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Das Motiv der Gottergebenheit in Lessings Nathan der Weise

Ergebenheit in Gott als Zentralbegriff Lessingscher Frömmigkeit

Gottfried Fittbogen (1923)**

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Literarische Gattungen Dramatische Texte Autorinnen und Autoren Gotthold Ephraim Lessing Nathan der Weise
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[...] Dies ist also das Geheimnis der Menschenbildung: man lasse den Menschen sich ungehindert entfalten, dann wird er gut. Tritt aber Fremdes von außen in den Menschen ein werden ihm z. B. naturwidrige, künstliche Religionslehren auferlegt, so ist er gefährdet; hat diese Unnatur erst einmal in ihm Wurzel geschlagen, dann kann es so weit mit ihm kommen, dass dadurch religiöser Fanatismus im ihm großgezogen wird und dieser alle natürliche Güte in ihm erstickt - der Mensch ist verloren. Darum ist mit Notwendigkeit der einzige wirklich böse Mensch ein Priester; er ist der Natur am fernsten, der Hölle am nächsten.
In alldem tritt eine auffallende Überschätzung der natürlichen Güte des Menschen zutage. Das erklärt sich - wie schon gesagt - historisch aus dem Einfluss des Zeitgeistes, der Sache nach aber erklärt es sich daraus, dass diesem Pochen auf das gute Handeln die prinzipielle Unterscheidung zwischen der zwar legalen, aber aus böser Gesinnung stammenden und darum trotz des äußeren Scheins bösen und der lediglich aus sittlichen Motiven hervorgehenden und darum allein wirklich gut zu nennenden Tat fehlt, dass daher alle bloß legalen Handlungen fälschlich als sittlich gut bewertet werden. Legt man diesen strengen Maßstab an die Menschen des Dramas, so zeigt sich, dass sie zum Teil sittlich gar nicht so hochstehend sind, wie sie scheinen. Die Art, wie z. B. Saladin dem Tempelherrn das Leben schenkt, ist unethisch durch und durch; eine flüchtige, höchst oberflächliche, fast gedankenlose Regung veranlasst ihn dazu, es ist eine Tat der Willkür, nicht des guten Willens. Nur dass das Resultat der Sultanlaune diesmal zufällig ein angenehmes ist, verführt dazu, dies Tat für ethisch zu halten. Saladin merkt gar nicht, welch Widerspruch in seinen Worten liegt, wenn er - sich über sich selbst freuend - ausruft.

                  Wie aus einer guten Tat,
Gebar sie auch schon bloße Leidenschaft
Doch so viel andre gute Taten fließen. [III,7 V 2104ff.]

Eine Tat aus bloßer Leidenschaft, zu welchem Ergebnis sie auch führen mag, ist ethisch nie gut. Denn eine Handlung hat nie an sich ethischen Wert als Handlung, sondern immer nur als Produkt der Gesinnung, aus der sie als ihrer Quelle geflossen ist.
Dies führt auf den springenden Punkt: die wesentliche Schwäche der ethischen Auffassungen im »Nathan« besteht darin, dass der Handlung hier Eigenwert zukommt. Die Handlungen sind losgelöst con der Gesinnung, sie stehen den Menschen als etwas Selbständiges gegenüber und die Menschen freuen sich, wenn sie ihre Taten betrachten, gerührt, was für erstaunliche Leistungen sie doch zuwege gebracht haben. Und beglückt durch so ein großes Quantum guter Taten klatschen sie sich und andern Beifall.
Ja, selbst die innigste und gehaltreichste Szene des ganzen Werkes droht durch diese tugendstolze Werkgerechtigkeit entstellt zu werden. Als Nathan sich anschickt, der frommen Einfalt das heiligste Erlebnis seine Lebens zu enthüllen, da kann er auch nicht anders als mit ausgestrecktem Tugendfinger auf die erstaunliche Güte seiner Tat hinzuweisen (IV,7). Er gerate jetzt in schwere Gefahr, ruft er aus, "wegen einer Tat! - Ah, wegen einer Tat!" und ruhiger fügt er hinzu:

                                                             Euch
   Allein erzähl ich sie. Der frommen Einfalt
   Allein erzähl ich sie. Weil die allein
   Versteht, was sich der gottergebne Mensch
   Für Taten abgewinnen kann.
[IV, 7 V 3031-3035]

Auch hier erscheint die Tat losgelöst von der Gesinnung als eine selbständige Leistung, die man sich abquälen kann. Und in Erinnerung an diese Tat ist Nathan noch nachträglich bis zu Tränen gerührt ob seiner Güte. [...] Prüft man nun nach, welches denn diese Tat von so erschütterndem Werte ist, so entdeckt man: ein Jude hat die Tochter eines christlichen Freundes, der ihm mehrfach das Leben gerettet hatte, als eigenes angenommen, nachdem andere Christen aus Glaubensfanatismus ihm sein Weib und seine sieben Söhne getötet haben. Ist an dieser allerdings ethischen Tat aber irgend etwas Außerordentliches, dass sich der gottergebene Mensch so mühsam "abgewinnen" müsste? [...]

