlbeteiligung in Deutschland wird insbesondere von
denen als eine Krisenerscheinung des politischen Systems gewertet, die
ihr Demokratieverständnis an der Input-Orientierung ausrichten.
Wer dies so sieht, dem kommt es vor allem darauf an, dass
die Demokratie die Zustimmung
ihrer Bürgerinnen und Bürger zum politischen System als Ganzem und zu
den von dessen Akteuren in einem Verfahren möglichst hoher
Bürgerbeteiligung geschaffenen oder verfügten Gesetze und Verordnungen
organisiert.
Folgerichtig sieht man in einem Rückgang der
Wahlbeteiligung vor allem einen Ausdruck "Politikverdrossenheit", die
über die Beteiligung an Wahlen hinausgehend, sämtliche politisch
relevanten Entscheidungsprozesse in der Gesellschaft trifft.
Andere
halten nicht zuletzt unter Einbeziehung einer historischen
Betrachtungsweise entgegen, dass eine geringe Wahlbeteiligung nicht
unbedingt etwas über die Zustimmungswerte für das politische System, die
Parteien und ihre Akteure aussagen muss.
Dabei verweist man auf die
historischen Schwankungen bei der Wahlbeteiligung und stellt sie in den
Zusammenhang der Wohlstandsentwicklung im Allgemeinen, aber auch von
besonderen situativen Ereignissen (politische Gelegenheitsstrukturen)
von generationsbedingten Veränderungen und anderem mehr. (vgl.
ebd.,
S.28ff.)
s. a. Taktisches Wählerverhalten
(▪ Stimmensplitting-Zweitstimmenfang
bei Bundestagswahlen)