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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793) - Quellenauswahl

Fürstenspiegel

Anweisung Friedrichs II., des Großen (1712-1786) an Carl Eugen (1744, Auszug)

 
GESCHICHTE
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Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens

Bevor Carl Eugen von Württemberg mit sechzehn Jahren mündig gesprochen wird, lebt er von 1742 bis 1744 mit seinen Brüdern am Hof Friedrichs II,. des Großen (1712-1786). Ehe er Berlin verlässt, bekommt er vom preußischen König die nachfolgenden Anweisungen und Ratschläge in schriftlicher Form überreicht:

Fürstenspiegel oder Anweisung des Königs für den jungen Herzog Carl Eugen von Württemberg

Der Anteil, den ich an Ihrer Mündigsprechung genommen habe, interessiert mich um so mehr für das Glück Ihrer Regierung, als ich mir einbilde, dass gewissermaßen das Gute und das Schlechte derselben in gleicher Weise auf mich zurück fallen. In diesem Sinne halte ich mich für verpflichtet, Ihnen mit freundschaftlicher Offenheit meine Gedanken über Ihren nunmehrigen Beruf zu entwickeln [...]

Sie werden überall Leute finden, die Ihnen schmeicheln und die Ihr Vertrauen nur dazu gewinnen wollen, Ihre Gunst zu missbrauchen und Sie selbst zu beherrschen. Sie werden andere finden, besonders unter den Regierungsbeamten, die Sie absichtlich in Unkenntnis der Geschäfte setzen wollen, um diese nach eigenem Belieben zu leiten; die Ihnen die einfachsten Dinge als besonders schwierig hinstellen, um Ihnen die Arbeit zu entleiden, und die keine andere Absicht haben, als Sie in der Unmündigkeit zu erhalten... Sie fragen mich, was dagegen zu tun sei? Erwerben Sie sich genaue Kenntnis des ganzen Finanzwesens, indem Sie sich einen Sekretär auslesen, der in irgend einer untergeordneten Stellung sich mit den Einzelheiten genau befasst hat, und ihm hohe Belohnung in Aussicht stellen, wenn er Sie über alles auf dem Laufenden hält, was Sie angeht. Die Finanzen sind der Nerv des Staates. Wenn Sie diese genau kennen, beherrschen Sie immer das übrige[...]

Seien Sie fest in Ihren Entschlüssen, überlegen Sie vorher genau das Für und Wider, dann aber ändern Sie um alles in der Welt nicht Ihren Willen; sonst macht man sich über Ihre Stellung als Gebieter lustig und betrachtet Sie als einen Menschen, auf den man nicht zählen kann.

Am Ende einer vormundschaftlichen Regierung werden Sie zweifellos allerlei Ränkespiel an Ihrem Hofe vorfinden. Bestrafen Sie strenge die ersten Schuldigen, dann wird jeder sich hüten, ihrem Beispiel zu folgen. Güte am unrechten Platz ist Schwäche, wie unangebrachte Strenge ein schweres Verbrechen ist. [...]

Denken Sie ja nicht, dass das Land Württemberg für Sie geschaffen worden ist, vielmehr dass die Vorsehung Sie auf die Welt hat kommen lassen, um dieses Volk glücklich zu machen... Und wenn Sie in Ihrem zarten Alter Ihre Wünsche dem Wohl der Untertanen opfern können, werden Sie nicht nur von diesen schwärmerisch geliebt, sondern auch von der Welt bewundert werden.

Sie stehen an der Spitze der bürgerlichen Religion des Landes, die in der Ehrbarkeit und allen sittlichen Tugenden besteht. Ihre Pflicht ist es, sie in die Tat umzusetzen, vor allem die Menschlichkeit, die die Haupttugend jedes denkenden Wesens ausmacht. Die Religion des Geistes überlassen Sie dem höchsten Wesen. Wir alle sind auf diesem Gebiete blind, durch verschiedene Irrtümer verleitet... Hüten Sie sich daher vor Schwärmerei in der Religion, die zur Verfolgungssucht führt... Selbst wenn die wahre Religion der Menschlichkeit Sie nicht zu diesem Verhalten veranlassen würde, so müsste Ihre Politik diese Richtung einschlagen, denn alle Ihre Untertanen sind Protestanten. Die Duldsamkeit wird Ihnen gegenüber die höchste Verehrung, Verfolgungssucht jedoch Abscheu erwecken.

