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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
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Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation
von Macht
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Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
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Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens
Am ▪
jährlichen Geburtstag (11.Februar)
▪ Carl Eugens
(1729-1793), aber auch bei zahlreichen anderen ▪
höfischen Festen werden immer
wieder Feuerwerke veranstaltet. Sie eigneten sich als Ausdruck purer
Verschwendung offenbar in besonderer Weise für die höfische Repräsentation
von Macht.
Aus Anlass der
Hochzeitsfeierlichkeiten Carl Eugens mit der 16-jährigen Nichte des preußischen Königs
»Friedrich
II.(1712-1786), »Elisabeth
Friederike von Brandenburg-Ansbach (1732-1780), die am 26.
9.1748 in Bayreuth stattgefunden hatte, wurde nach der Rückkehr des
frisch vermählten Paares nach Württemberg Residenz ein lang
anhaltendes höfisches Fest veranstaltet, das bis ins kommende Jahr
hineinreichte.
Am 5. Oktober 1748
erreichten das Paar Ludwigsburg. Am 8. Oktober fand schon in der »Wasserhalde
bei Leonberg eine ▪
Lustjagd in Form eines Brunft- und Hatzjagens statt, in dessen
Verlauf das Wild in einen See getrieben wurde, wodurch es leicht zu
erlegen war. In den nächsten Tagen kamen weitere Festaktivitäten (▪
Parade der Haustruppen, ▪ Illuminationen,
▪ Feuerwerke, ▪
Redouten (Bälle) und
Aufführungen französischer Komödien dazu.
Als die höfische
Gesellschaft am Abend des 9. Oktober 1748 nach einer Truppenparade
ins Residenzschloss Ludwigsburg zurückgekehrt war, erwartete sie
dort ein spektakuläres und äußerst kostspieliges Vergnügen..
Im Garten vor dem
Lustschloss »Favourite hatte man für die Hofgesellschaft eine
Illumination mit anschließendem Feuerwerk vorbereitet, die das
Herzogpaar vom Gardesaal des Obergeschosses der alten
Schlosshauptbaus ansehen konnte.
Um das Ganze so
imposant wie nur möglich zu gestalten, war der ganze ganze Hügel in
eine Bühne verwandelt worden. Ringsherum wurde die Szenerie mit
Tausenden von Lichtern illuminiert. Als es begann, wurden von den
entlang der Alleen postierten Kanonen Kanonenschüsse abgefeuert, ehe
Tausende von Feuerwerkskörpern (Feuer-Räder, Raketen etc.) gezündet
wurden. Zwanzig Kanonenschüsse signalisierten das Ende des
Spektakels.
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Doch spätere Feuerwerke des Herzog in seinen "wilden Jahren"
ungezügelter Verschwendung haben diesen Aufwand noch weit
übertroffen und steigerte sich von Jahr zu Jahr. 1763 wurden 14.000
Raketen in den Nachthimmel geschickt, ein Jahr später waren es schon
20.600 und dazu noch 136.000 Schwärmer. (vgl.
Berger 1997, S.
63)
Albert Pfister (1907, S.104-108) beschreibt den Ablauf des bis in die
frühen Morgenstunden dauernden Feuerwerks 1763 wie folgt: "Zwischen
▪Corps de logis und
»Favoriteschloss war das Feuerwerk in neun Linien
vorbereitet. Über die ganze Dauer dieser Belustigung ließ sich eine Batterie
von 30 Kanonen hören und 30 Mörser warfen Luftkugeln. - Die erste Linie
enthielt lauter Neuheiten, "die Herr Genovini,
besoldeter Feuerwerker des Königs von Frankreich, erfunden." Eine
Herzogskrone, von vier Kunstfeuern umgeben, kam zum Vorschein. Die zweite
Linie brachte 24 Capricen von weißem Feuer; dem schlossen sich an:
Feuerspringbrunnen, Pfauenschwänze, Windmühlen, 24 Sonnen, 13 Arkaden, 21
Pyramiden, 20 Tarusbäume, 120 Bienenschwärme u. a. Im ganzen wurden 14.000
Raketen verwendet. Das Auffliegen eines Kastens mit 6.000 Raketen machte den
Schluss."
Ein pompöses und
durch und durch verschwenderisches Spektakel, das mit den Tausenden
von Kerzen, die während solcher Illuminationen und Feuerwerke
abbrannten, die herzogliche Verkörperung von Macht in besonderer
Weise verdeutlichte, denn "nichts ließ die Herrlichkeit eines
fürstlichen Hofes so in die Augen fallen als der verschwenderische
Aufwand an Kerzen in einer Zeit, in der eine einzelne Wachskerze im
Bürgerhaus schon einen Luxus bedeutete. (Fleischhauer 1958)" (zit.
n.
Berger 1997, S.
63)