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Studentenleben in der frühen Neuzeit (1350-1789)

Studentensprache

 
GESCHICHTE
Grundbegriffe der Geschichte Europäische Geschichte  ● Frühe Neuzeit (1350-1789) Zeitalter der Renaissance (ca.1350-1450) Reformation und Glaubenskriege (1517-1648) Zeitalter der Entdeckungen (1415-1531) Absolutismus und Aufklärung (ca. 1650-1789) Beginn des bürgerlichen Zeitalters Einzelne sozial- und mentalitätsgeschichtliche Aspekte Überblick [ Studentenleben Überblick Die Universität: ein Personenverband mit besonderen Rechten Die innere Organisation der Universitäten Soziale Zusammensetzung der Studenten Der Gang eines Studiums Studierende und ihre AbschlüsseDas Leben in der Burse Die Deposition Pennalismus Trinkgelage in Pluderhosen StudentenspracheTextauswahl ▪ Bausteine ▪ Links ins Internet ] Deutsche Geschichte
 

»Friedrich Kluge, Studentensprache, Straßburg 1895 (google books)
»Kindleben, Christian Wilhelm (1781):Studenten-Lexicon .. .Halle 1781

Für die Studentenkultur in der ▪ Frühen Neuzeit (1350-1789) war neben verschiedenen Geselligkeitsformen vor allem die Sprache ein Mittel, das identitätsstiftend wirkte und für den sozialen Zusammenhalt und die Abgrenzung der Studenten von anderen gesellschaftlichen Gruppen sorgte. Insbesondere in den ▪ Burschenschaften und Studentenverbindungen vom 18. Jahrhundert an, bildete sich dabei ein Jargon aus, der sich an den (Männlichkeits-)Ritualen und Hierarchien dieser Gemeinschaften orientierte. Aber auch in Landsmannschaften, in denen sich Studenten, die aus einer bestimmten Gegend zum Studium in eine Universitätsstadt kamen, bildete sich eine besondere "Studentensprache" aus, die z. T. das "fachsprachliche" Vokabular für die verschiedenen Kommente lieferte. Immer wieder ging es dabei auch um Trinkrituale in geselliger Runde, wie z. B. der ▪ Biercommers von "Blasius Vieltrunk" aus dem Jahr 1616 verdeutlichen kann.

Die »Oeconomische Encyclopädie, eine zwischen 1773 und 1858 großteils von Johann Georg Krünnitz (1728-1796) geschaffene deutschsprachige »Enzyklopädie in 242 Bänden, die jeweils zwischen rund 600 und mehr als 900 Seiten umfassen, ist die wohl wichtiges Quelle zu Wirtschaft und Technik der Zeit zwischen Aufklärung und Industrialisierung.

Als »Online-Version kann in dem fast 170.000 Stichwörter umfassenden Werk recherchiert werden.

Unter dem Stichwort "Studentenwörter" gibt die Enzyklopädie einen Überblick über besondere Ausdrücke, die in der Studentensprache ihrer Zeit, deren Begriffsgeschichte sicherlich in vielen Fällen aber auch weiter zurückreicht. Dabei stellt die "Studentensprache" eine sprachliche Varietät dar.

Als "Studentenwörter" werden in der Oeconomischen Encyklopädie diejenigen Wörter und Redensarten bezeichnet, "die bei den Studiosen üblich sind." Dazu gehören die folgenden Wörter, die hier nicht im Fließtext, sondern aufgelistet präsentiert werden. Zugleich werden die Stichwörter mit Textmarken versehen, sodass auch eine Verlinkung darauf möglich ist. [Hervorhebungen d. Verf.]

Abiturient, ein von der Hochschule Abgehender

Absegeln, davon gehen, die Hochschule Schulden oder eines Duells halber verlassen

Abwichsen, abprügeln, derb durchhauen

Altes Haus, ein Student im fünften Semester

Ankeilen, etwas anschaffen, z. B. Geld, geschehe es nun auf welche Weise es wolle, hauptsächlich aber durch den Versatz von Kleidungsstücken, Büchern etc.

