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NS-Machtübernahme

Reaktion der Arbeiterbewegung

Gert Egle


Nachdem Reichspräsident von Hindenburg auf Drängen führender Vertreter der deutschen Industrie, der großagrarischen Junker und der Reichswehr die Regierungsgewalt in die Hände der nationalsozialistischen Partei gelegt hatte, (1) waren sich die neuen Machthaber zunächst nicht über die möglichen Reaktionen der Bevölkerung im Klaren. Sie fürchteten für den Fall des unmittelbar ausgesprochenen Verbots der KPD den Ausbruch eines Generalstreikes. (2) Um diese Gefahr zu mindern und um den Schein der Legalität zu wahren, sahen sie von einem regulären Verbot der KPD ab. (3)
Die neue Regierung glich im Hinblick auf den Modus ihrer Ernennung und hinsichtlich ihrer Zusammensetzung den vorangegangenen Präsidialkabinetten Papens und Schleichers. Neben Adolf Hitler zählten zunächst nur zwei weitere Nationalsozialisten zur neuen Kabinettsrunde, die jedoch wichtige Schlüsselpositionen besetzten. Hermann Göring, der dem Kabinett zwar nur als Minister ohne eigenen Geschäftsbereich angehörte, aber in seiner gleichzeitigen Funktion als kommissarischer preußischer Innenminister die Polizeigewalt im größten Land des Reiches kontrollierte, und Wilhelm Frick, dem das Innenministerium übertragen wurde, standen an den Schaltstellen staatlicher Macht. Diese Verteilung der Kompetenzen reichte zunächst aus, um die Zerschlagung der deutschen Arbeiterbewegung zügig in Angriff zu nehmen. (4)
Schon am 4. Februar erging auf Veranlassung Hitlers die erste Notverordnungsakte Hindenburgs unter der neuen Regierung. Sie war schon unter Hitlers Amtsvorgängern ausgearbeitet worden und bot die erste Handhabe, den aufkeimenden Widerstand der deutschen Arbeiterklasse zu ersticken.(5) Im Zusammenwirken mit den zwei weiteren Notverordnungen vom 6. und 28.Februar wurde die Grundlage geschaffen, die das kommende Kesseltreiben gegen die organisierte Arbeiterbewegung in Deutschland formell legitimierte. Gleichzeitig verschafften sich die neuen Machthaber damit den erforderlichen Spielraum, um nach der Auflösung des Reichstages die bevorstehenden Wahlen in einseitiger Weise zu manipulieren.(6) Daneben schickten sich die Terrorgarden der NSDAP an, den noch vorhandenen Kampfeswillen deutscher Arbeiter im Blut zu ersticken. In ihrer zügellosen Raserei entsandte die SA Stoßtrupps in die Arbeiterviertel, wo diese eine Vielzahl bewaffneter Überfälle inszenierten, unzählige Arbeiter und Arbeiterfrauen schwer misshandelten und eine größere Anzahl von Menschen ermordeten. Nach den ersten vier Wochen zog die KPD die erste, noch unvollständige Bilanz des Straßenterrors: In diesem Zeitraum sollen 20 kommunistische, 14 sozialdemokratische und 9 parteilose Arbeiter und Arbeiterinnen in den blutigen Auseinandersetzungen umgekommen sein. In der vielfach keineswegs zimperlichen und militanten Gegenwehr der Arbeiter ließen 17 Nazis und 2 Polizisten ihr Leben. (7)
Die Aufrichtung der faschistischen Diktatur in Deutschland (8) ging keineswegs reibungslos vonstatten. Dem sogenannten "nationalen Taumel" der fanatischen nationalsozialistischen Anhängerschar und ihrer Mitläufer (9) standen im ganzen Reich Protestaktionen unterschiedlichen Charakters und Ausmaßes seitens der deutschen Arbeiter gegenüber. Fast ausnahmslos aus ihren Reihen kamen jene Aktionen, die den infernalischen Eindruck der SA-Fackelumzüge erwiderten. Es trifft nicht zu, dass die deutsche Arbeiterklasse "über Nacht ihren Geist" (10) aufgegeben und dem Nationalsozialismus" nicht den geringsten Widerstand entgegengesetzt hat. (11)
Am Tage der faschistischen Machtübernahme ergriffen Teile der deutschen Arbeiter spontan oder auf Veranlassung der KPD und ihrer Massenorganisationen vielerorts die Initiative zu Kampfmaßnahmen. In einer Reihe von Großstädten, ab er auch in mittleren und kleineren Städten des Reiches, versammelten sich Arbeiter - oftmals ungeachtet ihrer jeweiligen Parteizugehörigkeit zu Demonstrationen oder führten Teilstreiks durch. (12)
Aus dem relativ breiten Spektrum der Kampfaktionen deutscher Arbeiter in den ersten Tagen der faschistischen Diktatur sollen im folgenden einige Beispiele Erwähnung finden, die zwar gemessen an Ausmaß und Charakter eine herausragende, keinesfalls jedoch eine repräsentative Bedeutung besaßen.
Am Vorabend der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler traten in Berlin 2.000 freigewerkschaftliche und rote Betriebsräte, Vertrauensleute und Mitglieder der Erwerbslosenausschüsse zu einer Versammlung zusammen. Sie verabschiedeten eine Resolution, in der unter anderem die Organisierung von Betriebsversammlungen zur Beschlussfassung über den politischen Massenstreik und andere Kampfmaßnahmen gefordert wurde. Die einstimmig angenommene Erklärung endete mit dem Appell:

