▪
Gestaltendes Erschließen
(EPA 2002)
●
Kreatives Schreiben
▪
Überblick
▪
Produktive Textarbeit
▪
Literarisches Rollenspiel
▪
Szenische Interpretation
▪
Leitfragen
zur Leerstelleninterpretation)
Zu den wichtigsten Aufgaben, die im Rahmen der ▪
Verstehens-, Argumentations-
und Darstellungsleistungen beim ▪ gestaltenden Erschließens literarischer Texte
zu bewältigen sind, gehören, die Gestaltungsmöglichkeiten des
Ausgangstextes zu erkennen, diese sensibel für eine
eigenständige Gestaltung zu nutzen und dabei nuancenreichen
Korrespondenzbezüge zum Stil und den Strukturen des
Ausgangstextes herzustellen.
Oft machen die
▪ Schreibaufgaben entsprechende Vorgaben und
differenzieren hier nach
Schwierigkeitsgrad und ▪ Kompetenzstufen,
es kommt aber durchaus auch vor, dass ein eigenständiges
Erkennen verschiedener Gestaltungsmöglichkeiten der Vorlage und
eine Entscheidung für eine von ihnen zur komplexen
Schreibaufgabe gehört. Dann muss man das
▪ konkrete Schreibziel selbst ableiten
Ausgangspunkt
für das gestaltende Erschließen und Interpretieren literarischer
Texte sind, ob vorgegeben oder selbst zu erschließen,
meistens so genannte
Leerstellen.
Leerstellen sind nach
Michael
Titzmann (1977) Stellen in einem literarischen Text, die durch das
"Fehlen von etwas" auf sich aufmerksam machen. Der einzelne Leser ist bei
der Rezeption des Textes aufgefordert, diese Leerstellen auszufüllen. Auf
diese Weise gelingt es ihm, einem Text einen individuellen Sinn zu geben.
Leerstellen erzeugen, wenn man so will, eine Kombinationsnotwendigkeit, die
bestimmte Textelemente aufeinander bezieht, deren Beziehung im Text zwar
irgendwie angelegt, aber in Art und Beziehung weder offenkundig noch im Text
ausformuliert sind.
Dabei gibt es verschiedene
▪
Leerstellentypen,
wie z. B.
▪
grammatische
Aussparungen,
▪
metrische
Aussparungen,
▪
Aussparungen
in der Handlungsdarstellung,
▪
»unformulierte
Beziehungen« (Iser) und
gezielte
Verletzungen einer (literarischen) Norm. (vgl. auch:
▪
Leitfragen
zur Leerstelleninterpretation).
Aufgabe des Verfasserinnen* einer gestaltenden Interpretation ist es daher, diese
Leerstellen "in Bindung an den Text",
wie die Einheitlichen Prüfungsanforderungen fordern, "mit
einem Spielraum individueller Akzentuierung und Pointierung"
auszugestalten.
Damit ist der inhaltlich-thematische, sowie der strukturelle
und sprachlich-stilistische Textbezug zur Vorlage Grundlage der
individuellen, kreativen Bewältigung der Aufgabe.
Erst dies macht das
individuell ausfallende gestaltende Erschließens
textkompatibel. Das wiederum bedeutet, dass
die gestaltende Interpretation "einem allgemeinen Textverständnis nicht
zuwiderlaufen" darf.
Was auch immer das genau ist: Reine Fantasieprodukte,
die zwar irgendwie auch vom Text mit ausgelöst werden, aber es an dem
nötigen Textbezug fehlen lassen, erfüllen die Aufgabenstellung beim
gestaltenden Interpretieren nicht. Sie muss sich, das ist ein Muss,
stets vom Text her legitimieren.
Diese Bedingungen, Voraussetzungen und Kriterien des gestaltenden
Interpretierens muss natürlich auch die Textauswahl berücksichtigen.
Infolgedessen sind auch nur Texte geeignet, die einen brauchbaren
und ▪
motivierenden Zugang für
die Gestaltungsaufgabe bieten. Diese Eignung lässt sich durch Analyse der in
einem Text vorhandenen
▪
Leerstellentypen
ermitteln, sowie durch entsprechende
▪
Leitfragen
zur Leerstelleninterpretation.