1. Der aus der aufklärerischen Werkgerechtigkeit stammende Bergriff des Sich-Abgewinnens droht, sagte ich, die wertvollste Szene zu entstellen. [...] Nathans damaliges Ringen mit sich selbst verläuft in drei deutlich erkennbaren Stadien.
Zuerst schmettert ihn der fürchterliche Verlust völlig nieder.[...] Denn alle seine Wünsche sind durchkreuzt, sein Lebensglück mit eins zerschlagen. Und warum?? Welcher Sinn steckt in diesem Ereignis?! - Er findet ihn nicht. - Welche Güte der göttlichen Vorsehung gibt sich darin kund?? - Es klingt wie Hohn, auch nur danach zu fragen. Verständlich und - menschlich gesprochen - notwendig ist daher seine Auflehnung gegen diese Macht, die hart und erbarmungslos über seinen Willen zur Tagesordnung übergeht, von deren Güte und Weisheit er nichts, aber auch gar nichts wahrnimmt. Sein Wille und der Wille Gottes stehen sich gegenüber - als zwei selbständige, sogar gegnerische Größen.
Wie wird nun die Versöhnung beschrieben?
Allmählich gewinnt die Vernunft, die er nicht kommandiert, sondern die von selbst kommt, wieder Gehör bei ihm und flüstert ihm zu, dass der Glaube an die Vorsehung auch darin besteht, dass man der Vorsehung auch da vertraut, wo man sie nicht versteht: "doch war auch Gottes Ratschluß das". [IV,7 V 3054] Sie fordert also von ihm Aufgeben des eigenen Willens als sein Werkzeug, so dass nur ein Wille noch existiert im Menschen und es heißen kann: ich und der Vater sind eins.
Wie aber dieser Umschwung sich vollzieht, wie der göttliche Wille im Menschen Herr wird über den egoistischen Willen, das lässt sich nur andeuten:

Ich stand! und rief zu Gott: ich will!
   Willst du nur, dass ich will!  [IV,7 V 3058f.]

