▪ Überblick Textwiedergabe
Die Art der Zusammenfassung hängt vom Schreibziel ab
Kontinuierliche
und diskontinuierliche
Sachtexte bzw.
Gebrauchstexte
können auf verschiedene Art und Weise zusammengefasst werden.
Was gemeinhin unter der Zusammenfassung eines Textes bzw. der
▪
Textwiedergabe
verstanden wird, ist nicht verbindlich festgelegt.
In diesem Arbeitsbereich wird
darunter die (schriftliche) Information über den Textinhalt und/oder den Gedankengangs
seines Verfassers verstanden. Dabei entsteht ein Zweittext, der mit dem
Originaltext nicht identisch sein darf.
Die Art der
Zusammenfassung hängt von den
Schreibzielen ab,
die man aus der Schreibaufgabe
ableitet und mit einer Zusammenfassung anstrebt. Es kommt also
stets auch darauf an, für welchen Zweck
und für welchen Adressaten eine Zusammenfassung gedacht ist.
(vgl. Fritzsche 2005, S.27)
Welche Anforderungen beim Zusammenfassen von Sachtexten im
Einzelnen zu erfüllen sind, hängt von den erworbenen bzw. zu
erwerbenden
Schreibkompetenzen und ihren
Kompetenzstufen und der ▪
Form
der Textwiedergabe (Textmuster, Schreibaufgabe) ab.
Wie bei anderen Schreibaufgaben auch, sollen Schreibaufgaben
zur Zusammenfassung von Sachtexten als Mittel zur Problemlösung
konzipiert werden, um zu verhindern, dass das Schreiben zum
Selbstzweck wird. Und die Probleme, mit denen sich ein Schreiber
beim Zusammenfassen von Texten befasst, sollten aus
Motivationsgründen an das schon vorhandene Wissen des Schreibers
anknüpfen.
Das ist gerade auch bei der Textzusammenfassung wichtig, weil
es dabei ja auch stets um die Verdichtung von Aussagen des
Textes mit verschiedenen ▪
Strategien zur
Textkondensation geht. Die "Verdichtung" eines Textes fällt naturgemäß
leichter, wenn man dazu auf eigenes thematisches Wissen darüber, womit sich ein Text der Hauptsache nach beschäftigt,
verfügt.
Zentrale Aufgaben beim Zusammenfassen von Sachtexten
Dieses ▪
schreibdidaktische Konzept für das Zusammenfassen von
Sachtexten geht, so wie dies auch der Operator
Zusammenfassen
intendiert, deutlich über die einfache Reproduktion des Textes
hinaus, wie sie in der Sekundarstufe I vorherrschend ist und
verbindet die Textwiedergabe mit dem ▪
Analysieren bzw. ▪
Erörtern des Textes.
(vgl. ▪
Die Progression des Kompetenzaufbaus und die schulischen
Textmuster).
Als globales schulisches Textmuster zur
Wiedergabe dürfte dafür, solange die Schreibaufgabe zum
Zusammenfassen nicht in das Textmuster der ▪
Textanalyse oder der ▪
Texterörterung integriert ist, als ▪
kontinuierliche Sekundärtextgestaltung die ▪
strukturierte Textwiedergabe
(argumentierender) Texte eine den ersten beiden nachfolgenden Aufgaben
am ehesten entsprechende
schulische Schreibform sein.
Dabei hängt es von der ▪
Schreibaufgabe
beim Analysieren oder beim
▪ Erörtern von Texten ab, ob bestimmte
aspektorientierte Vorgaben auch schon als ▪
Relevanzkriterien
für das Zusammenfassen des Textes im Rahmen des jeweiligen
Textmusters dienen können.
Beim Zusammenfassen eines Sachtextes müssen auf der höchsten
▪
Kompetenzstufe drei zentrale Aufgaben bewältigt
werden (vgl.
Becker-Mrotzek/Böttcher
2011, S.177):

Auf der höchsten Stufe sollten nach
Mrotzek / Böttcher
(2011, S.177) dann die folgenden drei zentralen Aufgaben
bewältigt werden (s. Abb.).
-
Zusammenfassen der wesentlichen Aussagen des Textes mit
unterschiedlichen Strategien und Methoden (Begriffliche
Zusammenfassung des propositionalen Gehalts)
-
Erläuterung und Erklärung der Absichten, die mit dem
Text verfolgt werden und der Argumentation (Explikation
der illokutiven Funktion und der argumentativen Struktur)
-
Begründete Stellungnahme zum Text als Ganzes oder
einzelner Teile aufgrund verschiedener Aspekte bzw.
