Home
Nach oben
Zurück
 

 

Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen 1945

Lauter faule Kompromisse?

Die Potsdamer Konferenz (Juli/Aug. 1945) im Urteil der Wissenschaft


Die Ergebnisse der Potsdamer Konferenz der Großen Drei nach Kriegsende werden und wurden von der historischen Forschung unterschiedlich beurteilt.

  1. So betont Wolfgang Malinowski (1985), dass in Potsdam an der Schwelle zwischen Krieg und Kaltem Krieg „lauter falsche Kompromisse“ geschlossen worden seien. Und dies sei geradezu zwangsläufig gewesen, wenn man berücksichtige, dass "drei Großmächte mit grundverschiedenen Gesellschaftssystemen und Ideologien (…) ein Land (beherrschten), in dem es keine Regierungen und keine Verwaltungen mehr gab.“ Wenn dazu jede Besatzungsmacht im Alliierten Kontrollrat ihr Veto habe einlegen können, sei der Zerfall in vier Zonen vorgezeichnet gewesen. (vgl. Malinowski, Wolfgang: 1945. Deutschland in der Stunde Null. Reinbek 1985, S.44 )

  2. Für den ehemaligen US-Botschaftsrat während der Nachkriegsjahre 1944-46 in Moskau »George F. Kennan (1904-2005) war die Potsdamer Erklärung ein rundum deprimierendes Dokument. Er kritisierte unter anderem die unpräzise Ausdrucksweise" des Abkommens, das „dehnbare Begriffe wie ‚demokratisch‘, ‚friedlich‘, ‚gerecht‘2 verwendet habe, die für Regelungen mit der Sowjetunion vollkommen untauglich gewesen seien. "Die Behauptung zum Beispiel“, so führt er aus, „wir würden zusammen mit den Russen das deutsche Erziehungswesen „nach demokratischen Richtlinien“ umformen, ließ Rückschlüsse zu, die nach allem, was wir von der Geisteshaltung der sowjetischen Führer und den damaligen russischen Erziehungsgrundsätzen wussten, völlig ungerechtfertigt waren." Was in Potsdam von dem US-Präsidenten Roosevelt und dem britischen Premierminister Attlee auf der einen und Josef Stalin (UdSSR) auf der anderen Seite ausgehandelt wurde, "ließ sich“, so Kennan, "selbst mit allergrößter Naivität nicht entschuldigen." (zit. n.: Eschenburg, Theodor (Hg.): Jahre der Besatzung 1945-1949, Stuttgart-Wiesbaden 1983, S.51f.)

  3. Für Rolf Steininger (1986, S.63f.) wurde auf der Potsdamer Konferenz trotz der Betonung, Deutschland als wirtschaftliche Einheit behandeln zu wollen, "de facto die Teilung Deutschlands beschlossen." Indem Deutschland nämlich in ein westliches und östliches Reparationsgebiet eingeteilt worden sei, habe man sich von dem Gedanken an die weitere politische Einheit Deutschlands verabschiedet, deren Grundlage die wirtschaftliche Einheit Deutschlands darstellen musste. (vgl. Steininger, Rolf: Deutsche Geschichte 1945-1961, Frankfurt 1986, S.63f.)

  4. Für die Autoren des Kleinen politischen Wörterbuchs der DDR (1973) stand hingegen die Schuld des Westens fest: "Die Grundsätze des Potsdamer Abkommens sind... nur im Gebiet der heutigen DDR konsequent verwirklicht worden. Hier wurde mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsorgane eine antifaschistisch-demokratische Ordnung errichtet, auf deren Grundlage die von der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei geführten Werktätigen die sozialistische Revolution durchführten... In den Besatzungszonen der Westmächte, der heutigen BRD, wurden dagegen die in Potsdam getroffenen Vereinbarungen von Anfang an missachtet und gröblich verletzt.“ (aus: Böhme, Waltraut u.a. (Hg.); Kleines politisches Wörterbuch, Berlin (DDR), 1973, S.665f.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 22.11.2014

 


   Arbeitsanregungen

  1. Arbeiten Sie die verschiedenen Positionen zum Potsdamer Abkommen heraus.

  2. Nehmen Sie zu der jeweiligen Beurteilung unter Berücksichtigung der weiteren historischen Entwicklung Stellung.
     

     
 

Center-Map ] Kriegskonferenzen ] Bausteine ] Karten ]

 

   


          CC-Lizenz
 

 

Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA) Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de