Anschiß, beim Duelle, die Verwundung, die Einer von den Duellanten erhält, gleichviel ob sie ihm durch einen Hieb oder Stich versetzt, oder  beigebracht wird Anwichsen, etwas anschaffen

Baaria, das baare Geld

Bemooster Bursche, ein Student, der schon zwei Jahre auf der Hochschule ist, oder dieselbe besucht

Benamsen, benennen.

Biercomment, der Brauch beim Biertrinken auf Commerschen oder in der Kneipe

Bierconvent, eine Versammlung der Studenten, die beim Biertrinken oder Biere gehalten wird. Bei der Existenz der Landsmannschaften, war es die Versammlung eines Korps, einer einzelnen Landsmannschaft, z. B. der Frankonia, der Marchia, der Saxonia, Vandalia, Thüringia, Teutonia, Constantia etc.

Biergöttin, Cerevisia benannt, welche die Studenten verehren.

Bierskandal, eine Bierfehde, die in einem gewissen Quantum Biers besteht, das zwei Studenten sich anheischig gemacht, zu sich zu nehmen, und worüber Sekundanten zu beiden Seiten wachen. Der Erste, der unterliegt, hat die Fehde verloren, welches die Sekundanten bestimmen und öffentlich in der Kneipe proklamiren.

Bleyvogel, eine feile Dirne

Bluten, bezahlen müssen, welches ehemals oft die Musensöhne traf, wenn sie beim Jubiliren die Fenster einwarfen, die Laternen auf den Straßen zerstörten, oder bei einem Pereatbringen Unfug begingen; so auch bei einer Katzenmusik.

Brander, Brandfuchs, ein Student im zweiten Semester

Brennen, durchbrennen, davon gehen, ohne zu bezahlen, seine Schulden im Stiche lassen.

Brummer, die Geldforderer, Mahner.

Burschencomment, der Burschenbrauch, s. Comment.

Cartellträger, der Ueberbringer einer Herausforderung zum Duell.

Chargen, Aemter bei den burschenschaftlichen und landsmannschaftlichen Verbindungen, und die Chargirten waren die Beamten bei einer solchen Verbindung. -- Cerevisia, s. Biergöttin.

Cereviskappe, die beim Fuchscommersch durchlöcherte Mütze, auch jede Studentenmütze von Kneipanten.

Comment, der Burschenbrauch

Commentbursche, ein Student, welcher den Comment versteht und ihn ausübt

Commentreiterey, die praktische Befolgung des Comments in allen seinen Theilen; dann hat man noch den Siecomment, den Ducomment, den Hiebkomment, den Stoßcomment und den Kneipcomment, Alles Regeln, wie man sich bei vorkommenden Fällen, wo man zu handeln hat, hierin benehmen soll.

Commersch oder Commers, ein Trinkgelag, eine Trinkgesangsbelustigung von Universitätskneipanten, oder eine Trinkgesellschaft der Studenten, wobei zugleich gesungen wird. Einige dieser Gelage führen besondere Namen, wie z. B. der Fuchscommersch, wobei der Landesvater und andere Lieder gesungen werden;  Wochencommersche, die in Jena alle vierzehn Tage abgehalten wurden, und worauf sich alle Landsmannschafter einfanden, die jedesmal von einem Korps, welches die Musik bezahlte, eingeladen wurden; jetzt eingegangen. Dergleichen Gelage wurden besonders von den Korpsburschen oder Landsmannschaftern begangen.

Commerschiren, ein Trinkgelage feiern, welches Musensöhne begehen

Commerschlieder, lustige Lieder oder Arien, die bei den Commerschen gesungen werden, größtentheils Trinklieder.

Commilitonen, Gefährten, Mitgefährten im Allgemeinen, und Vereinsburschen insbesondere auf einer Hochschule.

Confirmationsschnipel, der Frack oder Leibrock, der auch bloß Schnipel genannt wird.

Consenior, der zweite Vorsteher, der Untervorsteher.

Contrahiren, unterhandeln bei Duellen.

