Zusammenfassen eines Textes als Rekapitulationsaufgabe
Die Wiedergabe eines
Textes wird auch als Rekapitulation bezeichnet,
die Schreibaufgabe, die dabei gelöst werden muss, ist eine
rekapitulierende Aufgabe.
Textmuster von Rekapitulationen
Die nachfolgende Zusammenstellung von Textmustern zur
Textwiedergabe geht nicht von den gemeinhin in der Schule
vermittelten Schreibformen aus, sondern stellt die mehr oder
weniger gängigen Textmuster zusammen, die rekapitulierende
Funktionen übernehmen. Dabei wird nicht nach der Art der
Sekundärtextgestaltung unterschieden.
Der Begriff der
Rekapitulation wird von
Kretzenbacher (1990, S.2) für
jede Art von
"zusammenfassender (kondensierender) Textreproduktion"
verwendet.
Stets handelt es sich um Textmuster, die sich dadurch auszeichnen, dass sie "wichtige
von unwichtigen Inhaltselementen (...) trennen, das Wichtige neu
(...) verknüpfen und
auf einer
abstrakteren Ebene (...) reformulieren" ist.
(Steets 2007,
S.84ff.) Diese Art der Reformulierung wird auch als
Rekapitulation bezeichnet.
Dabei sind die Reformulierungshandlungen, die dabei vollzogen
werden, natürlich je nach Muster der Rekapitulation auch
unterschiedlich. So hängen sie u. a. davon ab, inwieweit das
Referieren des Textinhalts in einen kommentierenden oder sonst
wie das Wiedergebene qualifizierenden Kontext mit entsprechenden
Rahmenausdrücken (Textprozeduren) eingebettet ist. (vgl.
Steinseifer
2014) S.206)

Statt
rekapitulierend wird auch der
Begriff reproduzierend in diesem Zusammenhang verwendet (z.B.
Becker-Mrotzek/Böttcher
2011, S.171), der die Reformulierungshandlungen, die der
Textwiedergabe zugrunde liegen, eher verdeutlicht. Hier soll
allerdings nicht weiter darauf eingegangen werden.
Vereinfacht
gesagt, geht es bei der Textwiedergabe darum: Ein Ausgangstext, auch
Primärtext genannt, wird in einem Zweittext,
Sekundärtext
genannt, zusammengefasst.
Dabei bedeutet Zusammenfassen, dass die
Informationen des Ausgangstextes mit unterschiedlichen von Textart und
Textsorten abhängigen ▪
Strategien zur Textkondensation verdichtet werden müssen,
die bei
pragmatischen Texten die ▪
Sachgehaltsdichte der
Texte berücksichtigen muss. Was das Zusammenfassen ansonsten im
konkreten Fall bedeutet, hängt aber allgemein von den
Kommunikationsbedingungen ab, unter denen die Zusammenfassung erfolgt.
So
ist das Zusammenfassen von Texten im schulischen Kontext anderen normativen
Regeln unterworfen, wie die
▪
Zusammenfassung im wissenschaftlichen Kontext.
Unterschied: Angeben von Inhalten und Zusammenfassen
Fix (2006/2008,
S. 101) hebt den grundlegenden
Unterschied zwischen dem Angeben
von Inhalten und ihrem Zusammenfassen hervor.
Während es beim ersten darum
gehe, den Ausgangstext (Primärtext) mit eigenen Worten wiederzugeben,
bedeute "Zusammenfassen (...) Kürzen des vorhandenen Textes, ohne ihn zu
verändern."
Das Textmuster schulischer Inhaltsangaben verlangt, dass sich
der Verfasser von der sprachlichen Form, z. T. auch vom vorhandenen
Textaufbau, löst (▪
Allgemeine
Merkmale). Insofern würde sie den Inhalt angeben. Dennoch spricht viel dafür sie unter der Kategorie des
Zusammenfassens zu erfassen, weil es dabei in erster Linie um die allen
Formen der Textwiedergabe (Rekapitulationen) gemeinsamen Verstehensprozesse
geht.