Kriterien (Kommentieren
des Primärtextes)
Die Bewältigung der
drei zentralen Aufgaben, die
Becker-Mrotzek / Böttcher
(2011, S.177) formuliert haben, kann nicht in allen
Schularten und auf allen Stufen der Schreibkompetenzentwicklung
im Zusammenhang mit dem Zusammenfassen von Texten vorausgesetzt
werden, zumal sie am Ende ▪
Anforderungen in allen drei
Anforderungsbereichen stellen.
Lern-, Übungs- und Leistungsaufgaben
▪
Schreibaufgaben zur Wiedergabe von Sachtexten können wie
alle Schreibaufgaben als
Lern-,
Übungs-
oder
Leistungsaufgaben konzipiert werden.
Als
▪
Leistungsaufgaben
sind sie in der Regel produktorientiert und zielen in der Schule
auf
textmusterorientiertes bzw.
textmusterkonformes Schreiben einer bestimmten
▪
Form
der Textwiedergabe, für die es mehr oder weniger
genau festgelegte Regeln (Textsortenmerkmale
der Schreibform) gibt.
Das ist z. B. bei der "klassischen"
▪ Inhaltsangabe,
bei der ▪
strukturierten Textwiedergabe
und beim ▪
Abstract der Fall, so wie sie in
der Schule verlangt werden.
Leistungsaufgaben
dienen vor allem der
Leistungsmessung. Sie überprüfen die individuelle Lernentwicklung und
mit ihrer Hilfe soll festgestellt werden, inwieweit
Kompetenzen, Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem individuellen
Lernprozess erreicht werden. Sie werden im so genannten
Leistungsraum
erbraucht, einem speziellen (Schreib-)Setting,
das man auch als
Leistungsraumsetting bezeichnen kann.
Leistungsaufgaben
zur Textwiedergabe erteilen ihren Schreibauftrag gewöhnlich ohne
Vorgaben. Sie lauten z. B.
-
Fassen Sie
den Text zusammen ...
-
Fassen Sie
den Text in Form einer Inhaltsangabe / einer strukturierten
Textwiedergabe ... zusammen
-
Verfassen Sie
einen Abstract zu dem Text ...
Aufgaben dieser Art können aber auch als
▪
Übungsaufgaben
gestellt werden, wenn der Einzelne erproben soll, ob
und inwieweit er den Anforderungen der Schreibform in einem
individuell angelegten Schreibprozess, wie sie bei der
Leistungsmessung verlangt werden, gerecht werden kann. Damit
solche Aufgaben ihren Zweck erfüllen können, müssen sie im so
genannten
Übungsraum bewältigt werden, dem
Übungsraumsetting, das den besonderen Bedingungen des Übens
angepasst ist.
▪
Lernaufgaben,
die dem Erwerb von
Wissen,
Kompetenzen und
Fähigkeiten dienen, sind im Unterschied zu den Leistungsaufgaben
in der Regel prozessorientierte Schreibaufgaben.
Sie zerlegen den Schreibprozess in einzelne Schritte,
schaffen vielfältige (auch mediale) Zugänge für den
Schreibprozess, organisieren den Schreibprozess als Mittel zur
Lösung von Problemen, das sie an die Vermittlung oder die
selbständige Recherche von thematischem Wissen knüpfen und
setzen in hohem Maße auf kooperatives Lernen in
teilweise kooperativ gestalteten Schreibprozessen.
Im Team bzw. einer Gruppe können Zusammenfassungen also bei
der Behandlung eines Themas bzw. eines bestimmten Problems ganz
unterschiedlich ausfallen. Hier kommt dann die ganze
Palette unterschiedlicher Sekundärtext-Gestaltungen zum Einsatz,
um die anderen Teammitglieder über den Inhalt und Aufbau eines Textes zu
informieren.
Zu denken ist da z. B. an
▪
lineare oder strukturierte
Stichwortlisten,
einfache
und
strukturierte Aussagenlisten,
freie und
wörtliche
Exzerpte, Kärtchen-Techniken,
Konspekte,
visualisierende Formen von Textzusammenfassungen wie z. B.
Mind Maps,
Concept Maps,
Argumentationsskizzen,
Strukturbilder
u. ä. m.
Gert Egle. zuletzt bearbeitet am:
07.07.2024
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