Der so genannte Personal Essay
zählt derzeit nicht zu den gängigen schulischen Schreibformen
in Deutschland, ist aber inzwischen auch in Deutschland ein durchaus
übliches Mittel der Bewerberauswahl von Universitäten und mitunter auch von
weiterführenden Schulen geworden. In den USA gehört ein Personal Essay
nahezu obligatorisch zu den Bewerbungsunterlagen für weiterführende Schulen
oder (private) Fachschulen bzw. Colleges.
Bei der Stellenbewerbung für das Berufsleben gibt es besondere Form des
Personal Essay. Als so genannte
"dritte Seite" einer
Bewerbungsmappe soll die Extraseite, die hinter dem streng
formalisierten tabellarischen Lebenslauf eingefügt wird, zusätzliche
Informationen nach dem Muster: Ich über mich" enthalten, die sich nicht in
den standardisierten Lebenslauf einpassen lassen.
Allerdings ersetzt eine
solche Extraseite nicht ein wirklich gutes Anschreiben und den passgenauen
Lebenslauf, welche die zentralen Dokumente der Bewerbungsmappe darstellen.
Und: Was Personalchefs bei vielen "dritten Seiten" suspekt vorkommt, gilt
auch für den Personal Essay insgesamt. Oft reiht sich eben darin Floskel an
Floskel zu den so genannten "soft skills" (soziale Kompetenzen), die einer
aussagekräftigen Profilierung des Bewerbers/der Bewerberin eher im Wege
stehen denn nützen. (vgl.
Püttjer/Schnierda 2005, S.174)
Personal Essays als schulische Schreibform
können dabei nicht die Funktion einer die bisherige Berufspraxis zusätzlich
thematisierenden Leistungsbilanz haben, wie
Püttjer/Schnierda (2005, S.175) als Funktion der "dritten Seite"
einfordern. Die schulische Schreibform steht in einer einer engen
Textsortenverwandtschaft mit dem so genannten
Admission Essay.
Seine Hauptfunktion sollte dem Erwerb und der Darstellung sozialer
Kompetenzen dienen, die Selbsteinschätzung auf der Grundlage gängiger
Softskills (mitunter auch "heartskills"
genannt) fördern wie
-
Kommunikative Fähigkeiten
-
Selbstbewusstsein (u.
a. sich selbst bewusst wahrnehmen, die eigenen Stärken und Schwächen
kennen)
-
Selbstachtsamkeit
-
Einfühlungsvermögen
(Empathie)
-
Teamfähigkeit
-
Kritikfähigkeit
-
Analytische Fähigkeiten
-
Vertrauenswürdigkeit
-
Selbstdisziplin/Selbstbeherrschung
-
Neugierde
-
Konfliktfähigkeit
-
Konflikte und Misserfolge
bewältigen können
-
Durchsetzungsvermögen
-
Persönlichkeit (Charisma)
-
Urteilsvermögen
-
(psychische) Belastbarkeit
-
Stressresistenz
-
Motivation, Fleiß, Ehrgeiz
-
Kreativität
-
Eigenverantwortung
-
Selbstbeherrschung
-
Organisationstalent
-
Zeitmanagement
Beim Personal Essay stehen also weniger die erworbenen fachlichen
Qualifikationen (hard skills) im
Mittelpunkt. Man könnte auch sagen, es geht weniger um das "Was", sondern um
das "Wie" beim Erwerb bestimmter Kompetenzen.
Statt Fachkompetenz sind Einblicke in andere Kompetenzen zu gewähren. Eine
besondere Rolle spielen dabei soziale
Kompetenzen und die Art, wie diese erworben wurden und gelebt
werden. Ebenso wichtig ist die Darstellung von
Motivationen und sogenannter
Sekundärtugenden in einem biografischen Kontext.
Die Schwierigkeiten, die manchen das Verfassen eines Personal Essay
bereitet, liegen neben den Struktur und Stil der Schreibform auch in der
jeweiligen Persönlichkeit begründet. Viel hängt also davon ab, wie jemand
mit seiner Selbstdarstellung im Alltag umgeht, sei es im "normalen" Leben
oder auch bei der
Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken.
Wer beispielsweise bei seiner Selbstdarstellung stets äußerst zurückhaltend
ist und seine Stärken selten herausstreicht, muss beim Personal Essay
gründlich umdenken. Denn hier ist es überhaupt nicht angebracht, "sein
Licht unter den Scheffel zu stellen" wie eine deutsche
Redensart sagt. So wie
das Licht, das man unter das als Getreidemaß verwendete Gefäß, den Scheffel,
stellt, eben abgeschirmt bleibt und nicht weit leuchtet, ist eine derartige
Bescheidenheit bei der Produktion eines Personal Essays nicht angesagt. Um
redensartlich
fortzufahren: Es kommt darauf an, "sich
selbst ins rechte Licht zu rücken", sich also möglichst vorteilhaft
darzustellen. Diese Selbstdarstellung muss aber auch "bei
Lichte besehen" zutreffend sein, darf nicht übertreiben positiv sein und
die eigene Person damit zu sehr "in einem rosigen Licht darstellen". Das
bedeutet natürlich auch, dass man um seine Schwächen weiß und sich auch,
soweit dies angebracht ist, zu ihnen bekennt.
Für viele ist es ausgesprochen schwer, eigene Stärken zu benennen. Selbst
einem Spitzensportler fällt, wenn er gefragt wird, was er in seiner Sportart
kann und was nicht, häufig viel mehr dazu ein, was er nach eigenem Ermessen
eben noch nicht so kann, wie er sich das vorstellt als umgekehrt. So gesehen
ist es wichtig, gedanklich erst einmal in Fluss zu kommen. Ist der Bann
nämlich gebrochen. wird man schnell erstaunt darüber sein, wofür man sich
eigentlich alles interessiert, welche Dinge einem besonderen Spaß machen
oder Befriedigung geben. Schnell stehen einem dann auch wieder Erinnerungen
an Erfahrungen und Aktivitäten vor Augen, die uns zu dem gemacht
haben, was wir, im positiven Sinne verstanden, sind.
Sammeln Sie daher Ihre Ideen zur Selbstcharakterisierung in Form eines
Brainstorming oder Cliusterings. Sie können dazu auch mehrere verschiedene
Blätter verwenden. Sie können dann sammeln z. B. auf diesen Blättern
sammeln::
Der Admission Essay werden im Bewerbungsverfahren
verwendet, um etwas Genaueres über die Motive, Qualifikationen und
Einstellungen eines Bewerbers bzw. einer Bewerberin zu erfahren. Damit gibt
er dem jeweiligen Bewerber auch eine, verglichen mit anderen Schreibformen
bei der Bewerbung, ausführlichere Gelegenheit zur Selbstdarstellung.
(vgl.
http://essayinfo.com/essays/admission_essay.php)
http://www.ukessays.com/essay-types/personal-essay.php
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
04.06.2020