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Am 14.11.1941 gaben US-Präsident
Franklin D. Roosevelt
(1882-1945, Präsident von 1933-145) und der
britische Premierminister
Winston Churchill
(1874-1965, Premierminister 1940-45 und 1951-55) nach einem geheimen
Zusammentreffen auf einem US-Kriegsschiff vor der Küste Neufundlands
bekannt, wie sie sich die Nachkriegsordnung nach einem Sieg über
Deutschland vorstellten. Damit besiegelten beide Regierungen ihr Bündnis
gegen das nationalsozialistische Deutschland, das zwei Jahre zuvor mit
dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg entfesselt hatte. Zugleich
stimmten sie, noch vor dem Kriegseintritt der USA, ihre Ziele
miteinander ab.
Historisch gesehen ist die Atlantik-Charta vor allem aus zwei Gründen
bedeutsam:
-
Die
Atlantik-Charta verdeutlicht den Wandel der US-Außenpolitik
gegenüber Nazi-Deutschland und zugleich den Anspruch auf eine
internationale Führungsrolle. (Kriegeseintritt der USA, Dez. 1941)
-
Mit ihren
einzelnen Bestimmungen entwirft sie eine Ordnung des internationalen
Rechts, die schon wesentliche Prinzipien der 1945 gegründeten
Vereinten Nationen (»Charta
der Vereinten Nationen) enthält. Noch 1942 schlossen sich 24 weitere
Nationen, darunter die Sowjetunion und China, der Deklaration an und
bis März 1945 kamen noch 19 Staaten hinzu.
Der Originaltext in engl. Sprache
(pd, eingebunden über Wikimedia commons) |
Franklin D. Roosevelt (USA) und Winston Churchill
(GB)
an Bord der britischen HMS Prince of Wales
vor Neufundland, Nov. 1941
(pd, eingebunden über Wikimedia commons) |
Textquelle:
"Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Ministerpräsident
Churchill, als Vertreter der Regierung Seiner Majestät im Vereinigten
Königreich, erachten es als ihr Recht, einige allgemeine Prinzipien der
Politik ihrer Länder bekanntzugeben, Prinzipien, auf deren
Verwirklichung sich ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Welt
gründen.
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Ihre Länder
streben keinerlei Bereicherung an, weder in territorialer noch in
anderer Beziehung.
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Sie wünschen
keinerlei territoriale Veränderungen, die nicht im Einklang mit den
in voller Freiheit ausgedrückten Wünschen der betroffenen Völker
stehen.
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Sie achten
das Recht aller Völker, sich jene Regierungsform zu geben, unter der
sie zu leben wünschen. Die souveränen Rechte und autonomen
Regierungen aller Völker, die ihrer durch Gewalt beraubt wurden,
sollen wiederhergestellt werden.
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Sie werden,
ohne ihre eigenen Verpflichtungen außer Acht zu lassen, für einen
freien Zutritt aller Staaten, der großen wie der kleinen, der Sieger
wie der Besiegten, zum Welthandel und zu jenen Rohstoffen eintreten,
die für deren wirtschaftliche Wohlfahrt vonnöten sind.
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Sie
erstreben die engste Zusammenarbeit aller Nationen auf
wirtschaftlichem Gebiete, eine Zusammenarbeit, deren Ziel die
Herbeiführung besserer Arbeitsbedingungen, ein wirtschaftlicher
Ausgleich und der Schutz der Arbeitenden ist.
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Sie hoffen,
dass nach der endgültigen Vernichtung der Nazi-Tyrannei ein Frieden
geschaffen werde, der allen Völkern erlaubt, innerhalb ihrer Grenzen
in vollkommener Sicherheit zu leben, und der es allen Menschen in
allen Ländern ermöglicht, ihr Leben frei von Furcht und von Not zu
verbringen.
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Dieser
Friede soll allen Völkern die freie Schifffahrt auf allen Meeren und
Ozeanen ermöglichen.
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Sie sind von
der Notwendigkeit überzeugt, dass aus praktischen wie aus sittlichen
Gründen alle Völker der Welt auf den Gebrauch der Waffengewalt
verzichten müssen. Da kein Friede in Zukunft aufrechterhalten werden
kann, solange die Land-, See- und Luftwaffen von Nationen, die mit
Angriff auf fremdes Gebiet gedroht haben oder damit drohen können,
zu Angriffszwecken benutzt werden können, halten sie bis zur
Schaffung eines umfassenden und dauerhaften Systems allgemeiner
Sicherheit die Entwaffnung dieser Nationen für notwendig. Ebenso
werden sie alle Maßnahmen unterstützen, die geeignet sind, die
erdrückenden Rüstungslasten der friedliebenden Völker zu
erleichtern."
(Quelle der Übersetzung: Die Welt seit 1945.
Materialien für d. Geschichtsunterricht, hrsg. von Herbert Krieger,
Teil 1. Diesterweg, Frankfurt am Main u. a. 1983, S. 1.)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
22.11.2014 |
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