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Kafka als Erzähler
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Überblick
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Anti-realistische Erzählweise
• Halbschlafbilder und traumanaloges Dichten
•
Poetik der Reduktion von Sprache, Erzählhaltung und
erzähltechnischen Mitteln
•
Innovative
Erzählweise
• Die
Figuren Kafkas und ihr Störpotential
•
Kafkas Tierfiguren

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Dass
sich Kafka in seiner Erzählung mit »Alexander
dem Großen (356-323 v. Chr.) und dessen Streitross beschäftigt,
geht wahrscheinlich darauf zurück, dass er 1910 »Michail
Alexejewitsch Kusmins (1872-1936) »"Taten
des grossen Alexander" (1910) gelesen hat. Darin hat sein Autor in einem dem
Text vorangestellten
Akrostichon »Bukephalos,
dem Leibpferd und Schlachtross Alexanders, das nachfolgende literarische Denkmal
gesetzt: "Jäh stampft
ein Pferd, das wild im Zügel schnaubt: / Unrüstiger Knab, entehrst Bukephalos!/ Sehre die Grenzen, hin zur Tat, aufs Roß,"
Ein wenig
später, im dritten Kapitel des ersten Buchs, wird die •
legendenumwobene Zähmung des Pferdes durch den jungen Alexander
beschrieben, die auch in der Bildenden Kunst verschiedentlich ihren
Niederschlag gefunden hat.
"Alexander war fünfzehn Jahre alt, da vernahm er im Frühling, an den Ställen
seines Vaters vorbeigehend, ein Wiehern, das dem Wiehern der anderen Pferde
nicht glich. »Was wiehert da so fürchterlich?« fragte der Königssohn die
Stallknechte. Und gleichsam zur Antwort ertönte abermals das Wiehern, ebenso
laut aber zart und lieblich, gleich als ob das Gurren der Turteln vom fernen
Echo widersurrt. »Was wiehert da so schön?« rief wieder der Prinz, in
Ungeduld die Brauen runzelnd. Die Stallknechte erklärten, da wiehere
Bukephalos, ein unberitten Pferd, das von dem Fleisch zum Tod verdammter
Verbrecher genährt werde, in einem Stalle von Eisen. Alexander forderte, daß
die riesigen Riegel geöffnet würden, trat an die Krippe, die voll von
abgenagten Knochen war, und packte das ungeheuerliche Pferd an der Mähne,
wandte die Augen des Pferds geradezu in die blendende Sonne, sprang von
hinten auf seinen lastungewohnten Rücken und flog wie ein Pfeil nach dem
Palaste."

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Kafka
verband das, was er über Alexander auch andernorts in Erfahrung brachte, mit
der Gestalt »Napoleon
Bonapartes (1769-1821), die ihn während dieser Zeit besonders
faszinierte und die gewisse historische Parallelen zu dem antiken Herrscher
aufwies. Hinzu kam noch, dass sich der Franzose, Selbstzeugnissen zufolge,
in der geschichtlichen Nachfolge Alexanders des Großen sah und selbst
offenbar mit dem Gedanken spielte, "nach Indien zu ziehen [...] und Kaiser
des Morgenlands zu werden" (
Binder 1975/31982,
S.205, vgl. Alt 2005/ 22008,
S.514) Insbesondere das Gemälde »"Bonaparte
beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard" des »Historienmalers
»Jaques-Louis
David (1748-1825) wird nach Ansicht Alts "gleichsam das Urbild der
Geschichte Kafkas, die ikonische Darstellung der versunkenen Epoche, in der
das Schlachtroß noch unter dem Diktat seines zur Führung entschlossenen
Herrn stand." Die neue Zeit, das "Heute", von dem in der Erzählung Kafkas
gesprochen wird, befreie das Pferd zwar von den Zwängen des Zügels, nötige
es aber zugleich zur Anpassung am eine Zeit ohne Helden. Allerdings steht im
Heute, indem es keine Akteure mehr vom Schlage Alexanders und Napoleon
Bonapartes mehr gibt, "das im Gemälde geronnene Erbe der Vergangenheit", wie
Alt sagt, eine belastende "Hypothek" dar, "die
abgetragen werden muss, soll neuer Sinn gestiftet werden." (vgl. Alt 2005/ 22008,
S.514)
Womöglich hat Kafka aber auch die Schicksale von Alexander und Napoleon
Bonaparte als "Metapher für den eigenen Lebensweg" (Binder
1975/31982, S.206) verstanden, die einen Kontrast zu "dem
eigenen stagnierenden Lebensgang" darstellten, "so daß also über das
Bindeglied Napoleon [...] das Motiv des Indienzugs und die Konfrontation
zweier Zeitalter mit negativer Beleuchtung der Gegenwart (für Kafka war die
napoleonische Zeit die letzte große mit Kräften erfüllte) zu Bildern für die
jetzt bestehende Misere werden konnten." (ebd.)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.01.2025
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