Convent, die Zusammenkunft der Landsmannschaften, Burschenschaften etc. unter sich, das heißt, jedes einzelne Korps, und der Generalconvent, wo alle Landsmannschafter zu einer gemeinschaftlichen Versammlung zusammen kamen oder traten, um über einen Aufzug, eine Schlittenfahrt etc. zu berathschlagen.

Dämmern, umhergehen, spazieren gehen.

Decken, freihalten, bei einem Schmause oder Trinkgelage.

Deponiren, einen angehenden Studenten mit einer gewissen Feierlichkeit zur Aufnahme in die Matrikel fähig machen, worüber er einen Depositionsschein (signum depositionis) erhielt. Dieser Gebrauch ist jetzt auf den Hochschulen abgeschafft, doch kommt das Wort deponiren noch vor. -

Doktor, Lehrer; auf einen Doktor studieren, so und so viele Gläser Bier trinken, bei einer Bierfehde.

Dornknüppel, der Ziegenhainer oder Renommistenstock, der Burschenknüppel.

Ducomment, der Brauch auf einigen Hochschulen sich Du zu nennen, wie z. B. in Jena, Halle etc., wo jeder Student ohne Unterschied, sobald er auf die Hochschule kommt, gleich mit Du angeredet wird, zum Unterschiede von dem Siecomment, wo das Sie nur gebräuchlich ist, wie z. B. in Berlin, Göttingen, Erlangen, Wien, München, überhaupt auf den meisten Hochschulen Deutschlands. Dieses Sie schließt aber das Du beim Brüderschafttrinken nicht aus, und in sofern giebt es auch Dutzbrüder auf den Hochschulen, wo der Siecomment herrscht.

Dutzbruder, s. das vorhergehende Wort.

Einpacken, nicht fortkommen können, in einer Sache aufhören. Er hat im Reden, Disputiren etc. einpacken müssen, ist darin stecken geblieben, nicht fortgekommen.

Extern, plagen, peinigen. Von seinen Schuldforderern, seinen Gläubigern geextert werden.

Famos, berüchtiget.

Famulus, ein armer Student, der bei einem Professor in den Hörsälen Handreichungen thut, die Plätze beschlägt, auch, wo kein Quästor auf der Hochschule ist, das Honorar für die Kollegia eintreibt, und dafür manchen Genuß von dem Professor hat, auch dessen Bibliothek, Kabinette etc. benutzen kann. In Halle wird ein solcher Student Fiskal genannt.

Fidel, lustig, heiter, aufgeräumt; Fidelität, Aufgereimtheit, Lustigkeit.

Finke, ein Student in Jena, der sich zu keiner Verbindung hält.

Floriren, lustig und in guten Umständen seyn, Geld zu verzehren haben.

Flott, froh, lustig; flott leben, lustig leben, flott trinken, meisterhaft trinken, ein flotter Bursche, ein aufgeräumter, lustiger Bursche, der viel Geld sitzen läßt, die Kneipen fleißig besucht.

Freinacht, die Erlaubniß, eine Nacht hindurch zu commerschiren, bei besonderen Gelegenheiten.

Fuchs, der Student im ersten Semester seines Besuchs der Hochschule.

Fuchscommersch; s. unter Commersch, [...]

Fuchsmajor, ein Titel, welchen derjenige Student erhält, der sich als Fuchs zum ersten Male schlägt, und seinen Gegner verwundet.

Fuchskollegium, die Logik oder Vernunftlehre, weil sie die angehenden Studenten zuerst hören.

Gifthütte, die Brandweinschenke; Giftier, der Brandweinschenker. 

Goldfuchs, ein Student im fünften Semester, der auch bemooster Bursche etc. genannt wird.

Hahn, ein renommirter Student; daher Kampfhahn, derjenige, welcher sich im Schlagen oder Stoßen auszeichnet, ein geübter Hieb= oder Stoßfechter, Schläger etc. ist; Bierhahn, ein Student, der sich im Biertrinken auszeichnet, viele feiner Mitkneipanten unter den Tisch getrunken hat.

Hänseln, so viel als deponiren, zu einer Sache einweihen, zum Studieren einweihen.

