▪
Typen
von Argumentationen
▪
Überblick
▪
Grundmöglichkeiten
▪
Grundtypen
▪
Plausible Argumentation
▪ Überblick
▪ Plausible Muster der Alltagsargumentation
▪
Moralische Argumentation
▪
Argumentationsstrategien
▪
Analyse
von Alltagsargumentationen
In
der Typologie nach
O. W. Haseloff (1966,
1967, zit. n. W. Rehm
1976, S.102-105) stellt die ▪
plausible Argumentation einen der vier ▪ Grundtypen der
Argumentation dar.
Wer
▪ plausibel argumentiert,
vertraut danach auf die Kraft von Argumenten, die sich auf den "gesunden
Menschenverstand", auf Meinungen der Mehrheit, auf Herkommen, Tradition
und Gewohnheit stützen. Oft leuchtet diese Argumentation mit ihren
Übertreibungen, Verallgemeinerungen und Pauschalurteilen vordergründig
rasch ein. Dies führt dann leicht zur Verunsicherung des Gegenübers, der
aber letztlich nicht überzeugt werden kann.
Allerdings muss dabei gesehen werden, dass dieser Grundtyp
quasi als Gegensatz zur rationalen Argumentation konzipiert ist, indem
die Berufung auf den ▪ "gesunden
Menschenverstand" im Kern als Form
▪ nichtpartnerschaftliches Argumentieren
zur Überredung bzw. zum ▪ "Abschießen"
(Methode:
Gesunder Menschenverstand)
des Kontrahenten verstanden wird. Dies ist aber nur zum Teil mit der
Bedeutung des "gesunden Menschenverstandes" in der
Alltagsargumentation
und beim ▪ plausiblen Argumentieren,
wie es heute verstanden wird, in Einklang zu bringen.
Von dieser bewusst
zur Abwertung der anderen Meinung eingesetzten Technik aus dem
▪
rhetorischen Giftschrank ist aber zu
unterscheiden, dass einem in der ▪
Alltagsargumentation - auch wenn das unter fomal-logischem
Aspekt der Argumentation problematisch ist - häufig nichts anderes
übrigbleibt, als den Übergang von Argument (Daten) zur
Schlussfolgerung (Konklusion)
"durch
Rückgriffe auf von allen geteilte Auffassungen (Klein
1980) oder durch
Appelle an den mehr oder weniger gesunden Menschenverstand" (Bayer
1999, S. 146) zu stützen, auch wenn gerade dieser
"täuschungsanfällig ist und sehr zu ▪
induktiven Fehlschlüssen neigt." (ebd.,
S.132)
So hat dieser Grundtyp
vielleicht noch für den
Schulgebrauch eine gewisse Bedeutung, für die ▪ Argumentationstheorie
und die Pragmatik des Argumentierens bleibt er in der
Gegensatzkonstruktion zum vernünftigen Argumentieren allerdings ohne
Sinn.
In ▪
inhaltlich-rhetorischen Argumentationstheorien
versteht man darunter ein Argumentieren, das einen anderen oder ein
Publikum "mit überzeugenden Aussagen"
zu dem Ziel bringen soll, das man mit seinen Äußerungen in der
Kommunikation anstrebt. Dabei kommt es letzten Endes nur darauf an, dass
der Adressat oder die Adressaten einer Äußerung "akzeptieren, sie
'glauben'" (Kolmer/Rob-Santer
2002, S.148), selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die
gemachten Aussagen falsch sind.

Im Gegensatz dazu
zielen ▪ logische Argumentationstheorien
darauf, "sprachliche Automatismen" (ebd.)
zu analysieren und zu beschreiben, "die sicher stellen, dass man von
einmal als wahr akzeptierten Aussagen zu weiteren wahren Aussagen gelangt
(gültiges Schließen)" (ebd.).
