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Die
Nationalliberale Zeitung äußerte sich 1915 in folgender Art und
Weise über französische "Zollernschmähungen" (Auszüge):
»[...]
Wenn man sich eine Vorstellung machen will von der bodenlosen Gemeinheit
französischen Denkens und Fühlens in dieser Kriegszeit, lese man, was die
«vornehmsten» französischen Zeitungen und die geistvollsten und
gelehrtesten Schriftsteller Frankreichs über die Hohenzollern für einen
Schmutz zusammenschreiben. Niemand verlangt von unseren Feinden Liebe für
das preußische Herrscherhaus, und wir können uns sehr wohl Männer denken,
die aus dem einen oder anderen Grunde in ehrlicher Überzeugung ihre Stimme
g e g e n die verschiedenen Träger des brandenburgischen Kurhutes, der
preußischen Königs- und der deutschen Kaiserkrone erheben zu müssen
glauben. Politische Gegnerschaft und geschichtliche Kritik haben aber
nichts zu tun mit den ekelerregenden Schimpfereien, die jetzt tagtäglich
in Frankreich hingesudelt und mit niedrigem Behagen verschlungen werden.
So hat - um nur ein paar Beispiele zu nennen - im «Correspondent» (einer
der besten französischen Monatsschriften) Professor Revillied, der zurzeit
die Genfer Universität ziert, einen eingehende «wissenschaftliche» Studie
über den Größenwahnsinn des deutschen Herrschers veröffentlicht, in der
unter anderem Unsinn auch erzählt war, der Kaiser fahre über die
französischen Schlachtfelder in einem Automobil spazieren, an dem eine
weithin sichtbare Aufschrift befestigt sei «Wilhelm II., Kaiser der Welt».
Der als Anthropologe und Psychopathologe hochgeschätzte Doktor Cabanès hat
ein ganzes Buch (mit zahlreichen Bildern) herausgegeben «Folie d'empereur
- une dynastie de dégénérés. Dieses Machwerk ist der französischen
Académie des Sciences morales vorgelegt, von dieser edlen Akademie als
geistvolle Arbeit kritischer Gelehrsamkeit gepriesen und der Ehre
gewürdigt worden, unter die amtlichen Veröffentlichungen dieser Akademie
aufgenommen zu werden. Diese französischen Verhetzungsschreiber begnügen
sich indes nicht damit, die lebenden Hohenzollern (den Kronprinzen
übrigens noch weit mehr als den Kaiser) mit Kot zu bewerfen, sie wühlen
auch mit ihren rohen Händen in den Grüften der Toten.
Der große Friedrich war bisher immer eine Lieblingsfigur aus der
Geschichte gewesen - trotz Roßbach. Jetzt wird er aber ebenso misshandelt,
wie alle anderen Begründer deutscher Größe. Man ist weit gekommen in
Frankreich seit den Tagen, da Lavisse noch dem gewaltigen Lebenswerk
Friedrichs gerecht zu werden wenigstens versuchte. Heute wetteifern alle
französischen Historiker in den widrigsten Schimpfereien gegen den
königlichen Freund Voltaires. Nur die Zähigkeit in der Begierde und seinen
unermüdlichen Schaffenseifer erkennt man an. Im übrigen war er «ein Mann
ohne Gewissen, ohne Anstand, ohne Herz, ohne Treue gegen das gegebene
Wort, ohne Sittlichkeit und ohne Würde!» Insofern war er allerdings ein
«großer» Preuße. [...]
Überhaupt soll sich Friedrich in Hass gegen alles Französische verzehrt
haben (daher wohl auch Voltaire, d'Argens, La Mettrie, Maupertuis und so
weiter und daher auch die Sammlung von Meisterwerken Watteaus, Lancrets,
Paters usw. im Schloss von Sanssouci, die 1900 auf der Pariser
Weltausstellung alle französischen Kenner zu begeisterten Huldigungen für
den großen König und zu schmeichelhaftem Dank für den hochherzigen
Aussteller veranlassten). [...]Was aber über Friedrichs Liebesleben gesagt
und angedeutet wird, ist so unanständig, dass es hier gar nicht
wiedergegeben werden kann. Des Königs Hauptleidenschaft war nach Lenotre
das Essen. «Er schlingt, beißt, nagt wie ein wildes Tier - dabei sind
Hände, Mund, Wangen übergossen mit Sauce.» Nie ist ihm etwas gepfeffert
und gewürzt genug. Als er schon von der Gicht gepeinigt war und noch im
hohen Alter, ja, am Tage seines Todes noch mästet er sich an einer Unzahl
schwerverdaulicher Gerichte. Das sind alles so Entdeckungen des großen
Doktor Cabanès. [...] Was kann uns Lenotre noch berichten? Friedrich hat
seine Bedienten täglich braun und blau geprügelt und seine Minister mit
Fußtritten bearbeitet. Die geistvolle Tafelrunde von Sanssouci war nichts
als eine Zecherei von Wachtstubenmannschaften. [...] Lenotre schließt mit
einer nochmaligen Ansammlung von Schimpfereien gegen die Selbstsucht, die
Heuchelei, die Begehrlichkeit, die Gaunerei, die Härte des großen Königs,
durch die er der wahre Begründer der Verpreußung Deutschlands geworden
sei.
Gegen allen diesen Unflätigkeiten sei nur
daran erinnert, was Michelet den Verleumdern des Preußenkönigs erwiderte:
«Man kann nur äußerst schwer seinen Feinden in alle dem Glauben schenken,
was sie von seinen Lastern erzählt haben. Er hätte so nicht diese starke
Seele und diese Nerven von Stahl behalten können.» So sprach einmal ein
anständiger französischer Widersacher des Hohenzollernhauses. [...]
(aus: Hannoverscher Kurier Nr. 31978 v. 3. 9. 1915)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
09.10.2023