Hauspump, Hausduhmen, der Credit beim Wirthe.

Hundsfott, die Beschimpfung eines Studenten, welche zum Duell nöthiget, oder ein Duell bedingt, wie auch dummer Junge, wenn dieses Schimpfwort Einem aufgebrummt wird.

Jubeln, sich lustig machen, sich belustigen, besonders durch Trank und Gesang.

Kameel, ein Name derjenigen Studenten, die in keiner Korpsverbindung stehen, besonders in Halle.

Kampfhahn, s. unter Hahn.

Katzenjammer, eine Entledigung des Ueberflusses an Getränken und Speisen nach einer durchschwärmten Nacht, auch selbst während des Jubelns.

Keilen, etwas anschaffen; Keilsystem, Jemanden zu einer Verbindung locken, gleichsam anwerben; ankeilen, anlocken; verkeilen, versetzen. Er hat seine Kleider, seine Bücher verkeilt, versetzt.

Kneipe, das Bierhaus, die Bierschenke, worin Studenten verkehren; auch die Wohnung des Studenten.

Kneipwirth, der Bierschenker. Kneipant, derjenige, welcher einkneipt oder einspricht, um zu trinken. Daher Kneipanten, die durstigen Musensöhne. Mitkneipant, der Gefährte, welcher die Kneipe mit besucht. Kneipen, in eine Kneipe einkehren, um zu trinken.

Knoten, eine Benennung der Handwerksburschen auf einigen Hochschulen;

Kohlen, auf Jemanden durch allerhand verfängliche Reden eindringen; auch heißt kohlen durchnehmen.

Koramiren, herausfordern.

Koram nehmen, Jemanden einer Sache halber zur Rede stellen.

Korps, ein Verein von Studenten aus einer Provinz, einer Gegend, auch Landsmannschaft genannt. Korpsbursche, ein Student, welcher zu einer solchen Verbindung gehört. Korpskneipe, ein Wirthshaus, worin die Korpsburschen zusammen kommen.

Kuchenprofessor, der Kuchen= oder Zuckerbäcker, bei dem die Studenten auch einsprechen.

Kümmeltürke, ein Student, der in der Umgegend einer Hochschule, worauf er studiert, zu Hause gehört.

Landsmannschaft, Korps, ein Verein von Studierenden aus einer Gegend, oder einer Provinz eines Landes, auch wohl aus einem ganzen Landestheile, die sich zu einem gemeinsamen Beistande auf der Hochschule  verbunden hatten, und als äußeres Verbindungszeichen die Landesfarben trugen, z. B. dergleichen farbige Müzzen, Pfeifenquasten etc.;

Ledern, tapfer, tüchtig, dann auch trocken, steif.

Lungenhieb, ein beißender Verweis, eine Satyre.

Luxen, abschwatzen, Jemanden etwas auf eine listige Art zu entziehen suchen

Maaßregeln, eine Art des Consilirens

Manichäer, die Gläubiger der Studenten; manichäern, mahnen.

Markus, der Marqueur in den Wein=, Bier= und Kaffeehäusern; auf einigen Hochschulen wird er auch Pontus genannt.

Mensur, die Distanz, welche beim Fechten und bei Duellen zwischen den Fechtenden oder Duellanten gehalten wird.

Mist, Verlegenheit; auf dem Miste seyn, in Verlegenheit seyn, kein Geld und keinen Kredit haben.

Monarchen, die harten Thaler, daher Preußische, Sächsische Monarchen, harte Thaler.

Moneten, Geld, Baarschaft.

Mosen, Gelder.

Muckern, die Stube hüten, fleißig studieren.

Nachtouschiren, Worte nach einer Beleidigung noch wechseln; nicht mehr nachtouschiren, kein Wort nach einer kränkenden Beleidigung mehr wechseln, sondern foxdern, oder den Beleidiger nicht achtend verlassen; denn niedrige Beleidigungen etc. wurden in der Regel von dem Seniorenconvente bestraft.

Ochsen, tüchtig arbeiten, das Versäumte nachholen.

Opfern, Geld spenden.