Bedingungen für die Überzeugungskraft von Argumenten
Für
Kopperschmidt (2000, S.62ff.) sind Argumente, deren "Güte" ansonsten
oft mit den Attributen stark, einleuchtend, plausibel, evident,
schlagend, bestechend, stichhaltig, zwingend, schlüssig, überzeugend gut
usw. einschließlich vorhandener gradueller Unterschiede markiert wird,
überzeugungskräftig, wenn "Aussagen ihre jeweilige Rolle innerhalb eines
argumentativen Beziehungsnetzes erfolgreich zu spielen vermögen" (ebd.,
S.60). Die Überzeugungskraft eines Argumentes definiert er als "die
spezifische Eigenschaft von Geltungsgründen, insofern sie rational dazu
bewegen können, den (problematisierten) Geltungsanspruch einer Aussage
anzuerkennen." (ebd.,
S.52) Und: Letzten Endes tun wir beim Argumentieren nichts anderes, als
auf Geltungsfragen zu antworten. (vgl.
ebd.,
S.53)
In dem logischen
Muster "p gilt, weil q gilt", kann nach
Kopperschmidt (2000, S.62ff.)
q dann ein
überzeugungskräftiges Argument werden, wenn fünf Bedingungen erfüllt
sind:
-
q muss
gültig sein. d. h. der
Geltungsanspruch, der mit q erhoben wird, darf selbst
nicht strittig sein. Daher:
p gilt, weil q
gilt.
-
q muss
geeignet sein. Um als Argument p
zu rechtfertigen, muss es also eine zustimmungsfähige
Geltungsbeziehung zwischen p und q geben. q
kann nur deshalb die Funktion eines Arguments für p
übernehmen, "weil es eine Regel gibt, auf die sich die
behauptete Geltungsbeziehung zwischen p und q berufen kann."
Daher: p
gilt, weil q gilt (aufgrund von R)
(R=Regel)
-
q muss
relevant sein, d. h. der dabei
gewählte Problemzugang muss mit den dafür verwendeten Kategorien
problemadäquat bzw. problemangemessen sein. Eine bestimmte
Aussage q und die ihr zugrundeliegende Regel wird im Allgemeinen
"nur als mögliches Argument innerhalb eines
Problemverständnisses" (ebd.,
S 64) akzeptiert. Die unterschiedlichen Kriterien, mit denen das
Problem wahrgenommen und beurteilt werden, erschließen dabei
auch die für die jeweilige Argumentation vorhandenen
Plausibilitätspotenziale bzw. -ressourcen: "Der Vielzahl
kategorial möglicher Problemverständnisse entspricht damit eine
Vielzahl material möglicher Plausibilitätspotenziale, die wieder
einer entsprechenden Vielzahl typologisch möglicher Argumente
als Plausibilitätsressourcen mit je eigenen kriteriellen
Plausibilitätsstandards zur Verfügung stellen, um
Geltungsansprüche einzulösen." (ebd.,
S 66f.) Daher:
p
gilt weil q gilt (aufgrund von R innerhalb von P (P= Problemverständnis)
-
q muss
von einem
glaubwürdigen Sprecher vertreten werden bzw.
aus einer glaubwürdigen
Quelle stammen, d. h. je glaubwürdiger, desto größer
ihre Überzeugskraft von q. Verschiedene Einflussfaktoren,
z. B. a) Personenzentrierte Faktoren: Amt des Argumentierenden,
Reputation, Ausstrahlung, soziale Stellung,
Gruppenzugehörigkeit, kulturelle und nationale Herkunft,
Geschlecht, Alter, Beruf etc.; b) Beachtung
argumentationsspezifischer Mindeststandards wie z. B.
