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Aspekte der Analyse und Interpretation

Antithetische Struktur und Aussage

Andreas Gryphius: Es ist alles eitel

 
FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur  ● Autorinnen und Autoren Andreas Gryphius (1616-1664) Lyrische Texte Es ist alles eitelText [ Aspekte der Analyse und Interpretation Formmerkmale des Gedichts  Antithetische Struktur und Aussage Verschiedene Interpretationsaspekte ]
Bausteine Ebenbild unseres Lebens Abend Tränen des Vaterlands Menschliches Elende Einsamkeit Thränen in schwerer Krankheit (Anno 1640) )  ... Schreibformen Operatoren im Fach Deutsch
 

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Ein Schlüssel zum Verständnis des Gedichts »Es ist alles eitel« von Andreas Gryphius können die antithetischen Strukturen des Textes sein.

Die Antithetik, die Entgegenstellung von Begriffen und Gedanken gehört zu den wichtigsten sprachlichen Gestaltungsmitteln der Barocklyrik. Zu diesen werden nach Marian Szyrocki (1997, S.56-63) die folgenden Merkmale gezählt:

Bei der Antithese "(werden) Wörter, Versteile, Halbverse und und ganze Verse (...) einander gegenübergestellt und die Antithesen aneinandergereiht. Dadurch entsteht der Eindruck von Parallelität, den noch der Gebrauch von Anaphern steigern kann". (ebd., 61) Zugleich dienen diese auf Textebene auch als Kohäsionsmittel und lenken die Aufmerksamkeit der Leserin bzw. des Lesers bei der ▪ Sinnkonstruktion auf die antithetische Struktur.

Gedichte, die derartige antithetische Strukturen kunstvoll zur Gestaltung ihrer Aussage nutzten, dienten auch dazu, das poetische Vermögen ihres Dichters zu demonstrieren. Zugleich korrespondieren derartige Sinnfiguren auch mit dem ▪ bipolaren Weltbild, das das Lebensgefühl zahlreicher Menschen im Zeitalter des ▪ Barock geprägt hat.

 

These

Antithese

1

baut

  • Aufbau

  • Kulturlandschaft (Stadt)

reißt ein

  • Zerstörung

  • Naturlandschaft

Vergänglichkeit aller Dinge, die von Menschen geschaffen werden

2

blüht

  • Blüte, blühende Natur

pocht, trotzt

  • Leben, Vitalität

ewig

  • Immerwährendes

glück

  • Wohlstand

  • Gesundheit

zertreten

  • Vernichtung, Verfall

asch und bein

  • Tod, Verwesung

nicht ist ewig

  • Irdisch-Vergängliches

beschwerden

  • Armut

  • Krankheit

Vergänglichkeit allen Lebens

3

Vergänglichkeit aller Werte des Menschen im Spiel der Zeit

4

Vergänglichkeit ohne Blick bzw. Zugang zu den ewigen, unvergänglichen Werten des Jenseits nicht überwindbar


Vergänglichkeit = Vanitas-Motiv

  • Tod ist allgegenwärtig

  • Freuden des Lebens haben keinen Bestand

  • Alles Streben nach Glück, Macht, Erfolg, Reichtum, Liebe und Lust ist sinnlos.

Marian Szyrocki (1964, S. 59f.) hat die antithetische Struktur des Gedichts folgendermaßen analysiert und beschrieben:

"Der Gedanke von der Vergänglichkeit alles Irdischen wird ausgebaut in einer Kette von antithetischen Halbversen. Sie klingen in der Existenzfrage "Solt denn die Wasserblaß, der leichte Mensch bestehn?" aus. Nach diesem, dem zehnten Vers, folgt der Sonetteinschnitt. In den letzten vier Zeilen zieht der Dichter aus Erlebtem und Durchdachtem die Folgerungen und erhebt Klage über die Nichtigkeit der Welt. "Der Klang des Satzes ist traurig: mit Ach hebt er an, als Frage klingt er aus, die Stimmlage ist tief, dunkel. Aber er endet doch mit einem an sich lieblichen Bild -, eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't - ... Das Irdische, das vergänglich ist und insofern eitel, leuchtet doch einen Augenblick in Schönheit auf, die geliebt erscheint - aber das klingt nur ganz leicht an; ausgesprochen bewusst geworden ist es nirgends. Die neue Exempla-Häufung nennt in raschem Zusammentreffen lauter Dinge, die schnell vergehen und später nicht mehr zu finden sind. Dies klingt hoffnungslos und pessimistisch. Gryphius sieht zwar "in dem was ewig ist" einen Ausweg aus der Sackgasse der Vanitas, doch die Menschen wollen ihn nicht gehen. Mit prophetischer Stimme mahnt Gryphius in dem Sonett die im Bruderkrieg verblutenden Zeitgenossen, leitet aus den angeführten Beispielen die Gesetzmäßigkeit der Vergänglichkeit ab, erhebt Klage und schließt mit einer Anklage.
In dem Gedicht werden verschiedene Möglichkeiten der Antithetik verwertet: zwischen Wort und Wort, Halbvers und Halbvers, zwischen Vers und Vers, Satzperiode und Satzperiode. Der Anfangs- und der Schlussvers stellen das Irdisch-Vergängliche dem Transzendent-Ewigen gegenüber und rahmen durch diese gedanklichen Extreme das Sonett gewissermaßen ein. Die formale Meisterschaft und die erschütternde, tief erlebte Wahrhaftigkeit entschieden über die künstlerische Lebensdauer der dichterischen Aussage des Gedichtes, in dem die Haupterfahrung von Gryphius' schwerer Jugend, das Vanitaserlebnis, einen vollkommenen Ausdruck fand." (Szyrocki zitiert nach der Fassung von 1637)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 08.02.2024

 
 

 
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