Denn genau hier fangen die Probleme in der Schule an. Gerade die
Produktion von Textzusammenfassungen bereitet Schülerinnen und Schülern
immer wieder große Probleme, die sich offenbar an der Universität
fortsetzen, so dass sogar von dort die Aufforderung an die Schule kommt, das
Zusammenfassen von Texten immer und immer wieder zu üben. (vgl.
Keseling 2004,
S.308, vgl.
Becker-Mrotzek/Böttcher
(2011, S.175,177)
Schwierigkeiten beim Zusammenfassen und ihre Ursachen
Die ▪
Schwierigkeiten,
die beim Zusammenfassen entstehen können, können unterschiedliche
Ursachen haben, liegen aber häufig nicht in der mangelnden Bereitschaft zur
Anwendung eines bestimmten Textmusters, z. B. für die Inhaltsangabe.
Die
eigentliche Ursache von Fehlverhalten beim Zusammenfassen liegt wohl daran,
"dass sich die Aufmerksamkeit der AutorInnen zu sehr und zu lange auf den gerade
gelesenen Text richtet und das dadurch die Zusammenfassung bzw. die
Bildung von Essentials oder die Bildung eines Konzepts für den eigenen
Text versäumt oder beeinträchtigt wird." (Keseling
2004, S.101)
Was sich also zunächst ändern muss, scheint das
▪
Leseverhalten
zu sein. Darüber hinaus muss, nicht erst beim Auftreten von
▪ Schreibschwierigkeiten
bis hin zu Schreibblockaden, den Schreiberinnen und Schreibern, die zur
Textproduktion nötigen Teilschritte in einem prozessorientierten Verfahren
nahegebracht werden.
"Zusammenfassen" und "Wiedergeben" auf der
teachSam-Webseite
Auf der teachSam-Website werden im Rahmen
des ▪
teachSam-Operatorenkatalogs die beiden Operatoren "Zusammenfassen" und
"Wiedergeben", wenn sie allein für sich stehen, weitgehend synonym
verwendet. Dennoch soll an dieser Stelle auch die unterschiedliche Verwendung
verdeutlicht werden:
-
Der
Operator "Zusammenfassen"
verlangt, dass wesentliche Inhalte, Aussagen und Zusammenhänge
komprimiert, strukturiert und fachsprachlich richtig dargestellt werden.
In Baden-Württemberg wird darunter die sachbezogene, strukturierte,
komprimierte, auf Wesentliches ausgerichtete Wiedergabe von Texten bzw.
einzelner Textaspekte verstanden. Daneben gibt es auch den modifizierten Operator "thesenartig
zusammenfassen", der auf eine bestimmte Form der Textwiedergabe
zielt, nämlich den Text auf zentrale Textaussagen (Hauptthesen ggf. Nebenthesen)
zu reduzieren und diese in vollständigen Sätzen zu formulieren formulieren. Operatoren, die häufig ebenso im Zusammenhang mit dem Zusammenfassen
bzw. dem Wiedergeben eines Textes stehen sind die Operatoren
Skizzieren und
Paraphrasieren.
-
Der Operator "Wiedergeben" verlangt, dass Inhalte bzw. einzelne Textgehalte
(Kernaussagen/Handlungsschritte) in eigenen Worten, ohne eigene
Wertungen unter Berücksichtigung von
Sinnabschnitten fachsprachlich
richtig referiert werden.
Der Operator
wiedergeben gehört, wenn es sich zum Beispiel um die
Textwiedergabe in Form einer
strukturierten Textwiedergabe handelt, zum Anforderungsbereich II,
bei der
referierenden Inhaltsangabe zum Anforderungsbereich I. Ebenso verhält es sich mit dem Operator
zusammenfassen,
wenn er mit einer derartigen Aufgabe verbunden wird. In beiden Fällen gehen
die Anforderungen deutlich über die Reproduktion hinaus.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
07.07.2024
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