Widerspruchslosigkeit, Konsistenz mit früheren eigenen Angaben
und/oder denen der Bezugsgruppe (vgl. hierzu auch:
▪ Standards
der Argumentationsintegrität, ▪
7-Punkte-Programm für vernünftiges Argumentieren im Alltag,
▪
Regeln für
rationales Argumentieren)
-
q muss
zu dem jeweiligen Argumentationsprofil
passen, das einen situativen
Problemdiskurs ausmacht; d.h. die
Plausibilitätsressourcen, auf die bei einer
Argumentation zurückgegriffen wird, müssen
"für die jeweiligen Argumentationspartner
als Quelle von Gewissheit dienen" (ebd.,
S 68). Wer in öffentlichen Diskursen z. B.
zu metaphysischen oder
religiös-teleologischen Argumente greift,
oder historisch fraglos obsolet gewordene
Argumente präsentiert, verstößt gegen diese
Regel, auch wenn ihm selbst diese Argumente
vollständig einleuchten. Vorsicht ist
allerdings geboten, wenn die Argumente eines
anderen damit einfach rundherum ▪
diskreditiert werden sollen, weil sie
etwa hinter einem schon erreichten
Reflexionsstand in einem Diskurs
zurückblieben. (vgl.
ebd., S 69) Eine solche Strategie der
generellen Argumentationsentwertung
widersprecht den Prinzipien einer am Konsens
orientierten Argumentation und gehört als
Abwertungstechnik zu dem, was wir andernorts
als ▪
nichtpartnerschaftliches Argumentieren
bezeichnet haben.
Plausibles Argumentieren als Regel für vernünftiges Diskutieren
Plausibel zu
argumentieren bedeutet nicht, dass die Gesetze der Logik damit außer
Kraft gesetzt sind. Lediglich ihr Anspruch auf das "gültige
Schließen" (ebd.)
auf der Basis "einer – wie auch immer zu definierenden – objektiven
Wahrheit" (Kienpointner 1996,
S.21) wird zugunsten einer realistischeren Orientierung am
"gemeinsamen Alltagwissen", das "die von allen Gesprächsteilnehmern
geteilten Ansichten über die Wahrheit oder die Wahrscheinlichkeit
von Argumenten sowie über die Plausibilität von Mustern der
Alltagsargumentation." (ebd.)
Auch wenn
Kienpointner dabei vor allem die "dialogische Kommunikation" (ebd.,
S.9) beim ▪ mündlichen Argumentieren im Auge
hat, wie sie in privaten und öffentlichen ▪
Diskussionen vorkommt, weisen das
mündliche und schriftliche Argumentieren ▪ bei
allen Unterschieden doch auch viele Gemeinsamkeiten auf.
So lassen sich eine
große Zahl seiner Erkenntnisse über das plausible Argumentieren,
zumal wenn wir auch Texte wie z. B. Zeitungsartikel (Kommentare,
Glossen) zu den Alltagsargumentation zählen (vgl.
Bayer
1999, S.93f.), als Kommunikate einer "zerdehnten
Kommunikation" (Ehlich
1983), auch auf schriftsprachliche Texte mit
argumentativer Themenentfaltung anwenden.
Dabei geht es,
ähnlich wie bei der Nutzung des ▪
Fünfsatz-Konzeptes
beim Schreiben, nicht nur um das eigene schriftliche Argumentieren
im Rahmen der entsprechenden ▪
Schreibformen im
Deutschunterricht, sondern auch um die ▪
Analyse
von argumentierenden bzw. kommentierenden Texten.
▪ Regeln
vernunftorientierter Argumentation ▪
Nichtpartnerschaftliches Argumentieren: Sieg-Niederlage-Modell ▪
Anforderungen für vernünftiges
Argumentieren (Kritische Argumentation - Jürgen Habermas
▪
Typen
von Argumentationen
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Überblick
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Grundmöglichkeiten
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Grundtypen
▪
Plausible Argumentation
▪ Überblick
▪ Plausible Muster der Alltagsargumentation
▪
Moralische Argumentation
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Argumentationsstrategien
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Analyse
von Alltagsargumentationen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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