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Bausteine zur Figur des Tempelherrn in Lessings Nathan der Weise

Interpretationshypothesen zur Figur des Tempelherrn

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Literarische Gattungen Dramatische Texte Autorinnen und Autoren Gotthold Ephraim Lessing Nathan der Weise
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Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
Konfiguration
Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung
Literarische Charakteristik

Tempelherr-Szenen im Dramentext von Lessing
Der Tempelherr im Rahmen der Szenenanalysen

Die Figur des Tempelherrn in Lessings Drama »Nathan der Weise« kann unter zahlreichen verschiedenen Aspekten betrachtet und interpretiert werden. Ein kleine Auswahl von Interpretationsaussagen lädt zur Auseinandersetzung ein:

  1. "Zu den christlichen Figuren des Schauspiels gehört endlich noch der Tempelherr. Sein Äußeres, den drallen Gang, den guten, trotzigen Blick, die Gewohnheit, die Augbrauen mit der Hand zu streichen, beschreibt uns Nathan, wie er ihm zuerst nahe tritt. »Ein Jüngling wie ein Mann!« sagt er und meint, in der rauen, bittern Schale des Sonderlings stecke sicher kein ebensolcher Kern. Der Tempelherr ist eine Jünglingsnatur von der besten Art: leidenschaftlich, aufbrausend, voll Stolz und Trotz, aber auch voll Mut und Edelsinn. Wir werden an den Tellheim in der »Minna von Barnhelm« und seine schroffe Ehrenhaftigkeit erinnert, und werden durch beide an Lessing selbst erinnert; denn es sind Züge seiner eigensten Natur, womit er hier die Geschöpfe seiner Fantasie ausstattet. Der Tempelherr ist im Abendland unter Christen erzogen, hat aber im gelobten Lande, wie er sagt, schon manche Vorurteile abgelegt; gerade an den blutigen Religionskämpfen, die er hier teils mitgefochten, teils mitangesehen, ist es ihm klar geworden, dass es fromme Raserei ist, seinen Gott als den vermeintlich besten der ganzen Welt aufdrängen zu wollen; hat er sich zu einem religiösen Standpunkt emporgeschwungen, auf dem er sich mit Nathan begegnet. Aber er ist noch der brausende Jüngling, noch nicht der im prüfungsvollen Leben geläuterte Mann; daher kommt es auch, dass, wie ihm Nathan mit seinem Zurückweichen in Betreff Rechas unverständlich wird, er alsbald den Christen gegen den Juden herauskehrt, wütend wird, dass sich Jude sich einfallen lasse, der Christenheit eine Seele abjagen zu wollen, und kein Bedenken trägt, den geistlichen Fanatismus, den er doch selbst von seiner schlimmsten Seite kennen gelernt hat, gegen ihn zu Hülfe zu rufen. Das tut er freilich nur im Sturm der Leidenschaft; er tut es nicht ganz, sondern weicht zurück, sobald ihm im Gespräch mit dem Patriarchen zu Bewusstsein kommt, mit welcher Macht er sich da verbinden wollen; und er gesteht hernach seinen Fehler dem Nathan mit gewinnender Aufrichtigkeit. Aber wie fein ist es von dem Dichter, dass er die schönen Reden:
                                                            Es sind
    Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten
    [IV,4  V 2757]
    und
    Der Aberglauben schlimmster ist, den seinen
    Für den erträglichern zu halten ...
    [IV,4  V 2760]
    Dass er diese Reden den Tempelherrn in Bezug auf Nathan führen lässt, während sie diesen doch gar nicht, sondern vielmehr ganz nur den Redenden selber in seinem damaligen Beginnen treffen."
    (aus: David Friedrich Strauß, Über Lessings Nathan. Ein Vortrag (1863), in: Bohnen (Hg.) (1984), S.36f.; an die moderne Rechtschreibung angepasst, G.E.)

  2. "Der Tempelherr, diese herrliche Jünglingsgestalt von stärkster dramatischer Wirkung, ist [...] jenseits jeder positiven Religion. Er hat das aber nicht erreicht in einem religiös-intellektuellen Vorgang wie Nathan, oder auch kraft eines großen Überblicks wie Saladin; sondern wie sein trotziger, rücksichtsloser Wahrheitssinn hineingestellt war in diese Mischung der Bekenntnisse und der Rassen, lernte er jeden Anspruch der Gläubigen, eine wahre Religion zu besitzen, verachten, gering denken von der Menge und doch Menschenwert voll anerkennen, wo er auf ihn traf. Aber - darin erscheint nun seine Grenze - seine Kraft, aus dem Ganzen in Liebe und Hass, in stolzer Siegessicherheit der Welt gegenüber zu leben, hat noch nicht gelernt, der Vernunft sich zu unterwerfen: er erlebt vor unseren Augen die Umwandlung, die auch ihn durch Schmerz und Resignation hindurchführt und ihn reif macht." (Wilhelm Dilthey 1867, S.56)

 

vgl. auch: Die Instrumentalisierung der christlichen "Gotteskrieger" - Notopfer-Karte des VDA, 1932)

Figurengestaltung in dramatischen Texten
Kontrast- und Korrespondenzbeziehungen der Figuren
Figurenkonstellation
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Figurenkonzeption
Figurencharakterisierung
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Tempelherr-Szenen im Dramentext von Lessing
Der Tempelherr im Rahmen der Szenenanalysen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 03.05.2021

     
   
   Arbeitsanregungen:
  1. Setzen Sie sich mit den obenstehenden Thesen zur Interpretation der Figur des Tempelherrn auseinander.

  2. Ziehen Sie dazu die entsprechenden Textbelege heran.
     

 
 
 

 
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