Der erste
Abschluss, den man an der Universität erreichen konnte, war das »Bakkalaureat,
das man nach dem Absolvieren der ▪
Artistenfakultät nach einer Studiendauer von bis zu sechs Jahren
erwarb.
Wer dort, wo es wie in einigen protestantischen Territorien
des
»Alten Reiches ein höheres Schulwesen mit einem
»Gymnasium
illustre gab, von denen später einige selbst zu richtigen
Universitäten aufstiegen (wie z. B. Straßburg) das seminuniversitäre
Programm dieser anspruchsvollsten unter den höheren Schulen
durchlief, wurde schon gleich zur Bakkalaureatsprüfung zugelassen,
die ansonsten die Artistenfakultät abschloss. (vgl.
Konrad
2007 3. Kap. Neuzeit: Humanismus, Reformation und Barock)
Nach dem
▪ Bakkalaureat konnte man das Studium an den
▪ höheren Fakultäten, Jura,
Medizin oder Theologie fortsetzen und seine Studien dann in bis zu
zwölf weitern Jahren mit den akademischen Graden eines »Magisters
oder »Doktors
abschließen und krönen, was allerdings eine kostspielige
Angelegenheit werden konnte. Wer einen Doktortitel haben wollte, musste nicht nur für
die Promotionsgebühren kräftig in die Tasche greifen, sondern durfte
sich auch danach nicht lumpen lassen und hatte alle an der Prüfung
Beteiligten zu einem "Doktorschmaus" einzuladen. (vgl.
ebd.)
Wer sein Studium
aber nicht fortsetzen wollte oder nicht konnte, hat mit dem
Bakkalaureat eine Qualifikation, die er zur Bewerbung als Hauslehrer
vorlegen konnte und ihm auch gestattete, als Betreuer von
Studienanfängern zu arbeiten oder sogar eine eigene Schule
aufzumachen.
Wer den
Magister
machte oder sein Studium mit einer Promotion abschloss, blieb oft in
den Diensten der Universität und damit akademischer Bürger und
verpflichtete sich, Lehrveranstaltungen abzuhalten. Nicht selten
bestritten sie ihren eigen Lebensunterhalt dabei aus Zahlungen von
Studenten, die sie in ihrer familia scholarium (Magister-
bz w Schülerfamilie)
betreuten, oder mit Hilfe von Stipendien.
Ingesamt gesehen
wurden hohe akademischen Abschlüsse und Grade allerdings nur von
wenigen Studenten angestrebt, wohl auch weil den meisten von ihnen
schlicht die finanziellen Mittel dazu fehlten.
Neben diesen
Studenten aus zum Teil einfachen und mittleren bürgerlichen
Verhältnissen gab es aber auch Studenten, die aus adeligen und sehr
wohlhabenden Familien stammten.
Ihre Interessen an einem Studium
waren auf die Dinge beschränkt, die mit ihrem sozialen Stand und den
Interessen dieser politischen und sozialen Eliten zusammenhingen.
Das waren vor allem Rechtsangelegenheiten und dementsprechend
bevorzugten sie die Rechtswissenschaften, aber ohne das Ziel, einen
akademischen Abschluss zu machen. Sie lebten sozial ihr eigenes
Leben in den Universitätsstädten, reisten häufig mit ihrem eigenen
Dienstpersonal an, quartierten sich gegen gutes Geld in
Bürgerhäusern ein oder mieteten diese ganz und fanden oft alles vor, was
ihre privilegierte Freizeitgestaltung ausmachte wie Fecht- und
Reithallen, die ausschließlich dieser zahlungskräftigen
Studentengruppe zur Verfügung gestellt wurden.
Da die
Universitäten mit ihrem humanistischen Bildungsanspruch und
Leistungsprinzip nicht dem entsprachen, was die Adeligen als die
"Schlüsselqualifikationen" zur Vorbereitung auf ihr standesgemäßes
Leben ansahen, wurden auch für eine gewisse Zeit lang sogenannte
»Ritterakademien
gegründet, die sich mehr an den Bildungsbedürfnissen dieser
Gesellschaftsschicht orientierten.
"Neben den studia und
exercitia standen Latein und moderne Sprachen auf dem Programm
sowie militärische Übungen mit »Pike
und »Muskete.
Die Ritterakademien kamen aber nach wenigen Jahrzehnten wieder aus
der Mode. Das Standardprogramm für einen jungen Adligen bestand
weiter in einer vorbereitenden Ausbildung durch Hauslehrer, einem
vergleichsweise kurzen Besuch einer Universität und einer
nachfolgenden »Grand
Tour, auf der andere Universitäten, befreundete Herrscherhöfe
und bedeutende Städte besucht wurden, bei weitgehender Einbeziehung
des Auslandes, vor allem der Niederlande, Frankreichs und Italiens.
Ziel war die Heranbildung einer weltmännischen Weitläufigkeit. Bei
diesen Aktivitäten standen den jungen Herren ein
Hofmeister, mehrere Instruktoren und eine Schar Diener zur
Verfügung." („Student“.
In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13.
Januar 2022, 01:43)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.02.2022