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Die
Ergebnisse der Potsdamer Konferenz der Großen Drei nach Kriegsende
werden und wurden von der historischen Forschung unterschiedlich
beurteilt.
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So betont Wolfgang Malinowski (1985), dass in
Potsdam an der Schwelle zwischen Krieg und Kaltem Krieg „lauter
falsche Kompromisse“ geschlossen worden seien. Und dies sei geradezu
zwangsläufig gewesen, wenn man berücksichtige, dass "drei Großmächte
mit grundverschiedenen Gesellschaftssystemen und Ideologien (…) ein
Land (beherrschten), in dem es keine Regierungen und keine
Verwaltungen mehr gab.“ Wenn dazu jede Besatzungsmacht im Alliierten
Kontrollrat ihr Veto habe einlegen können, sei der Zerfall in vier
Zonen vorgezeichnet gewesen. (vgl. Malinowski, Wolfgang: 1945.
Deutschland in der Stunde Null. Reinbek 1985, S.44 )
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Für den ehemaligen US-Botschaftsrat während der
Nachkriegsjahre 1944-46 in Moskau »George
F. Kennan (1904-2005) war die Potsdamer Erklärung ein rundum
deprimierendes Dokument. Er kritisierte unter anderem die unpräzise
Ausdrucksweise" des Abkommens, das „dehnbare Begriffe wie
‚demokratisch‘, ‚friedlich‘, ‚gerecht‘2 verwendet habe, die für
Regelungen mit der Sowjetunion vollkommen untauglich gewesen seien.
"Die Behauptung zum Beispiel“, so führt er aus, „wir würden zusammen
mit den Russen das deutsche Erziehungswesen „nach demokratischen
Richtlinien“ umformen, ließ Rückschlüsse zu, die nach allem, was wir
von der Geisteshaltung der sowjetischen Führer und den damaligen
russischen Erziehungsgrundsätzen wussten, völlig ungerechtfertigt
waren." Was in Potsdam von dem US-Präsidenten Roosevelt und dem
britischen Premierminister Attlee auf der einen und Josef Stalin
(UdSSR) auf der anderen Seite ausgehandelt wurde, "ließ sich“, so
Kennan, "selbst mit allergrößter Naivität nicht entschuldigen."
(zit. n.: Eschenburg, Theodor (Hg.): Jahre der Besatzung 1945-1949,
Stuttgart-Wiesbaden 1983, S.51f.)
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Für Rolf Steininger (1986, S.63f.) wurde auf
der Potsdamer Konferenz trotz der Betonung, Deutschland als
wirtschaftliche Einheit behandeln zu wollen, "de facto die Teilung
Deutschlands beschlossen." Indem Deutschland nämlich in ein
westliches und östliches Reparationsgebiet eingeteilt worden sei,
habe man sich von dem Gedanken an die weitere politische Einheit
Deutschlands verabschiedet, deren Grundlage die wirtschaftliche
Einheit Deutschlands darstellen musste. (vgl. Steininger, Rolf:
Deutsche Geschichte 1945-1961, Frankfurt 1986, S.63f.)
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Für die Autoren des Kleinen politischen
Wörterbuchs der DDR (1973) stand hingegen die Schuld des Westens
fest: "Die Grundsätze des Potsdamer Abkommens sind... nur im Gebiet
der heutigen DDR konsequent verwirklicht worden. Hier wurde mit
Unterstützung der sowjetischen Besatzungsorgane eine
antifaschistisch-demokratische Ordnung errichtet, auf deren
Grundlage die von der Arbeiterklasse und ihrer
marxistisch-leninistischen Partei geführten Werktätigen die
sozialistische Revolution durchführten... In den Besatzungszonen der
Westmächte, der heutigen BRD, wurden dagegen die in Potsdam
getroffenen Vereinbarungen von Anfang an missachtet und gröblich
verletzt.“ (aus: Böhme, Waltraut u.a. (Hg.); Kleines politisches
Wörterbuch, Berlin (DDR), 1973, S.665f.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
22.11.2014 |
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