docx-Download
-
pdf-Download
▪
Methodenrepertoire zur
szenischen Erarbeitung von Dramentexten
▪
Analyse einer dramatischen Szene
▪
Strukturen dramatischer Texte
▪
Analyse einer dramatischen Szene im Überblick
▪
FAQ - Was ist genau verlangt,
wenn man eine Dramenszene einordnen soll?
Aus Schüleraufsätzen zur Interpretation der Dramenszene
II,8 des 2. Aktes von
Schillers
Drama »Maria
Stuart« (vgl.
Arbeitsanregungen 1) stammen die folgenden Auszüge zur Analyse des
Gesprächsverlaufs unter kommunikativen Gesichtspunkten.
Text 1:
Mortimer ist sehr glücklich über Leicesters Einsicht und freut sich, einen
Partner zu haben. Sie verfolgen nun beide das Ziel, Maria zu helfen. vgl.
S. 50 Z 1759-1760 „Freudig werf (...) ihrem Gegner. Leicester war Maria
schon vor der Hochzeit mit Darnley zugeschrieben, doch er lehnte sie aus
Ehrgeiz ab. Er hoffte, Elisabeth gewinnen zu können und somit König von
England zu werden. Elisabeth spielte aber nur mit ihm. Zehn Jahre lang hat
er ihr gedient und für sie gesorgt. (vgl. S. 51 Z 1770-1773) und (vgl.
S.51, Z 1781-1786)
Text 2:
[...] Auch Leicester stellt sich die Frage, wie Mortimer dazu kommt, sich
für Marias Leben einzusetzen, und wie er sie befreien könne. Mortimer
erzählt ihm und antwortet ihm zugleich, dass er seinen Glauben geändert
habe [vgl. Z 1745), dies ist nicht nur ein Vorteil für die schottische
Königin, sondern auch gleichzeitig ein Vorteil für Leicester, der einen
Freund gefunden hat (vgl. Z 1755) und dem er Vertrauen schenken kann. Was
für Leicester bedeutet, dass er seinem Gaukelspiel freie Bahn lassen kann.
[...]
Text 3:
[...] In Zeile 1756 –1764 wird deutlich, wie sehr Leicester für Maria
schwärmt und wie eifersüchtig er auf die Ehemänner der schottischen
Königin war. Er hoffte, dass ihm Elisabeth mehr geben könnte, als er von
Maria abgestoßen wurde. Er will als Belohnung für die Befreiung seiner
Geliebten, dass sie ihm ihr Herz schenkt und er sie besitzen darf (vgl. Z
1821). Auch hier werden die Charaktereigenschaften Leicesters deutlich.
Leicester nutzt alles zu seinem Vorteil aus, er ist ein kalter Egoist. Die
Vorwürfe, die Mortimer ihm macht, dass er schon eher etwas für die Rettung
der schottischen Königin hätte tun können, sind berechtigt, die Antwort
darauf ist, dass ihm ein Sündenbock gefehlt hat, dem er die Sache
zuschieben könnte, wenn sie auffliegt. Mortimer weiß genau, dass das, was
er vorhat, eine Heldentat ist und er verliert auch kein Wort daran, sich
selbst zu loben (vgl. Z 1830).
Text 4:
Leicester versucht sich, wie auch in den folgenden Szenen, rauszureden und
findet auch hier eine Antwort auf Mortimers Vorwurf, er hätte nur auf eine
geeignete Gelegenheit gewartet, Maria zu befreien (vgl. Z 1850). [...]
Text 5:
Der Anfang des Gesprächs zwischen Mortimer und Leicester ist von Zweifel
und Misstrauen dem anderen gegenüber geprägt. Sie schauen sich forschend
an (II,8 1697) und versuchen durch Schmeicheleien, Herabsetzung der
eigenen Persönlichkeit und Gegenargumente den Gesprächspartner zum ersten
Schritt zu bewegen (vgl. II,8 1695-1717). Dies zeigt, wie prekär das Thema
Maria Stuart in diesem England ist und welche Gefahren es mit sich bringen
kann. Mortimer verliert dieses „Spielchen“ und gibt – vielleicht auch
Marias wegen – auf und setzt den ersten Schritt, indem er Leicester Marias
Brief übergibt. Durch diese Handlung tritt der erste Wendepunkt dieses
Gesprächs ein. Durch die Entzückung, die Leicester für das beigefügte Bild
Maria Stuarts zeigt (vgl. II,8 1726), wir der immer noch zweifelnde
Mortimer, „der ihn während des Lesens scharf beobachtet“ (II,8 1726)
überzeugt, dass Leicester ein Sympathisant Marias ist. [...]
