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▪
Figurengestaltung in dramatischen Texten
▪
Kontrast-
und Korrespondenzbeziehungen der Figuren ▪
Figurenkonstellation ▪
Konfiguration ▪
Figurenkonzeption ▪
Figurencharakterisierung
▪
Literarische Charakteristik
▪
Al-Hafi-Szenen im Dramentext von Lessing
▪
Al-Hafi im Rahmen der
Szenenanalysen
Die Figur des
Al-Hafi
in
Lessings
Drama »Nathan
der Weise« kann unter vielen verschiedenen Aspekten betrachtet und
interpretiert werden. Ein kleine Auswahl von Interpretationsaussagen
lädt zur Auseinandersetzung ein:
-
Al-Hafi ist geprägt von der "Vorstellung einer vernunftbestimmten Situations- und
Individualethik, die eines utopischen Ideals und einer transzendenten
Heilsgewissheit entbehren kann" (Barner
u.a. 1987, S.332)
-
Al-Hafi "zerreißt [...] seine Verstrickung in das Netz von
Geld und Macht - Verkörperung des 'Aussteigers', der die Freiheit der
Bedürfnislosigkeit sucht, um 'ihm (=sich) selbst zu leben'." (Sedding1992,
S.91)
-
Al-Hafi wird von Lessing mit feiner und sympathischer Ironie
charakterisiert. (vgl.
Barner
u.a. 1987, S.332)
-
"Frömmigkeit, Uneigennützigkeit und Beschaulichkeit sind die
Grundzüge des Charakters des Derwischs Al Hafi." (Königs
Erläuterungen, 24. Aufl., neu bearb. v. Oswald Boyte, o.J., S.68)
-
Al-Hafi ist ein "kontemplativer Müßiggänger" neigt zum
Fatalismus. (vgl.
Barner
u. a. 1987, S.332)
-
Al-Hafi deckt "den Widerspruch von struktureller
Ungerechtigkeit der Herrschaft und subjektiv gutem Willen des
Herrschers auf." (
Wolfgang
Kröger 1998, S.103)
-
"Nathan zeigt für Al-Hafis Entschluss viel Verständnis, wohl
wissend, dass dieser Selbstbestimmung und Identität nur durch den
Rückzug aus der Gesellschaft bewahren kann. Der selbstgefällige,
sich auserwählt fühlende Defterdar ist ihm weniger sympathisch als
der weltflüchtige Derwisch. So gesehen kann Al-Hafis Lebensform nicht
einfach als Fehlentwicklung abgetan werden; vielleicht ist sie ein
äußerstes Mittel die menschliche Bestimmung zu erfüllen." (Haaser
1999, S.50)
-
"Derwisch und Klosterbruder, Parse und Christ, tauchen [dann]
als wiederholte Spiegelung eines Problems auf; der Derwisch, der so
plötzlich Schatzmeister, und der Klosterbruder, der des Patriarchen
Zuträger geworden, manifestieren das Gefährliche einer Weltflucht,
die sich gegen alle ursprünglichen Intentionen mit den Mächten der
Welt eingelassen hat. Immerhin: der eine widerruft seine Entscheidung
ebenso rasch und hektisch, wie er sie getroffen; der andere, ein
kreuzfahrender Schweijk in der Kutte, verkehrt seinen mönchischen
Gehorsam durch zielbewusste Einfalt und Folgerichtigkeit ins
Absurde." ( Demetz, Lessings 'Nathan der Weise', zit. n.
Bohnen (Hg.) 1984, S.176)
-
Es bleibt die Frage, "ob nicht mit dem Derwisch eine
Existenzmöglichkeit vorgestellt wird, die allein erlaubt, wiese zu
sein." (Wilhelm
Große 1987, S.79)
-
"Der frühzeitige Abschied
Al
Hafis (II,9)
lässt erkennen, dass Lessing mit seinem Stück nicht die Erfüllung der
individuellen Existenz in anachoretischer1
Isolation verklären wollte, sondern nach einem Weg suchte, der das
Individuum durch seine soziale Aktivität mit der Gesellschaft versöhnte.
Al Hafis Weg konnte schwerlich verallgemeinert werden. Wenn überhaupt die
banale und - im Sinne des Theaters - desillusionierende Frage gestellt
wird, wie
Nathans
des Guten Geschäfte florierten, muss sie um die weitere Frage ergänzt
werden, bei welchen Reichen der kontemplative2
Müßiggänger Al Hafi bettelte. Das Dilemma, das dann offensichtlich wir,
zeigt am deutlichsten die Diskrepanz zwischen objektiv bestehenden
sozialen Verhältnissen und der Demonstrationen ihrer utopischen
Überwindung." (Barner
u. a. 1987, S.332) - 1 anachoretisch:
einsiedlerisch; 2 kontemplativ:
beschaulich, besinnlich, betrachtend
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Al-Hafi-Szenen im Dramentext von Lessing
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Al-Hafi im Rahmen der
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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