"Durch die Wucht unseres Generalstreiks 1920 brach der Kapp-Putsch zusammen. Ebenso muss die Hitlerregierung gestürzt werden. Vereinigen wir uns ohne Ansehen der Partei und der Gewerkschaftszugehörigkeit." (13)

Am 3. Februar 1933 trat die Lübecker Arbeiterklasse in einen lokal begrenzten und auf eine Stunde befristeten Generalstreik. Sie reagierte damit auf die Verhaftung des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Julius Leber. Leber war in der Nacht vom 30./31. Januar auf offener Straße von fünf nationalsozialistischen Rowdies überfallen worden. Während des damit verbundenen Handgemenges, an dem sich auch Reichsbannermitglieder beteiligt hatten, um den Mordanschlag gegen Leber abzuwehren, war einer der faschistischen Schläger getötet worden. Obwohl es sich um eine eindeutige Notwehrsituation gehandelt hatte und ungeachtet seiner Immunität war Leber von der unter sozialdemokratischer Führung stehenden Polizei verhaftet worden, nachdem er zuvor schwerverletzt abtransportiert worden war. (14) Die Betriebsrätekonferenz Lübecks forderte daher den sofortigen Rücktritt des sozialdemokratischen Polizeipräsidenten.(15)
Ein in gewisser Hinsicht ähnlicher Vorfall lieferte den Anlass für den Generalstreik in Staßfurt am 8. Februar 1933. Die Arbeiter Staßfurts traten in den befristeten Generalstreik, nachdem der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt, Hermann Karsten, seinen schweren Verletzungen erlegen war, die ihm im Anschluss eines Fackelzuges von SA und Stahlhelm von einem jugendlichen Anhänger der NSDAP beigebracht worden waren.(16)
In Hannover führten die Arbeiter am 27. Februar einen ebenfalls auf eine Stunde begrenzten Generalstreik durch. Sie beantworteten damit die Ermordung von Reichsbannerarbeitern durch die Faschisten. Nachdem sich die Ortsvorstände von ADGB und SPD zunächst geweigert hatten, eine gemeinsame Protestaktion mit der KPD durchzuführen und dieser sogar untersagt hatten, eine Kranzdelegation zur Beerdigung der Ermordeten zu senden, mussten sie unter dem massiven Druck ihrer Mitglieder und der Stimmung in den Betrieben nachgeben.(17)
Unabhängig davon, ob die Streikaktionen tatsächlich alle Betriebe ergriffen haben, (18) ist die Ähnlichkeit der Anlässe, die zu ihrer Auslösung geführt haben, besonders auffallend. Wie in den vorstehenden Fällen wurden auch andernorts die Beerdigungen der von den Nazis ermordeten Arbeiter eindrucksvolle Demonstrationen, während denen es nicht selten zu befristeten Streiks kam. (19) Ferner zeigt sich, dass die sozialdemokratischen Arbeiter trotz der Stillhalte-Appelle ihrer Parteiführung dann zu höheren Formen des Widerstandes übergingen, wenn die Nationalsozialisten in der Anfangszeit ihrer Machtausübung Angriffe direkt gegen Leib und Leben führender Sozialdemokraten richteten und die KPD sich entweder direkt an die Seite der Sozialdemokraten stellte oder sich selbst als maßgebender Initiator derartiger Aktionen erwies. Die neuen Machthaber jedenfalls zogen, sorgsam der Risiken einer solchen Entwicklung bedacht, aus diesen Vorkommnissen eine Lehre. Sie ließen die sozialdemokratische Parteispitze fortan weitgehend ungeschoren, während ihre Terrororganisationen alles daransetzten, die Kampfbereitschaft der Parteibasis zu brechen.(20) Die tendenzielle Richtung zur Einheitsfront der Arbeiterklasse, die in diesen oftmals gemeinsam von Kommunisten und Sozialdemokraten auch von der Basis her beschlossenen Aktionen, zum Ausdruck kam, war auch der sozialdemokratischen Führung nicht entgangen. Sie begnügte sich nicht mit verbalen Mäßigungs- und Stillhalte-Appellen. Überall dort, wo sie über den leitenden Einfluss in den Polizeipräsidien verfügte, setzte sie die staatlichen Ordnungsorgane auch gegen kämpfende Arbeiter ein.(21)
Selbst Veranstaltungen der eigenen Partei blieben, wenn es galt, den Trennungsstrich zu den Kommunisten zu ziehen, nicht von polizeilichen Repressalien verschont.(22)
Über die tatsächliche Anzahl der Streiks und über deren jeweiligen Charakter gibt es keine zuverlässigen Gesamtangaben. Fritz Heckert (KPD) trug im Frühsommer 1933 hierzu die folgenden Schätzungen vor, die er jedoch selbst für unzureichend hielt:

