In dem Kommentar "Früher hätte man getuschelt" von Gert Egle, erschienen
auf www.teachsam.de am 19.9.08, geht es um öffentliche Demütigung von
Personen, die für ihr sozial abweichendes Verhalten auf verschiedene Art
und Weise an den Pranger gestellt werden.
Zwei Fälle aus der letzten Zeit zeigen, in welcher Art und Weise
heutzutage die bis ins Mittelalter zurückgehende Form des Prangers
heutzutage wieder aufkommt, um Menschen öffentlich zu ächten.
So wird eine Frau in den USA, die sich eines Ladendiebstahls schuldig
gemacht hatte, um einer längeren Haftstrafe zu entgehen, dazu gezwungen,
sich vor dem betreffenden Supermarkt mehrere Stunden mit einem Schild
zur Schau zu stellen, auf dem sie eingestehen muss: "Ich bin ein Dieb,
ich habe bei Walmart gestohlen." Diese Form öffentlicher Bestrafung
trägt in den USA den Namen: "Creative Sentencing" und erfreut sich,
trotz gegenteiliger Stimmen, offenbar eines großen Zuspruchs.
Im Internet ist in letzter Zeit eine weitere Tendenz, Menschen an den
Pranger aufgekommen. "Internet Shaming" nennt man es, wenn irgendwelche
Personen, weil sie angeblich gegen gesellschaftliche anerkannte Normen
verstoßen, im Internet gegen ihren Willen mit sämtlichen Personendaten
auf irgendwelchen Webseiten oder Blogs an den Pranger gestellt werden.
So ist es einer jungen Frau in Korea ergangen, die mit dem Namen "Dog
Shit Girl" weit über Korea hinaus bekannt geworden ist.
Auch wenn sich die Fälle hinsichtlich der öffentlichen Ächtung der
Betroffenen ähneln, sind sie doch auch unterschiedlich gelagert. Während
auf der einen Seite bestellte Richter mit ihren modernen
Prangermethoden, strafbare Vergehen ahnden, schwingen sich beim
Internet-Shaming x-beliebige Leute zum Richter auf und ruinieren u. U.
ein ganzes Leben.
... |
In seinem Kommentar "Früher hätte man getuschelt", erschienen
auf www.teachsam.de am 19.9.08, setzt sich Gert Egle mit den negativen Folgen
des partizipativen Web 2.0 auseinander. Dabei geht es im Vergleich von "Creative
Sentencing" und "Internet Shaming" um die öffentliche Demütigung von
Personen, die für ihr sozial abweichendes Verhalten per Richterspruch
oder von jedem x-Beliebigen im Internet öffentlich geächtet werden können. Der
Autor meldet sich dabei in einer aktuellen Diskussion zu Wort und
richtet sich an die Nutzer seiner Webseite. Seine Absicht ist es, über
das Thema zu informieren, zu der Entwicklung Stellung zu nehmen und
Möglichkeiten zur Abhilfe aufzuzeigen.
Das Beispiel zweier Frauen aus verschiedenen Gegenden der Welt, die jede
auf ihre Weise am Pranger gestanden hätten bzw. noch immer stünden,
veranlasst den Verfasser zu Beginn seines Textes, die mittelalterliche
Praxis des Schandpfahles als Ehrenstrafe mit dem Ziel öffentlicher
Demütigung und sozialer Ausgrenzung zu erläutern.
In den beiden nächsten Sinnabschnitten befasst er sich mit zwei Formen
des modernen Prangers.
Bei der ersten Form handele es sich um das so genannte "Creative
Sentencing". Darunter sei, so führt er am Beispiel von Lisa King Fithian
aus den USA aus, eine von einem Richter angeordnete Strafe zu verstehen,
die Delinquenten für bestimmte Vergehen nicht einfach im Gefängnis
festsetze, sondern sie statt solcher Strafen öffentlicher Demütigung
aussetze. So habe die erwähnte Ladendiebin, einer Nachricht der
Süddeutschen Zeitung zufolge, mit dem Schild "Ich bin ein
Dieb, ich habe bei Walmart gestohlen." mehrere Stunden lang vor dem
Supermarkt auf- und abgehen müssen. Ohne selbst ein Urteil darüber
abzugeben, verweist der Autor darauf, dass solche Maßnahmen in
den USA durchaus umstritten seien, zwar viele, aber noch lange nicht alle an die
heilende Macht der Scham glaubten.
Im nächsten Sinnabschnitt berichtet der Autor zunächst unter Bezugnahme
auf einen Artikel des Nachrichtenmagazins Der Spiegel von einem Fall
einer koreanischen Frau, die Opfer eines neuartigen Prangers geworden
sei, den man als Internet-Shaming bezeichne.
… |