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"Die
königliche Natur des Saladin lebt sich aus einem
Machtwillen, den die Staatsraison leitet, der kühl die
gefangenen Tempelherren zur Hinrichtung sendet und die
herabgedrückte, unkriegerische jüdische Rasse verachtet. Er
zahlt seinen Tribut an orientalisches Fürstenwesen, wenn er
die Untertanen aussaugt, um Bettler zu bereichern. Aber in
diesem fürstlichen Walten hat er auch lange gelernt, hinter
allen Hüllen religiöser Bekenntnisse denselben Menschen zu
erkennen und zu würdigen, und Nathan legt ihm nur in der
Reflexion zurecht, dessen sein einfacher, starker,
heroischer Geist längst sicher gewesen ist." (Wilhelm
Dilthey 1867, S.55)
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Humanität und
Toleranz sind die herausragenden Charaktereigenschaften
Saladins.
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Saladins
Freigiebigkeit auch den christlichen Pilgern gegenüber zeugt
von humanen Grundüberzeugungen.
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Lessing zeigt
den Sultan Saladin weniger als Herrscher, mehr als
Privatmann. (vgl.
Große 1987, S.73)
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Die
Gutmüdigkeit Saladins verbindet sich mit einer gefährlichen
Unbesonnenheit, was ihn klar von Nathan unterscheidet.
(vgl.
Große 1987, S.73)
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Der Wunsch
Saladins, "des Höchsten Milde" nachzuahmen, die "sonder
Auswahl über Bös' und Gute" sich ergießt, ist eine stupide
Nachäfferei des Allerhöchsten ohne des "Höchsten immer volle
Hand". (vgl.
Große 1987, S.73f.)
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"Saladin ist
ein Fürst, dem der Dichter die edelsten Charakterzüge
beilegt." (Königs Erläuterungen, 24. Aufl. , S.62)
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"Trotz der
persönlichen Integrität Saladins ist sein Regiment vom Makel
absolutistischer Willkür gekennzeichnet." (Barner
u. a. 1987, S.322)
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In Saladins
Verhalten zeigt sich die Widersprüchlichkeit eines
absolutistischen Monarchen . (vgl.
Sedding 1992, S.77)
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"Lessing hat
aus dem großen Sultan […] eine sympathische, menschliche
Gestalt gemacht; zwar erklärt er das Verhalten des Sultans
nicht in erster Linie aus den realpolitischen
Konstellationen oder aus der Korangläubigkeit dieses
Herrschers, aber er folgt auch nicht den beschönigenden
Quellen seines Saladin-Wissens, den Ausführungen Marins und
Voltaires, die den Sultan zum Idealbild des aufgeklärten
Monarchen umgestaltet haben.“
(Kröger
1991/98, S.41)
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"Auf dem
Richtblock hat er dem Ritter das Leben geschenkt. Man wird
diese Begnadigung einen Augenblick der Hellsicht nennen
dürfen, doch zugleich als eine Instinkthandlung ohne
sittlichen Grund verstehen dürfen. Deshalb kann Saladin den
Geretteten auch gleich wieder vergessen." (Neumann
1977, S.65)