"Im Februar 1933 waren von der Gesamtzahl von 287 Streiks 225, d.h. 75 Prozent politische Streiks. Infolge der Welle des unerhörten Terrors ging die Streikbewegung zurück, aber immerhin waren im März von den 19 Streiks, von denen die bürgerliche Presse berichtete,10 politisch, im April waren von 60 Streiks 52 politisch, und im Mai von 58 Streiks 35 politisch. Die faschistische Statistik verschweigt sorgfältig die Ziffer der Streikkonflikte in den Betrieben, so dass die Gesamtzahl dieser Konflikte schwer festzustellen ist. Eine bedeutende Schärfe erlangte in den letzten Monaten der Kampf in den Arbeitsdienstlagern, wo in dieser Zeit mehr als 280 erfolgreiche Streiks und Aktionen stattfanden, die manchmal sogar zur Auflösung der Lager führten." (23)

Wenngleich die Aussagekraft der vorstehenden Angaben aus mehreren Gründen sehr gering ist, zeigen sie doch, dass die Befriedung der Betriebe im nationalsozialistischen Sinne nicht reibungslos vonstatten gegangen ist und einen längeren Zeitraum in Anspruch genommen hat. (24) In jedem Falle waren diese Streiks mit nur wenigen Ausnahmen von kleinem Umfang und von kurzer Dauer. Sie fanden in der Regel nur in kleineren und mittleren Betrieben statt, deren Belegschaften nur selten über 1.000 Arbeiter zählten. (25)
Ihre Anlässe bezogen sich überwiegend auf Vorkommnisse, die, auch wenn sie nur schwer aus dem politischen Ganzen gelöst werden können, lokale oder betriebsbezogene Bedeutung besaßen.

Die charakteristischen Merkmale der Kampfaktionen der Arbeiter in den ersten Tagen und Wochen der faschistischen Diktatur waren demnach:

  • die - gemessen an der Gesamtzahl der Betriebe - äußerst geringe Anzahl von Streiks

  • die Beschränkung von betrieblichen Kampfmaßnahmen größeren Ausmaßes auf kleinere und mittlere Betriebe und die geringe Zahl gleichzeitig stattfindender Kampfaktionen

  • die kurze Dauer von Streiks u.a.