Das heißt doch immerhin so viel: der Mensch hat es, ob er seinen Willen noch so sehr anstrengt, nicht in der Hand, diesen Vorgang herbeizuführen, er wird durch eine höhere Macht herbeigeführt. Dieser Akt ist letztlich unerforschlich irrational.
Die dritte Stufe der innern Entwicklung zeigt nun den Übergang von der Gesinnung zur Tat. Die innere Entwicklung ist überwunden, Nathan hadert, obwohl er das Geschehene nicht versteht, nicht mehr mit Gott, sein Eigenwille ist unterworfen, und er ist bereit zu tun, was für ihn jetzt dieser ganz konkrete Wille Gottes sein wird. Er lässt, was dahinten liegt, auf sich beruhn und wendet sich dem zu, was vor ihm liegt als Aufgabe. Das wird ihm das "Würmchen" Recha gebracht, nun ist der Wille Gottes nichts Abstraktes mehr, sondern ganz bestimmt ist es ihm von der Vorsehung vorgeschrieben, was er zu tun hat, und er gehorcht. Es ist für ihn ganz selbstverständlich, dass er dies hilflose Menschenkind, das noch dazu die Tochter seines Freundes ist, aufnimmt; aus herzlichem innern Antrieb fasst er's in die Arme und dankt Gott für diese Gabe, die er ihm anstelle der verlorenen Kinder geschenkt hat. Er ist dem tätigen Leben wiedergegeben, und Recha ist das vornehmste Objekt seiner aus der Einheilt mit dem göttlichen Willen stammenden Aktivität.
In Nathans Handlung zeigt sich auch nicht mehr der kleinste Rest von mühsamem Sich-Abgewinnen, es findet sich auch nicht die leiseste Andeutung, dass Nathan hier die "höchste sittliche Aufgabe, die es für den Menschen geben kann, die Feindesliebe"* erfüllt. Vielmehr liegt das ganze Schwergewicht der Szene in dem mittelsten der drei Entwicklungsstadien: in dem ergebenen Einswerden mit dem göttlichen Willen. Was folgt, die dankbare Annahme des Kindes als eines neuen Lebensinhaltes, hat keinen Eigenwert mehr, es ist der selbstverständliche, überwindungslose Ausfluss von Nathans göttlich-menschlichem Willen.
Aber - das ist zuzugeben - Lessing selbst hat das reine Verständnis dieser Szene erschwert durch das Wort, dass Nathan sich diese Tat habe "abgewinnen" müssen. Dadurch ist der Anschein erweckt worden, als sei das wirklich Wertvolle wirklich die Tat und nicht vielmehr das, was der Tat im Gemüt vorangeht. Tatsächlich ist hier eine Unstimmigkeit vorhanden; es stehen einfach zwei fremdartige Elemente unausgeglichen und auch feindselig nebeneinander: das aufklärerische Pochen auf die tugendhaften Handlungen, die der Mensch aus eigener Kraft und eigenem freien Willen vollbringt, die daher seine verdienstlichen Leistungen sind, und die Auffassung von der nicht aus eigener Kraft herbeigeführten Gottergebenheit, die den Menschen aus innerem Zwange zu handeln treibt, ohne dass der geringste Raum für das Rühmen der eigenen Tugendhaftigkeit bliebe.
Wir haben es also mit einem Motiv - dem wertvollsten um ganzen Drama - zu tun, das noch nicht zur vollen Entfaltung gekommen ist. Um so genauer müssen wir es ins Auge fassen. Die religiöse Lehre, welche die Szene verkündigen will, ist klar zu erkennen: wer wie Nathan dazu gelangt ist, allen Eigenwillen abzulegen und sich dem Willen Gottes zu ergeben, der ist aus dem Stand der Unfreiheit in den Stand der Freiheit übergetreten. Solange er einen eigenen freien Willen zu haben behauptete, war er unfrei, jetzt, wo er unfrei ist, gelangt er zur Freiheit. Von diesem Zentralpunkt seines neuen Wesens aus führt er nun sein Leben. Da er aus dem göttlichen Willen heraus handelt, hat er mitten in aller Unruhe die tiefe Ruhe und die unverwirrbare Klarheit des Gemüts, und daher ist ihm sein Handeln selbstverständlich, von innen heraus, er bespiegelt sich nicht in seinen Taten - "ah, was für Taten! - und wenn er über sie reflektieren sollte, so würde er eher an ihre empirische Unvollkommenheit als an ihre - eingebildete - tadellose Vorzüglichkeit denken. Auch der mit sich und besonders mit seinem an Recha geleisteten Erziehungswerk so absolut zufriedene Nathan könnte nur dadurch gewinnen, wenn ihm in seiner Gottähnlichkeit wenigstens einmal auch nur von ferne der Gedanke an die Möglichkeit ahnungsweise aufdämmerte, dass er vielleicht nicht in jedem Fall bei Recha immer nur das Vollkommenste getan haben könnte.
Die Unausgeglichenheit der beiden Gedankengruppen erklärt sich ohne Zwang aus dem Leben Lessings und der Entstehung des Dramas. Den Nathan-Stoff nämlich trug Lessing lange Jahre mit sich herum, und als ihm nach dem gewaltsamen Ausbruch der Polemik gegen Goeze der Gedanke an ein religiöses Drama kam (August 1778), brauchte er nur auf einen bereits vorhandenen Entwurf zurückgreifen. Auch seine ethisch-religiösen Anschauungen standen im wesentlichen fest, als der Fragmentenstreit begann (Ende 1777 der erste Angriff; ein wichtiges Stück in dieser Gedankenwelt ist die Überzeugung von der natürlichen Güte des Menschen. Daher ist die starke Betonung der Tugendhaftigkeit dem Drama von vornherein eigentümlich. - Dann kam der Januar des Jahres 1778, der Lessing den neugeborenen Sohn und die inniggeliebte Frau kostete und ihn aufstöhnen ließ im Schmerz über das, was ihn betroffen - die gewaltigen Briefe des Innersten erschütterten Mannes legen Zeugnis davon ab. Damals haderte er mit Gott wie Nathan. In jener schwersten Heimsuchung seines Lebens - das ist längst erkannt worden - liegt der Keim zu dieser zartesten Szene, die Lessing geschaffen hat. "Und alles ist Frucht und alles ist Same"; ohne Evas Tod hätte diese Szene nicht entstehen können. Besteht aber dieser Zusammenhang, so gibt sie uns einen Aufschluss über Lessings Innerstes, den uns seine Briefe nicht geben. Denn sie lässt und ahnen, dass der Mann, der wie Nathan sich gegen die Vorsehung aufbäumte, doch auch wieder wie Nathan der Stimme der "Vernunft" Gehör schenkte, die zu ihm mit sanfter Stimme sprach:

