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Bausteine: Johann Buddenbrook, sen. (1765 - 1842)

Interpretationsansätze überprüfen

Thomas Mann - Buddenbrooks

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur Literarische Gattungen Autorinnen und Autoren Thomas ManN (1875-1955) Buddenbrooks  Gesamttext/Rechercheversion Didaktische und methodische Aspekte Überblick Die Familiengeschichte der Buddenbrooks ASPEKTE DER ERZÄHLTEXTANALYSEÜberblick Zeitgestaltung Raumgestaltung ErzählperspektivenDarbietungsformen Figurengestaltung ▪ Einzelne figuren [ Johann Buddenbrook, sen. (1765 - 1842) Überblick Aspekte zur Analyse und Interpretation Bausteine ] Gotthold Buddenbrook (1796 - 1856) Friederike (1822-?), Henriette (1823-?) und Pfiffi Buddenbrook (1824-?) Antoinette Buddenbrook, geb. Duchamps (? - 1842) Johann Buddenbrook, der Jüngere, Konsul (ca. 1800 - 1855) Konsulin Elisabeth Buddenbrook, geb. Kröger (ca. 1803 - 1871) Thomas Buddenbrook (1826-1875) Antonie Buddenbrook, verh. Grünlich, Permaneder (1827-?) Christian Buddenbrook (1828-?) Clara Buddenbrook (1838-1864) Hanno Buddenbrook (1861-1877) Weitere Figuren Komparativisches ErzählenTextauswahl Bausteine Links ins Internet Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

Arbeitsanregungen zur Textanalyse

In der literaturwissenschaftlichen Sekundärliteratur zu  Thomas Manns Roman »Buddenbrooks« finden sich verschiedene Urteile und Interpretationsansätze zur Figur Johann Buddenbrook (1765 - 1842) sen.


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Hier können Sie sich mit einer kleinen Auswahl davon auseinandersetzen und dabei überprüfen, ob Sie sich Ihrer Ansicht nach am Text belegen lassen.

Ernst Keller, 1988:

"Johann Buddenbrook, der Ältere ist die Figur, an der alle nachfolgenden Gestalten der Familie gemessen werden. In ihm erreicht die Familie den Scheitelpunkt ihres Aufstiegs. [...] Er ist ein Mann von klarem Tatsachensinn und einfachen Begriffen [...] ist auf der Höhe seiner Zeit, macht sich die Anschauungen der Aufklärung zu eigen und hat im Gegensatz zu seinen Nachkommen kein Bedürfnis, sein Leben durch Religion oder Metaphysik zu erklären." (Keller 1988, S.173)

Jochen Vogt, 1995

"Zugespitzt könnte man formulieren, dass die protestantische Ethik die ökonomisch notwendigen Praktiken des Kapitalismus dem frommen Kaufmann oder Unternehmer als Christenpflichten subjektiv annehmbar und verbindlich macht, sie moralisch legitimiert - und ihn damit zugleich für die kapitalistische Praxis motiviert. [...] In diesem Sinn ist das »Dominus providebit« über dem Buddenbrookschen Portal ein Fundamentalsatz protestantischer Ethik - und keiner nimmt ihn im Roman so ernst [...] wie Johann Buddenbrook der Jüngere. Sein Vater freilich, der selbst noch Züge eines frühkapitalistischen 'merchant adventurer' trägt, kann und will im Ethos seine Sohnes nur 'christliche und phantastische Flausen' sehen, die den nüchternen Notwendigkeiten des Geschäfts im Wege stehen; er ist blind gegen die produktive Funktion der frommen Geschäftsgesinnung." (Vogt 1995, S.41)

Helmut Koopmann, 1995

"Johann Buddenbrook, der in der Zeit der Aufklärung groß geworden war - er ist 1765 geboren -, hat zur Religion das Verhältnis einer spöttischen Toleranz, das die Dunkelheiten und Lehrmeinungen der protestantischen Theologie nicht mitmachte. [...] Er hat etwas von der Welt gesehen, ist ein aufgeklärter Skeptiker geblieben [...] und plädiert im Übrigen für praktische und angewandte Toleranz." (Koopmann 1995, S.53)

Fred Müller, 1998

"Im Verlauf des Romans wird Monsieur Johann Buddenbrook als Geschäftsmann mit festen und nüchternen Grundsätzen beschrieben. Er [...] ist frankophil [...] und schätzt die Prinzipien der Aufklärung. Entsprechend ist sein Weltbild optimistisch-vernünftig. Alles Übertriebene, besonders im Bereich des Weltanschaulichen ist ihm suspekt und lächerlich. In seiner politischen Einstellung zeigt er zwar Sympathien für fortschrittliches, demokratisches Denken, bleibt aber doch im Innern der konservative Patrizier [...] und zieht im gesellschaftlichen Bereich strenge Grenzen, was die Auswahl des Umgangs betrifft. Sein Verhältnis zur Religion ist distanziert". (Fred Müller 1988, S.28)