  • der vielfach nur von lokalen Ereignissen ausgehende Anlass

  • die vielerorts große Militanz des Abwehrkampfes der Arbeiter auf den Straßen

Das von diesen Einzelaspekten, denen noch weitere hinzugefügt werden können, ausgedrückte Hauptcharakteristikum war die fast vollständig zu nennende Isolierung der vielfach äußerst militant geführten Aktionen voneinander. Zwischen den meist auf der Straße vor sich gehenden Auseinandersetzungen und der relativen Ruhe in den Betrieben klaffte eine deutliche Schere. Die Arbeiter der Großbetriebe in Deutschland hielten in ihrer Gesamtheit betrachtet still. Die Streiks, die dennoch stattgefunden haben, waren vom Massen- oder gar Generalstreik weit entfernt. Das deutsche Proletariat war zum Zeitpunkt der faschistischen Machtübernahme paralysiert.
Zur Begründung dieser Tatsache reicht es freilich nicht aus, über die Verantwortlichkeit einzelner Organisationen der Arbeiterbewegung zu reflektieren, denen, vom politischen Standpunkt des jeweiligen Historikers allein abhängig, die Schuld für die politische Niederlage der Arbeiterbewegung angelastet wird. Weder das von der SED-Historiographie verbreitete Diktum der "Verratspolitik" der Sozialdemokratie noch die für die bundesrepublikanische Forschung charakteristische Verurteilung "kommunistischer Katastrophenpolitik" tragen aufgrund des präjudiziellen Charakters ihrer Aussagen viel Brauchbares zur Erklärung bei. Die relative Passivität der deutschen Arbeiterklasse bei der Machtübernahme und Machtkonsolidierung der nationalsozialistischen Diktatur fußte neben historischen und politischen Gründen wesentlich auf den Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst. Die grundlegende Riss, der die deutsche Arbeiterklasse durchzog und sie in das Lager der Erwerbsfähigen und Erwerbslosen spaltete, (26) war sowohl objektiv als auch politisch eines der Schlüsselprobleme. Über jedem, der zum Streik aufrief oder sich an einem solchen beteiligte, schwebte nicht nur seit der Notverordnung vom 4.Februar die Drohung von Gefängnis, sondern noch immer in Anbetracht der Höhe der Arbeitslosigkeit die Gefahr der Entlassung, die vielfach Hunger, Not und Elend bedeutete. (27)

