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Die Menschen sind von Natur aus gleich, sowohl in ihren körperlichen als
auch in ihren geistigen Anlagen… Man nehme nur die Körperstärke:
selbst der Schwächste ist stark genug, auch den Stärksten zu vernichten;
er braucht sich nur einer List zu bedienen [...] Dieser Gleichheit
entspringen die gleichen Hoffnungen, ein Ziel zu erreichen.
Das Zusammenleben ist den Menschen also kein Vergnügen, sondern schafft
ihnen im Gegenteil viel Kummer, solange es keine übergeordnete Macht
gibt, die sie alle im Zaume hält… So sehen wir drei Hauptursachen des
Streits in der menschlichen Natur begründet: Wettstreben, Argwohn und
Ruhmsucht [...].
Und hieraus folgt, dass Krieg herrscht, solange die Menschen miteinander
leben ohne eine oberste Gewalt, die in der Lage ist, die Ordnung zu
bewahren. Und es ist ein Krieg, den jeder Einzelne gegen jeden Einzelnen
führt… In einem solchen Zustand gibt es keinen Fleiß, denn seine
Früchte werden ungewiss sein, keine Bebauung des Bodens, keine
Schifffahrt, keinerlei Einfuhr von überseeischen Gütern, kein
behagliches Heim [...] Statt dessen: ständige Furcht und die drohende
Gefahr eines gewaltsamen Todes.
(aus: Thomas Hobbes, Leviathan, Reinbek bei Hamburg
1965, Kap. XIII.)
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