Ordiniren, zu einem Amte einweihen, besonders die Kandidaten.

Orgeln, liebkosen, karessiren.

Orkus, die Unterwelt, eine Kammer mit Stroh belegt, neben dem Commerschsaale, nach dem Hofe hinaus, worein »Charon, der Fährmann, die beim Commersche unter den Tisch gesunkenen Trinker mit seinen Gehülfen schleppte, um sich daselbst von dem Rausche zu erholen, und geschah dieses nicht, so wurden sie bei Beendigung des Commersches, gegen Mitternacht, auf einen Wagen geladen, und nach der Stadt zu ihrer Wohnung gefahren.

Paffen, Tabakrauchen, und der Paffer, der Tabakraucher oder Schmaucher.

Patent, fein, zierlich, wird von Studenten gesagt, die sich sehr zierlich kleiden, und zu den Kameelen oder Finken gehören. Ein patenter Bursche, ein feiner, zierlicher Studiosus, ein Stutzer.

Pauken, schlagen, sowohl auf dem Fechtboden, als auch im Duelle, daher die Paukbinde, die um den Leib beim Stoßfechten gelegt wird; die Paukhosen, der Paukhut, die Paukhandschuhe, beim Hiebfechten, wattirte oder ausgestopfte Beinkleider von Leder, ein starker Filzhut, Büffellederne Stulphandschuhe, die bis zum Ellenbogen reichen. Einpauken, heißt sich sowohl im Fechten dergestalt üben, daß man es mit Jedem im Pauken übernehmen kann, als auch sich in der Kneipe im Biertrinken üben. Niederpauken, im Duelle seinen Gegner verwunden. Paukant, der sich mit dem Hieber oder der Stoßwaffe schlägt oder stößt. Paukhahn, der im Schlagen sehr geübt ist, eine große Fertigkeit besitzt. Paukpraxis, die Uebung im Pauken. Paukwuth, die übertriebene Lust, sich zu duelliren, das Verlangen und Aufsuchen von Skandalen, um ein Duell zu beginnen.

Pereiren, ein Pereat bringen.

Philister, der Nichtstudierende, derjenige, der nicht das akademische Bürgerrecht hat, also jeder Staatsbürger ohne Unterschied, sobald er nicht Student ist.

Pichen, zechen, viel trinken.

Pillen geben, Verweise; beim Duelle wird es auch von Kugeln geben verstanden.

Poenen, verpönen, eine harte Strafe worauf setzen.

Pokuliren, trinken.

Potentaten, die Füße; auf schwachen Potentaten stehen, auf schwachen Füßen.

Proklamiren, beim Trinken, die Anzahl der getrunkenen Gläser bei einer Bierfehde bekannt machen.

Promoviren, zu einer Würde erhöhen; auch mitnehmen, stehlen. Er hat meinen Schlafrock promovirt, mitgenommen, gestohlen.

Prost, Herr Bruder! wird beim Trinken gebraucht, und heißt so viel, als: Wohl bekomme es! worauf der Andere antwortet: Reprost! indem er dadurch den Trinkgruß zurückgiebt.

Pro poena trinken, beim Commersch, ein oder mehrere Gläser leeren, und wer dieses nicht kann, begeht einen Verstoß oder Verschiß.

Pump, der Kredit; einen guten Pump haben, einen guten Kredit; der Hauspump, der Kredit bei den Wirthsleuten. Pumpen, auf Kredit nehmen.

Recommandiren, die ledernen Beinkleider hinten auswattiren, ausstopfen, damit sie prall sitzen.

Rempeln, im Commerschsaale umherrennen, und sich gegenseitig mit den Armen stoßen.

Renommiren, sich sowohl in der Kleidung, als auch in seinen ungebundenen freien Manieren auszeichnen, daher der Renommist;

Renonce, bei den Korpsbrüdern oder Landsmannschaftern, diejenigen, welche in ein Korps aufgenommen zu werden wünschen, also noch nicht recipirt sind, und hierauf eine Anwartschaft haben, da sie schon auf den Comment verpflichtet worden.

