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Die multimediale Gestaltung einer
Permutation ist eine
kreative Schreib- bzw. Gestaltungsaufgabe, die nicht nur die Fantasie ihrer
Produzenten und Produzentinnen anregt, sondern auch eine eine besonders gut
geeignete Möglichkeit, die nötige Fach-, Methoden- und Medienkompetenz mit
dem Ziel der Gestaltung einer bestimmten Aussage in einem Gedicht zu
kombinieren. Ganz anders als gewöhnlich bei Präsentationen in der Schule
über ein bestimmtes Thema erwartet, ist dabei der kreative Umgang, das
Experimentieren mit allen Möglichkeiten, die modernde Präsentationsprogramme
bieten (z.B. bei der Animation von Objekten, ausdrücklich gewünscht.
Zugleich lernen die Schülerinnen und Schüler aber gerade durch das
Experimentieren mit allen diesen Möglichkeiten einem Prinzip zu folgen, das
für die kreativen Gestaltungen ebenso wichtig ist wie für die
konventionellen Formen der Präsentation:
form follows function.
Eine
Permutation stellt im Rahmen der
visuellen Dichtung einen sprachlichen Text dar, bei der die Umstellung
aufeinander folgender sprachlicher Elemente durch strenges oder
unsystematisches Durchspielen möglicher Kombinationen, d. h. durch den
Platzwechsel einzelner Worte, Satzglieder etc. das dominante
Gestaltungsprinzip darstellt. Sie wird meistens zur
konkreten Poesie gezählt. Als eine Form des literarischen
Experimentierens zeigt sich die Permutation auch in dem Beispiel "kanzlerwort"
(1969) von »Ludwig
Harig (geb. 1927), der damit das zum geflügelten Wort gewordene,
gestiegene Selbstbewusstsein der Deutschen und ihr Lebensgefühl in den
fünfziger Jahren mit wirtschaftlichem Aufschwung, sukzessiver
internationaler Anerkennung und dem erstmaligen Sieg bei der
Fußballweltmeisterschaft 1954 ("Das Wunder von Bern") (vgl.
Görtemaker
1999, S.173) sprachlich-textuell auf die Probe stellte. Dabei bezieht
sich die Überschrift "kanzlerwort" wohl noch auf die 1963 gesprochenen
Abschiedsworte des ersten deutschen Bundeskanzlers »Konrad
Adenauer (1876-1967) vor dem Parlament: "Wir Deutschen dürfen unser
Haupt wieder aufrecht tragen, denn wir sind eingetreten in den Bund der
freien Nationen ..." (zit. n.
Görtemaker
1999, S.391) So wird durch Umstellungen und Wiederholungen die Aussage
des Satzes immer wieder neu in Frage gestellt und zugleich auf ästhetischem
Weg unter Umständen neue, überraschende Einsichten vermittelt.
Beispiel:
Statische Permutationen lassen sich mit geeigneten Wortfolgen oder Sätzen
mit moderner Computertechnik dynamischer gestalten, indem die Platzwechsel
als Animation gestaltet werden. Ebenso können sämtliche
Formatierungsmöglichkeiten, die heutige Textverarbeitungsprogramme bieten
für die typographische Gestaltung eingesetzt werden. Hier bietet sich ein
kaum eingrenzbares Feld kreativer Lösungsmöglichkeiten.
Dabei ist freilich immer wichtig, dass es bei der Anwendung des einen oder
anderen Formatierungsmerkmal oder eines Animationseffekts um eine bewusste
und auch mit Begründungen kommunizierbare Entscheidung handelt. Aus diesem
Grunde ist auch die Arbeit an Permutationen am besten in
kooperativen
Schreibprozessen mit
Peerfeedback,
z. B.
Schreibkonferenzen, zu verorten, bei denen die Textproduzenten in einem
anhaltenden Perspektivenwechsel als Autor bzw. authentischer Leser ihren
Text entwickeln können.(→Schreibkonferenz)
Dabei kann die Textproduktions- und Textrezeptionskompetenz durch im Vorfeld
selbst erarbeitete oder vorgegebene Kriterienkataloge gestärkt werden.
Für die multimediale Gestaltung von Permutationen
-
ist das vorgegebene
Sprachmaterial in Elemente zu zerlegen
-
ist die Reihenfolge bzw.
