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Bausteine zur Figur der Elisabeth

Peter-André Alt: Elisabeth, die Gefangene ihres Amtes (2000)


FAChbereich Deutsch
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Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurencharakterisierung

Techniken der Figurencharakterisierung in dramatischen Texten
▪  Auktoriale Techniken
▪  Figurale Techniken
Literarische Charakteristik
▪ Literarische Charakteristik dramatischer Figuren

"Bleibt Maria die aus politischen Gründen Internierte, so ist Elisabeth die Gefangene ihres Amtes. [...] Auffällig ist die Ambivalenz der Urteile über Elisabeths Machtmonopol. Paulet betont im Gespräch mit Maria die Kontrollfunktion des Parlaments, dem die Königin juristisch unterworfen bleibt (V. 247ff.); sie selbst sieht sich durch die »allgewaltige Notwendigkeit« (V. 3209f.), die zur Rücksicht auf die öffentliche Meinung verpflichtet, in ihrer politischen Handlungsfreiheit eingeschränkt. Burleigh [...] hält »Des Volkes Wohlfahrt« (V. 3182) für das Idealziel von Elisabeths Entscheidungen [...]. Talbot jedoch verweist die Königin ausdrücklich auf ihre absolute Machtfülle, wenn er sie zu bewegen sucht, Maria zu schonen [...] (V. 3083f.). Ähnlich argumentiert schon Leicester, der das Gesetz des Sachzwangs nicht anerkennen mag und auch die Kontrollfunktion des Parlaments in Zweifel zieht. An die Stelle der »Stimmenmehrheit«, die kaum zur politischen Entscheidungsbildung qualifiziere, möchte er den unbedingten Souveränitätsanspruch des freien Rechts treten lassen, das sich in den Handlungsoptionen der Herrscherin bekunde: »Sag nicht, du müssest der Notwendigkeit / Gehorchen und dem Dringen deines Volks.« (V. 1330f.)
Talbot und Leicester beleuchten hier Machtfunktionen des Souveräns, wie sie die Staatsphilosophie der frühen Neuzeit hervorzuheben pflegt. Bei Jean Bodin (Six livres de la république, 1583) findet sich der Herrscher weder durch Verträge noch durch andere Formen juristischer Vereinbarung gebunden. Den durch Gott gegebenen "natürlichen Gesetzen", den menschlichen Tugenden der Friedfertigkeit und Rücksichtnahme verpflichtet, amtiert er als unbedingter Staatslenker, der auch durch die Interessen von Rat und Parlament nicht eingeschränkt werden darf. [...] Vom Souveränitätsideal der frühen Neuzeit [...] weicht das Herrschermodell, das Schillers Drama entwirft, deutlich ab. Elisabeth sieht sich als Sklavin der allgemeinen Meinung, die keine Entscheidung ohne Rücksicht auf die Öffentlichkeit fällen kann ...] Der Druck der opinio communis prägt nicht zuletzt das Selbstbild der Monarchin. [...] Gerade weil Elisabeth die Sklavin der öffentlichen Stimmung ist, bleibt ihre Rolle prekär. Die absolute Macht erweist sich so als widersprüchlich gewordenes Privileg im Raum einer kompliziert strukturierten Ordnung modernen Zuschnitts.
Der Begriff der »Notwendigkeit« gerät zum Signalwort, das die Handlungszwänge der Herrscherin bezeichnet. Zumal der unwillige Hinweis auf die Macht des Volkes und den Einfluss des Parlaments scheint dabei ein Reflex des aufgeklärten Zeitalters. Elisabeths eigenes Rollenbild der öffentlich überwachten Regentin entspricht dem legalistischen Gedanken der Kontrolle absoluter Herrschaft durch Gesetzgebungsinstitutionen und parlamentarische Gremien, folglich einem tragenden Element der von Montesquieu, Rousseau und Diderot im Vorfeld der Revolution formulierten modernen Staatsphilosophie [...]. Andererseits ist kaum zu übersehen, dass die Regentin aus den Zwängen, denen sie unterliegt, ihrerseits Argumente zur Entlastung vom Druck politischer Verantwortung ableitet. [...} Elisabeth zögert mit der Anordnung der Exekution nicht, weil sie von Gewissensängsten beherrscht wird, sondern aus Furcht vor der öffentlichen Meinung, die ihr, gegen die innere Überzeugung, Milde aus »allgewaltige(r) Notwendigkeit« befiehlt. Weniger die »eigne freie Wahl / Gerecht zu sein« als die Sorge um die Reputation beim Volk haben Elisabeth zu ihrer Zurückhaltung gegenüber Maria veranlasst (V. 3278ff.)
Damit scheint ein Teufelskreis beschrieben; weil die Souveränität der Königin durch ein modernes Rollenmodell eingeschränkt wird, sieht sie sich am entscheidenden Punkt genötigt, ihre politische Sicherheit durch Gewalt zu garantieren.“

(Alt 2000, Bd. 2, S. 501- 504, gekürzt)

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Literarische Charakteristik
▪ Literarische Charakteristik dramatischer Figuren

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

 
   Arbeitsanregungen:
  1. Zeigen Sie am Text auf, inwiefern  Elisabeth im Sinne Alts Gefangene ihres Amtes ist.

    • Arbeiten Sie dazu die frühneuzeitlichen und aufklärerischen Vorstellungen über die monarchische Souveränität am Beispiel der von Schiller gestalteten Figur heraus.

  2. Suchen Sie im Text Belegstellen für das von Alt aufgeführte Signalwort "Notwendigkeit" und überprüfen Sie seine Aussage.

 
 
 

 
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