Revociren, zurücknehmen, vor einem Duelle den Schimpf, die Beleidigung

Rezipiren, aufnehmen, z. B. in eine Gesellschaft; daher die Rezeption, Aufnahme.

Rüffel, ein Verweis.

Saalathen, eine Benennung der Studenten in Halle und Jena, weil beide Städte an der Saale liegen, so wie die Leipziger Studenten Pleißathen heißen.

Satisfaktion, Genugthuung geben oder nehmen. Er giebt mir keine Satisfaktion, keine Genugthuung.

Schassen, fortjagen, den Abschied geben.

Schießen, stehlen.

Schisser, Stubenschwitzer; derjenige Student, der fleißig arbeitet, erhält diesen Namen von seinen lustigen Commilitonen.

Schiß haben, in Schulden stecken.

Schleppen, auch collé schleppen, einen Studenten aufs »Karzer bringen, welches auf einigen Hochschulen von den »Pedellen geschieht, auf andern aber von den Schnurren oder Häschern. Das Schleppgeld, welches der Student dafür bezahlen muß, welches auch Sitzgeld genannt wird.

Schmachten, sich nach Jemanden sehnen. Laß sie schmachten, ein Mädchen, es warten oder sitzen lassen, besonders auf Bällen etc. -

Schmollen, böse seyn, einen Groll auf Jemanden haben.

Schmollis, beim Trinken, schmal aus, rein aus, so daß nichts in dem Glase bleibt, bis auf die Nagelprobe. Schmollis! Herr Bruder, beim Zutrinken: rein aus, worauf der Andere erwidert: Fiducit, auf deine Freundschaft.

Schnabeliren, was Gutes essen, was für den Schnabel paßt, ihm behagt.

Schnabelweide, ein Kuß von einem hübschen Mädchen; auch Speisen, die den Gaumen kitzeln.

Schnurren, betteln, herumgehen, und um ein Viatikum ansprechen; auch die Häscher auf Hochschulen; ferner Possen, lustige Einfälle.

Schuppen, vom breiten Stein, von den Steinen in der Mitte der Straße hinab stoßen, welches von den Studenten auf den Universitäten geschieht.

Schürzenstipendium, eine Unterstützung von einem Frauenzimmer

Schuß haben, nicht recht klug sein.

Schwaddroniren, unnützes Zeug reden, viel zusammen schwatzen.

Schwänzen, ein Kollegium versäumen, nicht hören.

Schwindeln, närrische Streiche machen. Schwindelgeist, Jemand, der allerlei thörichte, alberne Dinge vornimmt.

Schwitzen, beim Examen.

Schwulität, Verlegenheit, unangenehme Dinge.

Semester, ein halbes Jahr auf Hochschulen. Das Triennium hat sechs Semester. Das Sommer= und das Wintersemester, das Sommer= und das Winterhalbjahr, worin studiert wird.

Senior, der Vorsteher einer Ordensverbindung oder einer Landsmannschaft. Auf ihn folgt der Subsenior oder Consenior, Untervorsteher, welcher oft die Stelle des Seniors vertritt. Sie und der Sekretair machen den Seniorenconvent oder bilden den Seniorenconvent, und heißen Chargirte oder Beamte.

Seniorenconvent, das Amt, welches vom Senior bei einer Landsmanschaft werwaltet wird, und dann machen die Vorsteher einer Verbindung, einer Landsmannschaft, dieses Amt aus.

Seniorenconvent, die Versammlung der Senioren aller Landsmannschaften auf einer Hochschule, zur gemeinsamen Berathung über einen Aufzug, Fackelzug, eine Schlittenfahrt etc.

Siecomment, s. Ducomment.

Skisiren, sich, davon gehen, heimlich weggehen oder entfernen.

Spannen, noch eine Flasche zusammen trinken, wenn schon Jeder seine Portion genossen hat.

Speyer, eine Stadt, in welcher ehemals der »Reichstag gehalten wurde. Man sagt daher: Nach Speyer appelliren, wenn man den Ueberfluß von sich geben, sich übergeben muß.

