In der Kurzgeschichte
"Das Fenstertheater" von Ilse Aichinger, erschienen in "Der Gefesselte.
Erzählungen, Frankfurt a. M. 1963, S. 61 ff., geht es um verschiedene
Wirklichkeitswahrnehmungen, die im sozialen Leben der Gesellschaft die
Handlungsweisen der Menschen bestimmen. Erzählt wird, wie eine Frau im
Fenster des gegenüberliegenden Hauses die in ihren eigenen Augen seltsamen
Gebärden eines alten
Mannes beobachtet. Sie verständigt die Polizei und
muss bei deren Eindringen in die Wohnung des schwerhörigen Mannes
feststellen, dass der Mann nur ein harmloses Spiel für einen kleinen
Jungen am Fenster, der über ihr liegenden Wohnung aufführt.
Eine Frau, die allein in der vorletzten Etage eines höheren Hauses
wohnt, beobachtet neugierig von ihrem Fenster aus die Geschehnisse
auf der Straße. Dabei fällt ihr ein Mann auf, der ihr gegenüber
wohnt. Dieser nickt ihr von seinem Fenster scheinbar zu und scheint
Späße zu machen. Sein ausgelassenes Verhalten, das ihr zunächst
durchaus gefällt, irritiert die Frau jedoch mehr und mehr.
Daher veranlasst sie schließlich, dass die Polizei erscheint, um
nach dem Rechten zu sehen. Als die Polizei erscheint, folgt sie den
Polizisten, die offenbar von einem Verbrechen ausgehen, zur Wohnung
des Mannes. Als die Tür von der Polizei aufgebrochen wird, werden
die gewaltsam eindringenden Personen von dem Mann nicht
wahrgenommen, da er schwerhörig ist. Aber durch das Fenster ist zu
erkennen, dass die Späße des alten Mannes an einen kleinen Jungen
gerichtet sind, der mit seiner Familie, ohne dass die Frau davon
Kenntnis genommen hat, in der Wohnung einen Stock über der Wohnung
der alten Frau wohnt. (250 W.)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023