Anordnung der sprachlich-textuellen Elemente zu variieren (z. B. auch
die Frage, ob sich bestimmte Wortfolgen zur Gestaltung der Aussage
wiederholen sollen)
-
ist die äußere Struktur des
Gedichts festzulegen (z. B. Strophenform, Versform)
-
sind Entscheidungen über die
typographische Gestaltung des Textmaterials (→Schriftgestaltung,
→Kriterien
zur Schriftgestaltung, →Anmutung
und Schriftcharakter, →Print-
und Bildschirmschriften), die
→Seitengestaltung
allgemein bzw. das →Seitenlayout
zu fällen, die auf einem (medien-)kompetenten und reflektierten Umgang
mit den zur Verfügung stehenden Formatierungsmöglichkeiten beruhen
(Prinzip: form follows function)
-
müssen Animationseffekte
kompetent ausgewählt und eingesetzt werden, die illustrierende oder
kommentierende (kontrastierende, überzeichnende, etc.) Aufgaben bei der
Gestaltung der Gesamtaussage der Permutation erfüllen
-
können Audioaufnahmen (Musik,
gesprochener Text etc.) und Geräusche (z. T. im Zusammenhang mit den
visuellen Effekten) zur Untermalung oder Kommentierung und/oder
Kontrastierung eingesetzt werden
Dementsprechend sind die Anforderungen, je nach zugrunde gelegtem
Kompetenzniveau, bei dieser kreativen Gestaltungsaufgabe keineswegs gering.
Auf höchstem Niveau stünde dabei eine Gestaltung, die über die einfachen
Umstellungen und Formatierungen hinaus, zusätzliche Elemente zur
Strukturierung des Textmaterials funktional zu verwenden versteht, eine
nachvollziehbare Dramaturgie der Textereignisse bei Animationen aufweist und
dabei auch Wagnisse bei der Gestaltung eingeht.
Wer multimediale Permutationen erstellen will, muss in jedem Fall jedoch im
Kompetenzbereich der Herstellung von Medienprodukten (Medienkompetenzbereiche:
Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung (vgl.
Baacke 1999a). Dazu gehört u. a.:
-
Medientechnik sachgerecht und
aufgabenbezogen auswählen und einsetzen
-
mehr als nur die wesentlichen
Funktionen von Standardsoftware, vor allem Präsentationsprogramme
beherrschen
-
die multimediale
Textproduktion planen und unter Beachtung formaler und ästhetischer
Aspekte realisieren
-
u. U. verschiedene
Möglichkeiten zur Veröffentlichung der multimedialen Lyrik zu erkunden
und ggf. auch zu nutzen
Insbesondere der letzte Aspekt, nämlich die Veröffentlichung sollte stets
Teil der Schreibaufgabe sein. Dies erhöht in der Regel nicht nur die
Motivation der Textproduzenten, sondern gehört zu den grundlegenden
Kommunikationstechniken im Zeitalter des Web 2.0. Dass damit eine
"sinnvolle" Nutzung von Social Communities möglich wird, die dem von
zahlreichen Lehrkräften in der Schule immer noch zur Schau getragenen
Kulturpessimismus entgegenwirkt, wenn sie mit mehr als nur Tadel auf das
verweisen, was sich auf Videoplattformen wie YouTube "sonst so" abspielen
lässt, ist dabei mehr als nur ein Begleiteffekt, sondern dringende
Notwendigkeit.
Um animierte Präsentationen wie die einer multimedialen Permutation auf
eine derartige Plattform hochladen zu können, muss die Präsentation mit
einer Capturing-Software, also einer Software, mit dem man das, was sich auf
einem Bildschirm abspielt, wie einen Film aufnehmen kann. Schwierig wird es
nur dann, wenn gleichzeitig der Audioelemente verarbeitet werden. Dann ist
die Nachbearbeitung in einem Videoschnittprogramm nötig, um das
Präsentationsgeschehen mit dem Ton zu synchronisieren. Und auch Lehrkräfte
nicht wissen, wie das funktioniert: Es spricht nichts dagegen auch in diesem
Fall auf die Problemlösekompetenz von Schülerinnen und Schülern zu
vertrauen, die zu fördern ohnehin eine der zentralen Aufgaben schulischer
Bildung sein sollte.
Programme zum kostenlosen Download für das Bildschirm-Capturing sind z.
B.
Ansonsten einfach "googlen": capturing software free
Gert Egle, zuletzt
bearbeitet am:
30.12.2023
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