Spießer, Gelder. -

Spionircohorte, werden die »Pedelle und deren Anhang auf einer Hochschule genannt, weil sie überall auf die Studiosen lauern und ihre Handlungen beobachten

Stechen, Jemanden traulich wovon benachrichtigen und vor einer Sache warnen

Steigen, in die Höhe gehen; mit den Gläsern steigen, mehr Gläser, als man gewöhnlich zu trinken gewohnt ist, zu sich nehmen. Sich versteigen, beinahe eben so viel, als sich vergalloppiren, zu weit oder unrecht gehen, einen Fehltritt thun

Stibitzen, wegnehmen, stehlen

Skandal, Verdruß, Lärm, Ungelegenheit. Skandaliren, Lärm machen. Sich worüber skandalisiren, sich über Etwas ärgern, einen Anstoß woran nehmen. Skandalös, ärgerlich, anstößig.

Striegeln, Jemanden aufziehen, sowohl in Worten, als in Schriften.

Stubenarrest, bei den Studenten eine Strafe, wenn denselben von dem Rektor oder Prorektor anbefohlen wird, die Stube nicht zu verlassen

Stubenbursche, ein Student, der mit einem andern auf einer Stube wohnt

Subsenior, Consenior, der Untersenior oder zweite Senior bei einer Landsmannschaft oder einem Korps

Suppenautor, der Gastwirth, bei dem Studenten speisen

Taxiren, etwas mitgehen heißen, mitnehmen, ohne anzufragen, stehlen

Theereiten, sich bei einem Professor in Gunst setzen

Theek, schlecht, geringe. Ein theeker Kerl, ein elender Mensch, der kein Geld und keinen Kredit hat. Ich bin theek, bettel arm.

Theekessel, ein einfältiger Mensch, auch Jemand, der sich eingezogen hält.

Tief, wird beim Pereat gebraucht. Pereat tief! ist dem Vivat hoch! entgegengesetzt

Treten, Einen, ihn drücken, heftig zusetzen, mahnen.

Trommeln, austrommeln, so viel wie auspochen, welches auf Hochschulen ehemals bei Füchsen geschah; 

Trumpfen, abtrumpfen, Einem einen Verweis geben.

Uebers Ohr hauen, betriegen

Verkeilen, versetzen

Verlustiren, sich lustig machen.

Verquasen oder verquisten, verschwenden. Er verquast seine Zeit, verschwendet sie. [in der Originalliste alphabetisch falsch eingeordnet]

Verruf, im, Verschiß, Einen von allen Handlungen ausschließen.

In Verruf erklären, bei den Landsmannschaften, Jemanden außer dem Gesetze erklären, so daß er nicht eher wieder an irgend einer Zusammenkunft, einem Commersche, Feste etc. Theil nehmen kann oder zugelassen wird, als bis der Verruf aufgehoben worden. Der in Verruf Erklärte war auf die Dauer der Strafe, die nicht unter einem halben Jahre verkürzt wurde, ehrlos, besonders in Jena. Bei ehrlosen Handlungen wurde der perpetuelle Verruf erkannt.

Verschiß, ein Verstoß, ein Fehler, in Verschiß gerathen, ist beinahe soviel, als in Verruf kommen, wenn nämlich gegen den Burschencomment etc. ansehnlich gefehlt worden

Verschnallen, verkaufen

Versilbern, zu Gelde machen.

Vigiliren, nach hübschen Mädchen schauen, auf sie mit den Augen Jagd machen

Wetzen, den Degen auf den Steinen, geschieht, wenn die Studenten Einen herausfordern oder provociren wollen.

Wichs, in, Putz, in Wichs seyn, sehr geputzt, in Galla erscheinen

Wichsen, prügeln; aufwichsen, zu Essen und zu Trinken auftragen

Wolle, in der Wolle seyn, bei guten Umständen

Zechbruder, Trinkbruder.

»Friedrich Kluge, Studentensprache, Straßburg 1895 (google books)
»Kindleben, Christian Wilhelm (1781):Studenten-Lexicon .. .Halle 1781

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 25.02.2022

   
 

 
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