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Aufenanger (1999, S. 95)
plädiert dafür, neben
Medienkompetenz auch von
medienpädagogischer Kompetenz zu sprechen. Sie bezieht sich
nach seiner Auffassung darauf, "Medienkompetenz unter pädagogischen Aspekten
angemessen vermitteln zu können.“ (vgl.
Medienpädagogische Kompetenz
im handlungs- und
entwicklungsorientierten Ansatz von Tulodziecki,)
Medienpädagogische Kompetenz umfasst nach Aufenanger (1999,
S. 95) fünf Aspekte:
Die Bedeutung der
Medienkompetenz und der medienpädagogischen Kompetenz(en) für zeitgemäße
Lehr- und Lernprozesse ist inzwischen unbestritten. Lehrkräften selbst
führen neben fehlender Zeit und wichtigeren anderen Aufgaben, wie z. B. die
Vermittlung von Basiskompetenzen wie Schreiben und Rechnen, das Fehlen
eigener Medienkompetenz und Defizite bei ihrer eigenen medienpädagogischen
Kompetenz an, um zu begründen, weshalb sie kaum zur Medienbildung ihrer
Schülerinnen und Schüler beitragen. Hinzu kommt noch der von vielen als zu
hoch eingeschätzte Aufwand, sich in diese Themengebiete einzuarbeiten. (vgl.
Süss u. a. 2010, S.139)
Ein weiterer Hinderungsgrund, weshalb Medienbildung bislang noch einen viel
zu geringen Eingang in die schulischen Bildungsprozesse gefunden hat, liegt
daran, dass der u. a. von
Dieter Spanhel (2006,
S.272) geforderte integrative Ansatz bei der schulischen Medienbildung, der
vorsieht, dass medienbildende Inhalte quer durch alle Fächer, statt in einem
Fach vermittelt werden, bislang nicht hinreichend umgesetzt ist. Wenn "sich
Schule und Unterricht als lernende soziale Systeme begreifen und sich in
Richtung auf ein selbst gesetztes Schulprofil weiterentwickeln", wird, so
Spanhel, die Fächerintegration von Medienbildung gelingen, wenn als wichtige
Voraussetzungen
-
die schulischen Medienausstattung und Medienorganisation
insgesamt verbessert werde
-
die schulische Medienbildung durch konkrete mediendidaktische und
medienerzieherische Unterrichtshilfen unterstützt werde
-
mehr Angebote zur
Medienbildung in Lehrerfortbildung und Lehrerausbildung gemacht würden
-
die schulischen und
unterrichtlichen Organisationsstrukturen unter Berücksichtigung des
integrativen Ansatzes der Medienbildung besser mit der Schulentwicklung
und der Entwicklung von Schulcurricula abgestimmt würden
Da Medienbildung als fächerübergreifendes Konzept an
deutschen Schulen insgesamt noch kaum umgesetzt ist, kommt es nicht selten
dazu, dass Medienbildung in der Schule überhaupt keine Rolle spielt oder an
ein bestimmtes Fach (z.B. Deutsch) angebunden wird, um auf diese Weise eine
höhere Verbindlichkeit zu schaffen. (vgl.
Süss u. a. 2010, S.139)
Die gesellschaftliche Entwicklung im Allgemeinen, die zunehmende
Bedeutung von Kompetenzen in schulischen Bildungsprozessen und Ergebnisse
unterschiedlicher Forschungsdisziplinen haben auch die Bildungspolitik in
Bund und Ländern vor neue Herausforderungen gestellt. Die
»Kultusministerkonferenz (KMK) hat
in ihrem Beschluss zur »"Medienbildung
in der Schule" vom 8.
März 2012 diesen Entwicklungen im Bereich schulischer Medienbildung
Rechnung getragen und entsprechende Empfehlungen formuliert. (vgl.
Bedeutung der Medienbildung
in der Schule)
Neben der Darstellung der
Bedeutung von Medienbildung für die Schule sieht die KMK in der
Lehrerbildung eines der acht
Handlungsfelder, in
denen bestimmte "Voraussetzungen für eine umfassende, alle Fächer
einbeziehende Medienbildung in der Schule" (S.6) geschaffen werden müssen.
Die Lehrerbildung steht dabei in enger Wechselwirkung zu den anderen
Handlungsfeldern, für die "eine
ganzheitliche, vernetzte Strategie zur nachhaltigen Förderung der
Medienbildung in der Schule" (S.6, Hervorh. d. Verf.) zu entwickeln
ist.
Lehrkräfte benötigen, so die KMK-Empfehlungen, für die Vermittlung von
Medienbildung in der Schule eigene
Medienkompetenz und
medienpädagogische Kompetenzen.
Das bedeutet, so wir darin weiter ausgeführt, dass Lehrkräfte
-
kompetent und didaktisch
reflektiert mit den Medien und Medientechnologien umgehen können
-
Medienerfahrungen von Kindern
und Jugendlichen zum Thema machen
-
Medienangebote analysieren
und umfassend darüber reflektieren
-
gestalterische und kreative
Prozesse mit Medien unterstützen
-
mit den Schülerinnen und
Schülern über Medienwirkungen sprechen
Die KMK hat damit im Wesentlichen den Definitionen medienpädagogischer
Kompetenz entsprochen, wie sie in der Medienpädagogik entwickelt worden sind
(z. B. im handlungs- und
entwicklungsorientierten Ansatz von Tulodziecki,
Aufenanger, etc..
Die KMK empfiehlt den einzelnen Bundesländern daher
- eine ausreichende und verbindliche Verankerung von Medienbildung in
den Prüfungsordnungen der Bildungswissenschaften und der fachbezogenen
Lehrerausbildung (in der 1. und 2. Phase gleichermaßen)
- bedarfsgerechte Qualifizierungs- und Fortbildungsangebote zur
Medienbildung in Schule und Unterricht
Zur →Medienkompetenz
und der medienpädagogischen Kompetenz von Lehrkräften gehört heutzutage,
dass sie sich mit dem →Urheberrecht
auskennen. Dabei sollten Sie nicht nur wissen, was das Urheberrecht
verbietet, sondern sich vor allem auch damit befassen, welche Möglichkeiten
es gibt, Materialien zu suchen, zu finden und zu nutzen, die heutzutage über
das Internet verbreitet werden.
Die Suche nach und der urheberrechtlich korrekte Einsatz von Materialien,
die lizenzfrei (public domain) oder aber mit bestimmten →Creative
Commons-Lizensierungen versehen sind, gehört zur →Medienkompetenz
von Lehrkräften ebenso wie zu der von Schülerinnen und Schülern. Sie
müssen als Teil in der Lehrerausbildung verankert sein, damit die
Lehrkräfte mit solchen Materialien versiert umgehen können. (→Lizenzfreie
und CC-lizensierte Materialien suchen)
Für die Schülerinnen und Schüler ist dabei das Ziel zu
verfolgen, dass sie bei der Nutzung von Materialien aus dem Internet,
grundsätzlich ihre Quellen angeben, aber zugleich lernen lizenzfreie
und/oder CC-lizensierte Materialien zu verwenden und ggf. eigene Arbeiten
entsprechend auszuzeichnen. CC-lizensierte Materialen gehören, sofern eine
entgeltfreie Nutzung und zumindest die Weitergabe unter gleichen Bedingungen
(CC-BY-SA) möglich ist, zum großen Pool von Materialien, die in den Bereich
der OER-Materialien (Open Educational Ressources) fallen.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.03.2016 |
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