                                  und doch ist Gott!
   Doch war auch Gottes Ratschluß das! [IV,7 V 3053]

Wer diese Szene dichten konnte, der wird, so dürfen wir annehmen, auch selbst etwas von dieser Gottergebenheit sein eigen genannt haben. [...]

2. Ergebenheit in Gott ist also der Zentralbegriff Lessingscher Frömmigkeit, daneben tritt - doch in innerster Abhängigkeit - die Liebe. Die Ergebenheit in Gott nämlich ist der Zustand des Gemüts, aus dem heraus Nathan handelt, und das Handeln, das aus diesem Quellpunkt fließt, ist selbstlos auf das Wohl der Mitmenschen gerichtet, ist Liebe. In welchem Umfange die Betätigung der Nächstenliebe innerhalb des Dramas zur Anschauung kommt, braucht nicht im einzelnen dargelegt zu werden. Die meisten Personen sind ja von der Bereitschaft erfüllt, anderen zu helfen; und fragt man: warum? so erhält man die Antwort: "Genug, es ist ein Mensch!" [I,2 V 350]
Nur ein Zug an Nathan, der in besonderem Maße die Verkörperung der Nächstenliebe ist, soll hervorgehoben werden, weil er infolge seiner Schlichtheit und Einfachheit den markanteren Handlungen und besonders dem etwas aufdringlichen Herumwerfen mit Geld gegenüber leicht zurücktreten und wohl gar ganz verlorengehen könnte.
Es ist gegen Ende des Dramas (V,8). Saladin hat den Tribut aus Ägypten erhalten, er will nun Nathan die geliehenen Summen - es handelt sich um eine erkleckliche Anzahl goldgefüllter Beutel - sofort zurückerstatten, und das ist das erste, womit er ihn begrüßt. Aber Nathan, der als Kaufmann Geldeswert wohl zu schätzen versteht, hat in diesem Moment Wichtigeres zu tun, als sich um seine Millionen zu kümmern:

                                          Und warum zuerst
   Von dieser Kleinigkeit? - Ich sehe dort                                   
   Ein Aug' in Tränen, das zu trocknen, mir
   Weit angelegner ist. [V,8 V 3699ff.]

Mit diesen Worten geht er auf Recha zu, die in Schmerz aufgelöst ist, und sucht ihr Weh zu lindern. Das ist wahrhaftes Wohltun - ein Wohltun, das dem Herzen wohltut. Es ist das einer der ethisch wertvollsten Züge des ganzen Dramas.
Was in kriegerischen Zeiten (im »Testament Johannis«) begonnen, ist jetzt, wo Frieden eingetreten ist, zur Reife gelangt. Und konnte es damals noch scheinen, als werde das moralische Handeln . die "unchristliche christliche Liebe" - schlechthin mit der Religion identifiziert und als verliere diese jede selbständige Bedeutung, so ist auch diese Gefahr jetzt definitiv überwunden. Die Religion ist ihm weder Lehre wie Orthodoxie, noch Wissen wie dem Deismus, noch Gut-Handeln wie der Aufklärung, Religion ist ihm Gesinnung. Damit befreit er sie von allem Intellektualismus (dogmatischer und philosophischer Art) und Moralismus und gibt sie sich selbst wieder.
Gerade seiner wissensstolzen Zeit predigt er mit besonderem Nachdruck, dass alles Philosophieren, Grübeln und Nachdenken über Religion und göttliche Dinge selbst keine Religion, dass es nur ein Wähnen ist. Soviel Geist und Kraft auch Lessing sein ganzes Leben über aufgewandt hat, zu klaren Resultaten in Religionsphilosophie und Religionsgeschichte zu kommen, dem einen was nottut gegenüber, dass die Seele zum Einklang mit dem Universum gelangt, erscheint ihm das alles als nichtig. [...]

*Kettner, Lessings Dramen im Lichte ihrer und unserer Zeit, Berlin 1904, S.392

(aus: Fittbogen (1923), in: Bohnen (Hg.) 1984, S.84 -93)

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Dieses Werk (Auszüge aus Lessings Religion (1923), von Gottfried Fittbogen), das durch Gert Egle gekennzeichnet wurde, unterliegt keinen bekannten urheberrechtlichen Beschränkungen.