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Helmut Bensmeier, 2008

"Mit seiner Selbstbewusst- und Aufgeklärtheit ist er ein typischer Vertreter des Großbürgertums im späten 18. Jahrhundert [...] Aber trotz seines fortschrittlichen und demokratischen Denkens bleibt seine Innenwelt vom konservativen Patriziertum geprägt." (Bensmeier 2008, S.23)

Solvejg Müller, 2010

"Der energische und optimistische Unternehmer ist dem Geist der Aufklärung verhaftet. Symbol dieser Haltung ist z. B., dass er zur Unterhaltung Flöte, dem bevorzugten Instrument von Aufklärung und Rokoko, spielt. Auch seine gepuderte Perücke, seine Vorliebe für französische Redewendungen, versetzt mit niederdeutschen Ausdrücken, wie z. B. im Romananfang, und für Parkanlagen, sind in diesem Zusammenhang zu verstehen. Seiner Tatkraft entspricht, dass er sich Napoleon zum Vorbild erwählt hat. [...] Religion bewertet der protestantische Kaufmann skeptisch [...]." (Müller 2010, S.57f.)

Thomas Brand, 2012

"Trotz seiner Weitsicht und Aufgeklärtheit ist Johann Buddenbrook sr. in privaten Angelegenheiten unnachgiebig. So hat er sich mit seinem ersten Sohn Gotthold überworfen [...]. Gotthold ist [...] eine Mesalliance eingegangen. Ein Prinzip des alten Buddenbrook ist also, dass sich das Privatleben dem Geschäft unterzuordnen hat. Interessant ist dabei, dass er selbst sich nicht ausschließlich daran gehalten hat, denn die Ehe mit seiner ersten Frau, Josephine, wird ausdrücklich als Liebesheirat bezeichnet (54). Dagegen ist die zweite Ehe eher eine Zweckehe [...]." (Brand 2012, S.48f.)


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Hans-Peter Tiemann, 2011

"Das [...] Familienoberhaupt der ersten Generation verkörpert den Typus des konservativen, genussfreudigen und lebensfrohen Patriziers mit gesundem Selbstwertgefühl und stabiler Identität. Aufgewachsen in der Epoche der Aufklärung, zeigt er nüchterne kaufmännische Grundsätze, Familiensinn, eine frankophile Verehrung für Napoleon und eine spöttische Haltung gegenüber dem Protestantismus [...]." (Tiemann 2011, S.61)

Sebastian Zilles, 2018

"Die über vier Generationen entfaltete Degeneration  [...] verdeutlicht zweierlei: Das Bild des bürgerlichen Kaufmanns wird demontiert und entwertet: War Johann Buddenbrook d. Ä. auf selbstverständliche und naive Art Kaufmann, so ist es sein Sohn Jean willig, aber er reflektiert über die Moral seines Berufes aus wirtschaftlichen Gründen. Thomas Buddenbrooks Dasein kommt dem eines »Schauspielers« (677) gleich; er vollzieht eine erzwungene Anpassung, zu der sein Sohn Hanno nicht mehr in der Lage ist und sich den an ihn gestellten Forderungen als Stammhalter der Firma in spe entzieht  [...] Die Veränderung Auffassung des Kaufmannberufs korreliert zugleich jener Verfallsgeschichte, die sich mit der sich wandelnden Haltung der Generationen zum Leben abzeichnet: Die Unbekümmertheit der ersten beiden Generationen wird mit der reflektorisch eingefärbten und religiös überhöhten Lebensauffassung Jeans und der mühsam aufrechterhaltenen 'Maske' Thomas Buddenbrooks kontrastiert und und mündet in der vierten Generation in der Selbstaufgabe." (Zilles 2018, S.83)

Andreas Blödorn/Sebastian Zilles 2018

"Unbefangenheit und Unbekümmertheit Johann Buddenbrooks (1. Generation) kontrastiert [...] bereits zu einem Rollenverhalten stilisierte Gebaren seines Sohnes Jean (2. Generation), das jedoch erst bei dessen Sohn Thomas (3. Generation) zur nur noch noch mühsam aufrechterhaltenen 'Maske' erstarrt und in der vierten Generation , mit Hanno, schließlich gänzlich in die Hingabe an Todessehnsucht und in die Selbstaufgabe umschlägt." (Blödorn/Zilles 2018, S.84)

 

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 21.04.2024

   
   Arbeitsanregungen
:

Setzen Sie sich mit den oben dargestellten Interpretationsansätzen auseinander.

  1. Überprüfen Sie, ob sich die Aussagen im Text mit geeigneten Belegstellen absichern lassen.

  2. Nehmen Sie zu den dargestellten Interpretationsansätzen kritisch Stellung.

 
 
 

 
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