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Kürzen und Verdichten kontinuierlicher
Sachtexte
▪ Kürzungspotential von
Texten
▪ Abstracts werden gewöhnlich im
Kommunikationsbereich Wissenschaft verfasst und dienen mit ihrem
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typisierten Stil dazu, Forschungsergebnisse,
Forschungsansätze, methoden und -ergebnisse in diesem
Kommunikationsbereich zu vermitteln. Das vorherrschende
Gestaltungsprinzip des ▪
Funktionalstils solcher Abstracts ist dabei die theoretische
Abstraktheit. Die
▪ Länge
eines Abstracts, das immer deutlich kürzer als das Original sein
muss, ist abhängig vom Gegenstand und der jeweiligen Fachdisziplin. Sie
beträgt
meistens zwischen 100 und 500 Wörtern. Es gibt aber auch Abstracts, so
genannte extended Abstracts mit ca. 1.000 Wörtern.
Häufig setzen die Auftraggeber
eines Abstracts oder der Verlag einer entsprechenden Publikation
normative Vorgaben dafür, die im Zuge einer Standardisierung der Texte
eingehalten werden müssen.
Neben solchen unterschiedlichen
Formatvorgaben scheint es bei der Länge von Abstracts auch noch
interkulturelle Unterschiede zu geben, wie eine vergleichende
Untersuchung von US-amerikanischen, russischen und deutschen Abstracts
im Fach Soziologie ergeben haben, bei der sich herausstellte, dass die
amerikanischen Abstracts sprachökonomisch am besten optimiert waren.
(vgl.
Baßler 2007, S.386) Sprachliche Konventionalisierung und
Musterbildung wird aber wohl mehr und mehr auch zu einer Angleichung
führen.
Das Abfassen eines
▪ Abstracts
verlangt eine sprachökonomische Gestaltung, die auf die
Informationsverdichtung eines vorliegenden Textes abzielt.
Dazu können verschiedene Strategien zur Textkondensation verwendet
werden. Sie sollen gewährleisten, dass "(...) man den
sprachlich-materiellen Umfang einer Mitteilung möglichst stark
(reduziert) und doch (...) einen größtmöglichen Teil ihres
informationellen Gehalts bei(behält)." (Kretzenbacher 1990,
S. 33).
Dabei stehen ▪
sprachliche Ökonomie und Verständlichkeit in einem
Spannungsverhältnis zueinander,
das, abhängig von der jeweiligen spezifischen kommunikativen Situation,
in die ein Text eingebettet ist, verschieden ausfällt.
Bezieht sich der Anspruch der Informationsverdichtung auf
fachwissenschaftliche Texte, wird dies noch dadurch kompliziert, dass
diese "als Textsortencharakteristikum schon äußerst
geringe Redundanz, also starke Kondensation aufweisen." (ebd.,
S. 34) Extrem sprachökonomisch gestaltete Primärtexte (z.B.
Lexikoneinträge) können daher herkömmliche
Textkondensationsstrategien
an ihre Grenzen bringen. Zu fragen ist allerdings, ob
Textkondensationsstrategien, wie sie "in wissenschaftlichen
Zeitschriftenaufsätzen, die von Wissenschaftlern für Wissenschaftler
verfasst werden" (Oldenburg
1992, S. 112) auch die gleichen sind, die für
Rekapitulationen
anderer Primärtextsorten gelten. So "(sind) Rekapitulationen
didaktischer oder populärwissenschaftlicher Texte (...) häufig als
direkte Lern- oder Verstehenshilfen konzipiert und weisen dann vielfach
explizite metakommunikative Elemente auf, beispielweise Vor- und
Rückverweise auf spezifische Textstellen." (ebd.,
Anm.45).
Die wichtigsten Techniken zur Informationsverdichtung beim Abfassen
eines Abstracts sind Kondensationsstragien von Kommunikation. Dabei kann
die Information verbal oder nonverbal verdichtet (kondensiert) werden.
Im verbalen Bereich sind dies vor allem
lexikalische Kürzungen und syntaktische Komprimierungen.
Lexikalische
Kondensierungen werden vor allem realisiert durch:
-
entsprechende
Fachtermini (»Lambdasonde« statt
»Messfühler, der über einen Potentialsprung den Sauerstoffrestgehalt
im Abgas vor dem Katalysator ermittelt« (vgl.
Göpferich 2007, S.414f.)
-
Kurzwörter (EDV, EU, Uni, Foto)
-
Abkürzungen (km/h)
Syntaktische
Kondensierungen werden vor allem realisiert durch:
-
Nominalisierungen (z.B. adverbiale Bestimmungen in Form von
Präpositionalphrasen statt konjunktionale Nebensätzen)
-
Attribuierungen (z.B, pränominale Attribute statt Relativsätzen:
Der Künstler {, der blind war,} sang eine Arie, → Der {blinde}
Künstler sang eine eine Arie.)
-
Reduktion ganzer Sätze auf
Ellipsen
-
Parenthesen und andere Texteinschübe
Stilistisch fällt dazu noch die vergleichsweise hohe Anzahl passivischer Konstruktionen
auf.
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Kürzen und Verdichten kontinuierlicher
Sachtexte
▪ Kürzungspotential von
Texten Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.02.2023
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