-1- Zur Vorgeschichte der Ernennung Hitlers und der Rolle der sie bewirkenden politischen Kräfte vgl. u. a. Bracher 1956, 1962 (1974), 1971, 1972; Kuczynski 1966a.Bd.5; Czichon 1976; Aus zeitgenössischer kommunistischer .Sicht: O. Dsenis, Der Faschismus und die Widersprüche im Lager der deutschen Bourgeoisie, in: UBM, VII.Jg., 3(1993), 166-189
-2- Vgl. Protokoll der ersten Sitzung des Kabinetts Adolf Hitler am 30. Januar 1933, in: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Berlin (DDR), Bd.V
-3-  Die KPD wurde im eigentlichen offiziellen Sinne von den Nationalsozialisten nicht verboten. Lediglich das am 26.5.33 erlassene "Gesetz über die Einziehung kommunistischen Vermögens" war eine ausschließlich gegen die KPD gerichtete, gesetzlich fixierte Maßnahme zu ihrer Liquidierung. Die neuen Machthaber gingen zur Ausschaltung der KPD besondere Wege.
-4- Daneben war die NSDAP in sechs der kleineren Länder des Reiches (Anhalt, Lippe, Oldenburg, Thüringen, Braunschweig, Mecklenburg- Schwerin) entweder führend oder als Partner in den Landesregierungen vertreten.
-5- Vgl. Ursachen und Folgen.Bd.9.18-21
-6- Vgl. Bracher (1974).91
-7- Vgl. .Rd. II. Jg., 3(1933).57. Die KPD hatte alle Mühe, eine beträchtliche Anzahl ihrer Anhänger von der Anwendung individuellen Terrors abzuhalten. Dies kann freilich nicht heißen, dass der KPD die eigentliche Urheberschaft für diese Auseinandersetzungen angelastet werden kann. Zu solchen Schlüssen kommt Buck 1969, dessen Quellenbasis jedoch mehr als fragwürdig ist.
-8- Da im Rahmen der vorliegenden Arbeit kein Beitrag zur Faschismustheorie geleistet werden kann, wird auf eine eindeutige Begriffsdefinition des Faschismus verzichtet. Da die Terminologie der historischen Forschung über das Herrschaftssystem im Dritten Reich uneinheitlich ist, hat diese Uneinheitlichkeit auch Eingang in die vorliegende Untersuchung gefunden. ,Trotz der damit verbundenen Problematik (z.B. Faschismus als Gattungsbegriff und politisches Schlagwort etc.) werden Begriffe wie Nationalsozialismus, deutscher Faschismus, Drittes Reich etc., weitgehend synonym verwendet. Die Ergebnisse der faschismustheoretischen Forschung werden ohne stringente Anlehnung an eine ihrer "Schulen" dort miteinbezogen, wo sie nach Meinung des Verfassers für das Verständnis der Politik der KPD vonnöten sind. Weiterführende Angaben zur Faschismus-Debatte sind dem Literaturverzeichnis zu entnehmen.
-9- Es kann nicht übersehen werden, dass eine große Zahl von Menschen, die keineswegs der faschistischen Bewegung angehört hat, den Machtantritt der Regierung Hitlers begrüßt haben. Erinnert sei dabei nur an Gottfried Benn oder Claus Graf Schenk von Stauffenberg, der sich als Leutnant in Uniform auf der Siegesfeier der NSDAP in Bamberg einfand. (vgl. Francis L. Carsten, Reichswehr und Politik, Köln-Berlin 1964.449
-10- Vgl. David Schoenbaum, Die braune Revolution, Köln-Berlin 1968.14
-11- Vgl. Claudin 1977.Bd .1. 139
-12- Vgl. Rd. II. Jg.,3(197~3).49: Berlin, Hamburg, Chemnitz, Leipzig, Köln, Mainz, München, Frankfurt/M.; In Stuttgart traten die 800 Beschäftigten des Reichsbahnausbesserungswerkes Esslingen in den politischen Streik.
In Hamburg kam es zu Teilstreiks im Hafenrevier und einigen bewaffneten Auseinandersetzungen von Arbeitern mit SA und Polizei (vgl. Hochmuth/Meyer 1969.17; Witt 1971.167). In Berlin streikten die Belegschaften von fünf Müllabfuhrdepots, in Heidelberg Arbeiter der Stadtwerke, in Pirmasens Arbeiter einer Schuhfabrik und in Karlsruhe die Arbeiter einer Metallhütte (vgl. RF, 1.2.33). In Mannheim kam es zu einzelnen Arbeitsniederlegungen und zu Demonstrationen (vgl.Salm 1973.32ff.). In Bochum, Homburg/Moers, Dortmund und andernorts im Ruhrgebiet wurden Demonstrationen durchgeführt (vgl.Peukert, 1976; Klotzbach 1969.90f.). In Wuppertal traute sich die SA angesichts der Demonstrationen gar nicht auf die Straße (vgl. G. Werner, Aufmachen! Gestapo!- Über den Widerstand in Wuppertal, Wuppertal 1974). In Solingen kam es bis spät in die Nacht hinein zu Auseinandersetzungen (vgl.Sbosny/Schabrod, Widerstand in Solingen, Frankfurt/M.1975.19). In Bremen kam es zu antifaschistischen Demonstrationen (vgl. Schwarzwälder 1966.15). Weitere Beispiele in: Weisenborn 1953; Walter A. Schmidt 1958; Heider 1976; Der antifaschistische Widerstandskampf unter Führung der KPD in Mecklenburg 1933 bis 1945.Rostock 1970; Schirmer 1974.44; Brandt 1976.23; Als zeitgenössische publizierte Quelle vgl. vor allem die im Jahrgang 1933 der Zeitschrift "Inprekorr" zusammengestellte "Chronik der Ereignisse".