Text 6:
[...] Da macht Mortimer ihm den Vorwurf, dass er bisher nichts zu iher
Rettung getan habe. Dies ist ein erneuter Wendepunkt des Gesprächs.
Text 7:
Ab hier macht der nun im Gespräch dominierende Mortimer Leicester Vorwürfe
über seine Tatenlosigkeit und Leicester versucht sich heruszureden: „Und
hoffe noch das Äußerste zu verhindern, bis sich ein Mittel zeigt, sie zu
befreien.“ (II,8 1838). Diese Äußerung spiegelt die Zurückhaltung und
Angst Leicesters, die sich in vielen Aussagen wiederholt. Die Angst, dass
sein doppeltes Gesicht enttarnt wird und er keine der beiden Frauen Macht
erlangt.
Text 8:
[...]Leicester kann sein Glück kaum fassen, dass er endlich einen
Verbündeten gefunden hat, bei dem er alle seine Sorgen loswerden kann. Er
erzählt Mortimer davon, dass Maria ihm vor vielen Jahren zugedacht war,
doch er wollte lieber Elisabeth wegen England, Marias Königreich war ihm
zu klein und unbedeutend. ("Damals hielt ich Mariens Hand für mich zu
klein, ich hoffte auf den Besitz der Königin von England." Z 1771-1773).
Nach zehn Jahren gibt er Elisabeth auf, ihre Launen sind zu ungestüm: "Mit
Sklavendemut unterwarf, das Spielzeug des kleinen grillenhaften
Eigensinns, geliebkost jetzt von ihrer Zärtlichkeit Und jetzt mit sprödem
Stolz zurückgeworfen" (Z 1784-1788) – Mortimer wirft Leicester vor, dass
er selbst für ihren Tod gestimmt hat. Leicester verteidigt sich, indem er
versichert, dass er es hätte nie so weit kommen lassen.
Text 9:
Mortimer verhält sich am Anfang des Gesprächs mit Leicester zurückhaltend
und vorsichtig. Er prüft ihn und bleibt misstrauisch. Nach der Übergabe
des Briefes wird er langsam gesprächig und macht nicht gerade einen
schüchternen Eindruck. Er ist auch nicht leicht aus der Ruhe zu bringen,
sondern bleibt immer ganz gelassen, er wirkt zwar manchmal etwas gereizt,
was dann aber auch durch die Provokation Leicesters berechtigt ist.
Text 10:
Leicester erzählt, wie sich seine Gefühle geändert haben. "Sie war mir
zugedacht seit langen Jahren, [...] eh sie die Hand dem Darnley gab ..."
(Z 1762/1763) Erst sollte er Maria als Frau nehmen, doch da er Elisabeth
bevorzugte, "stieß (er) damals dieses Glück von (sich)" (Z 1765) Leicester
hielt "Mariens Hand [...] zu klein", er wollte etwas Besseres, "den Besitz
der Königin von England". Doch nach seinen Worten "10 verlornen Jahren
unverdrossnen Werbens" ( Z 1777) ändern sich seine Gefühle. Leicester
erzählt nun von seinen Gefühlen Maria gegenüber. Doch ob dies echte
Gefühle sind? (vgl. 1800-1820) Er fragt, ob Maria ihm verzeihen würde,
wenn er sie rettet? Mortimer jedoch antwortet kühl und stellt das
Vorgefallene sachlich dar. Leicester habe noch nichts für Marias Rettung
getan. Nein, er hat im Gericht sogar seine Stimme zu ihrem Tod gegeben.
Dies wäre Leicesters Chance. Mortimer erzählt nochmals über seinen Plan
und wie schon alles bereit steht (vgl. Z 1848). Wenn Leicester helfen
würde, wäre der Erfolg schon gesichert. Leicester ist jedoch immer noch am
Zweifeln. Er will nicht, dass er nur ausführen muss, was Mortimer will. Es
ist ihm zu gefährlich. (vgl. Z 1849 und Z 1863).