Autorinformation:
»Gottfried Fittbogen (1878-1941), deutscher Privatgelehrter und Autor; Studium der Theologie, dann Germanistik; ab 1907 Oberlehrer (Studienrat) in Berlin-Neukölln; 1911 auf eigenen Wunsch Entlassung aus dem Schuldienst, um sich - als Privatgelehrter - wissenschaftlichen Forschungen zuzuwenden; quittierte jedoch im Oktober 1911 den Schuldienst, um sich der wissenschaftlichen Forschung zu widmen; Themen u. a. "Kunde vom Grenz- und Auslandsdeutschtum" und der "Erfassung des deutschen Volkstums außerhalb Deutschlands", sein auflagenstarkes Hauptwerk "Was jeder Deutsche vom Grenz- und Auslanddeutschtum wissen muß"(1937) wurde im Auftrag des »Vereins für Deutschtum im Ausland (VDA)  verfasst und umfasste in der ersten Auflage (1924) knapp 64 Seiten dick war, kam in seiner neunten und letzten Auflage (1938) auf 280 Seiten; Schriften wie diese waren in Deutschland in den 20er und 30er Jahren, wie Ingo Eser (2010, S.40 f.) schreibt, als pädagogische und populärwissenschaftliche Schriften über die "Situation der Deutschen im Ausland, vor allem in den an Polen 'abgetretenen Gebieten'" populär, und Beiträge über die kulturpolitische und konfessionelle Lage der deutschen Minderheit in Polen (z. B. Probleme des Minderheitenschulwesens) wurden in etlichen Zeitschriften veröffentlicht. Dabei reichte die Spannweite "von Veröffentlichungen pazifistischer Kreise und anderer nationaler Minderheiten bis hin zu nationalkonservativen oder gar völkischen Organen." (ebd.,S.41) Dabei habe Fittbogen 1924 die "volksnationale Reorientierung der deutschen Öffentlichkeit als eine natürliche Reaktion auf die Niederlage im Ersten Weltkrieg dar: »Vor dem Krieg haben wir unsere Volksgenossen im Ausland sträflich vernachlässigt. Dass das anders werden muss, zumal das seit unserer Niederlage im Weltkrieg die Zahl der Deutschen, die außerhalb des Deutschen Reiches leben, um viele Millionen gewachsen ist, ist selbstverständlich.«[6.Aufl., 1929, S.1] Der Verein für Deutschtum im Ausland (VDA) war im Kreis der deutschvölkischen Bewegung angesiedelt und setzte sich mit finanzieller Unterstützung des Auswärtigen Amtes für die Revision des Versailler Vertrages und für den Erhalt des  sogenannten "Auslanddeutschtums" ein. Schon 1908 zählte er ca. 2,5 Mio. Mitglieder. (vgl. Wikipedia) Die Rolle, die der VDA im Nationalsozialismus spielte, ist umstritten. So soll er sich zwar für die Revision der Grenzen nach dem Versailler Vertrag eingesetzt, sich aber nicht der NS-Ideologie mit seiner Forderung nach Eroberung von Lebensraum im Osten angeschlossen haben; andererseits aber, so wird auch in der Forschung betont, habe sich der VDA schon früh der NS-Ideologie angenähert und konnte das auch, weil VDA und Nazis eben gemeinsame Ziele verfolgt und darüber hinaus auch gemeinsame Wurzeln besessen hätten. (vgl. ebd.)

(vgl. auch: Die Instrumentalisierung der christlichen "Gotteskrieger" - Notopfer-Karte des VDA, 1932)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 16.12.2023

     
   
   Arbeitsanregungen:
  1. Arbeiten Sie die wesentlichen Interpretationsaussagen Fittbogens heraus.

  2. Welche Kritik hat er an Lessings Stück? - Nehmen Sie dazu Stellung.

  3. Gottfried Fittbogen veröffentlichte später einige seiner sonstigen Schriften für den »Verein für Deutschtum im Ausland (VDA), der im Kreis der deutschvölkischen Bewegung angesiedelt war und dem eine deutliche Nähe zur NS-Ideologie nachgesagt wird. Inwieweit lässt sich dies an diesem Text nachvollziehen? Erörtern Sie in diesem Zusammenhang den von Fittbogen immer wieder verwendeten Begriff "Gesinnung".
     

 
      
 

 
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