-13- Vgl. Rd. II. Jg., 2(1933), 21f.
-14- Vgl. Leber, 1952, 276 (=Epilog)
-15- Vgl. RF, 3.2.33
-16- Vgl. Inprekorr, 13. Jg., 17(1933), 572
-17- Vgl. Inprekorr, 13. Jg., 26(1933).854
-18- Zweifel hieran äußerte z.B. die Frankfurter Zeitung v.4.2.33
-19- Vgl. Heider 1976.52f.; Rd.II.Jg.,3(1933).63f.; Inprekorr.13.Jg., 16(1933).538 u. 17(1933).572f.; Erwähnenswert erscheint ferner, dass derartige Beerdigungsdemonstrationen schon in der Zeit des Sozialistengesetzes zu den eindrucksvollsten Massenaktionen zählten (vgl. Wachenheim 1967.211f.).
-20- Vgl. Edinger 1960.20; Die Kampfentschlossenheit eines Großteils der- sozialdemokratischen Parteibasis ist ferner hinreichend belegt: vgl. Löbe 1949.147; Hoegner 1959.339; Klotzbach 1969.128f.; Adolphs 1971.251; Matthias 1960.246ff.; Freyberg 1973.48; Kunze 1971.75ff.; Hebel-Kunze 1977.75,128ff.; Mit Schweigen übergangen oder bestritten wird die Kampfbereitschaft in der SPD- Memoirenliteratur z.B. durch Keil 1948.Bd.II.491; Noske 1947; Braun 1949; Severing 19?0.Bd.II; Ihre Darstellungen bleiben apologetisch. Der spätere Polizeipräsident von Berlin, der SA-Fiihrer Graf Helldorf wusste in einem Interview mit der französischen Zeitschrift ,,Petit Journal" Anfang Februar zwischen KPD und SPD genau zu differenzieren. Auf die Frage: "Sie scheinen die Erklärungen der Sozialdemokratie nicht ernst zu nehmen? Glauben sie, dass die sozialdemokratische Opposition eine platonische ist...?" antwortete er: "Die Sozialdemokraten? Wann haben Sie sie schon handeln gesehen? Am 20. Juli, als ihre Preußenregierung davongejagt wurde? Und seitdem? Es sind gesetzte Leute. Trotz ihrer vielen Reden ist ihre Partei nicht wirklich gefährlich. Der Feind, den wir Vernichten müssen, das ist der Kommunismus. Das ist eine lebenwichtige Frage." (zit.n.:Inprekorr. 13.Jg. 21(1933).675; auszugsweise auch in: RF v.11.2.33, bzw.Rd.II.Jg.3(1933).62) Auf diesem Hintergrund gewinnt auch Günter Plums Meinung, dass unliebsame SPD- und Gewerkschaftsfunktionäre zunächst als "»Nebenprodukt« der amtlichen Jagd auf Kommunisten1" verfolgt und verhaftet worden seien an Gewicht. (vgl. Plum 1974. 364)
-21- Vgl.Peukert 1976.47; Klotzbach 1969.90ff.; Witt 1971.167; Buck 1969.42ff.; Hochmuth/Meyer 1969.23; Hebel-Kunze 1977.99
-22- Vgl . Mammach 1974a. 14f.
-23- Fritz Heckert, Die gegenwärtige Lage in Deutschland und die Aufgaben der KPD, in: KI.1933.1208-1227,h:1214; vgl.auch: KI.3(1934).215(=Pieck); KI.9(1933).296f.(=Reimann); Rd.II.Jg. 213(1933).791ff. (=Heckert);
-24- Der Wert der Angaben wird schlicht schon dadurch herabgesetzt, dass nähere Angaben über Art und Umfang nicht gemacht werden. Wenngleich die Streiks mit zunehmender Dauer der faschistischen Herrschaft eine andere politische Qualität erhielten, standen wohl noch immer ökonomische Interessen der Arbeiter im Vordergrund.
-25- Vgl. u.a. Heckert, Vom Kampf der Kommunstischen Partei in Deutschland, in: Rd.II.Jg.2f(IC)33).791ff.
-26- Vgl. Kuczynski 1966b.Bd.6.151; ders.1966a.Bd.5.224f.; Hennig 1973b. 56
-27- Vgl .Mason 1978.S9ff.

(aus: Gert Egle, Die kommunistische Einheitsfrontpolitik im Zeichen der eigenen Niederlage und der Aufrichtung der nationalsozialistischen Diktatur 1933; unveröffentlichte Magisterarbeit 1983)

 
   
   Arbeitsanregung
  1. Nehmen Sie auf der Basis der Textinformationen Stellung zu der These: "Die deutsche Arbeiterbewegung hat am 30. Januar "über Nacht ihren Geist aufgegeben.

  2. Überlegen Sie, welche Handlungsspielräume am 30. Januar 1933 für die Parteien der Arbeiterbewegung vorhanden waren.

  3. Die Betriebsräte in Berlin glaubten die NS-Machtübernahme unter Verweis auf den erfolgreichen Generalstreik gegen den »Kapp-Putsch 1920 mit dem gleichen Mittel erfolgreich bekämpfen zu können. Setzen Sie sich mit dieser These auseinander.

  
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