Die Lage Ihres Landes, das an Frankreich und die Staaten des Hauses Österreich grenzt, zwingt Sie zu einer behutsamen und gleichmäßigen Haltung gegen diese beiden mächtigen Nachbarn. Lassen Sie keine Vorliebe für den einen oder den anderen merken, damit sie Ihnen niemals Parteilichkeit vorwerfen können, denn so oft der eine die Oberhand gewinnt, wird er Sie das büßen lassen, was er Ihnen vorwerfen zu können glaubt. Trennen Sie sich nie vom Reich und seinem Haupt. Gegenüber dem Ehrgeiz und der Macht Ihrer Nachbarn liegt Ihre Sicherheit ausschließlich in der Erhaltung des Reichs und seiner Zusammensetzung. Wer diese umstoßen will, dem seien Sie immer feind, denn er will tatsächlich zugleich Sie verderben. Verachten Sie nicht das Haupt des Reichs, wenn es im Unglück ist, und bleiben Sie ihm so anhänglich als es möglich ist, ohne sich in sein Missgeschick zu verwickeln.

Genießen Sie Ihre Jugend ohne Missbrauch. Opfern Sie einige Jahre dem Vergnügen. Dann denken Sie an Heirat. Das erste Feuer der Jugend passt nicht für die Ehe... Nehmen Sie eine Prinzessin aus zu großem Hause, so glaubt diese, ihrem Gemahl eine Gnade zu erweisen. Das wäre für Sie sehr kostspielig, und Sie hätten nur den Vorteil, der Sklave Ihres Schwiegervaters zu sein. Wählen Sie eine Gemahlin, die Ihnen im Range etwa gleich steht, so leben Sie glücklicher, da Sie mehr Ruhe haben, und da die Eifersucht, zu welcher die großen Fürsten ihren Ehehälften Anlass zu geben pflegen, Ihnen nicht lästig wird.

Ehren Sie Ihre Mutter, die Ihnen das Leben geschenkt hat. Je mehr Rücksicht Sie gegen dieselbe üben, desto achtungswerter sind Sie. Nehmen Sie immer an, dass Sie selbst im Unrecht sind, so oft Sie mit ihr Streit bekommen. Die Dankbarkeit gegen die Eltern hat keine Grenzen; man zieht sich Tadel zu, wenn man zu wenig, nie wenn man zu viel zeigt.[...]

Frederic.“

(aus: König Friedrichs des Grossen Regierungs-Instruction für den gegenwärtig regierenden Herrn Herzog Karl von Wirtemberg, Februar 1744; Übersetzung aus: Herzog Carl Eugen von Württemberg und seine Zeit. Herausgeber: Württembergischer Geschichts- und Altertums-Verein. Bd.1. Esslingen 1907)

Württemberg zur Zeit Herzog Carl Eugens (1728-1793)
Konkurrenzkampf und Prasserei: Absolutistische Repräsentation von Macht
Fürst und Land - Verfassung in Württemberg
Versailles in Schwaben: Ludwigsburg zur Zeit Carl Eugens
Höfische Festkultur zur Zeit Carl Eugens

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 10.09.2023

 
   
   Arbeitsanregungen

   Untersuchen Sie die Quelle unter folgenden Gesichtspunkten:

  1. Welche Anweisungen zur künftigen Herrschaftsausübung gibt Friedrich der Große Carl Eugen auf die Reise mit?

  2. Inwiefern spiegeln sich darin die aufgeklärt-absolutistischen Vorstellungen des Preußenkönigs?

  3. Stellen Sie dar, ob und inwieweit Carl Eugen sich in seiner Regierungszeit diese Ratschläge zu Herzen genommen hat.

   
 

 
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