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▪
Kommunikationspsychologie
▪
Zuhören
▪
Formen des Zuhörens
▪
Aktives Zuhören
▪
Umschreibendes
Zuhören
▪
"Hört mal alle her!" - Experiment zur Bedeutung des Zuhörens
▪ Plausible Muster der
Alltagsargumentation (Kienpointner 1996)
▪ Regeln
vernunftorientierter Argumentation ▪
Nichtpartnerschaftliches Argumentieren: Sieg-Niederlage-Modell
▪
Anforderungen für vernünftiges
Argumentieren (Kritische Argumentation - Jürgen Habermas)
Die Anforderungen an das partnerschaftliche Argumentieren
realistisch sehen
Wenn
Menschen im Alltag über ein Thema streiten und
▪ diskutieren, dann kann dies in
▪
partnerschaftlicher Weise erfolgen,
ohne dass die Anforderungen hinsichtlich der verwendeten
Argumentationsschritte und -strukturen zu hoch sind. Entscheidend ist dabei
die eingenommene
▪
partnerschaftliche Bezug auf
den jeweiligen Partner.
Allerdings erschöpft sich partnerschaftliches Argumentieren auch nicht
darin, dass man sich seinem Kommunikationspartner nur menschlich zugewandt
verhält, sachlich ist und die argumentative Auseinandersetzung möglichst
reibungslos verläuft. Es darf also durchaus "gestritten" werden, denn auch
Emotionen können dazu beitragen, dass Konflikte geklärt werden können.
Und bei einem Streit über einen Sachverhalt oder ein Problem geht es auch beim partnerschaftlichen Argumentieren um überzeugungskräftige,
▪ plausible Argumente und darum, ob die vorgebrachten
Argumente relevant, aber auch ethisch vertretbar sind.
Partnerschaftliches Argumentieren soll plausibel sein
Alltagsargumentationen praktizieren das ▪
plausible Argumentieren, bei dem es darauf ankommt, sein Gegenüber oder
"sein Publikum mit überzeugenden Aussagen" zu einem "gewünschten
Ziel" (Kolmer/Rob-Santer
2002, S.148)
zu bringen.
Was das das Publikum überzeugt, von diesem also für plausibel gehalten wird,
ist dabei im Grunde kaum davon abhängig, ob es auch ▪
logisch bzw. im logischen
Sinne "wahr" ist.
Die Messlatte mit den strengen
▪
Regeln, die man z. B. für die ▪ kritische Argumentation in anderen
Zusammenhängen, z. B. Wissenschaft oder Politik beachten sollte, liegt bei
▪
Alltagsargumentationen, zu denen mündliche Auseinandersetzungen genauso
gehören wie gedruckte Zeitungsartikel (Kommentare, Glossen) (vgl.
Bayer
1999, S.93f.)
liegt also unter formal-logischem Aspekt betrachtet, längst nicht so hoch.
Partnerschaftliches Argumentieren will in erster Linie "überzeugen". Ob dies
mit streng logisch aufgebauten Argumenten erfolgt oder nicht, ist dabei, so
verrückt es klingt, zunächst einmal ohne Belang. Was aber wiederum nicht
bedeutet, dass auch formal-logisch gut begründete Aussagen in
Alltagsargumentationen keinen Platz hätten.
Ziel des partnerschaftlichen Argumentierens ist, etwas salopp ausgedrückt,
dass der der jeweilige Partner (Adressat, Publikum) die vorgebrachten
Argumente akzeptiert und am Ende "glaubt". (vgl.
Kolmer / Rob-Santer 2002, S.148).
Alltagsargumentationen sind oft sehr lückenhaft, unstrukturiert und
mit Emotionen gespickt
Zu den ▪
Alltagsargumentationen zählen nicht nur mündliche Auseinandersetzungen,
sondern auch schriftliche Texte mit
argumentativer Themenentfaltung in Zeitungen, Zeitschriften oder dem
Internet zählen. (vgl.
Bayer
1999, S.93f.)
Allerdings können sie sehr verschieden sein. So wird ein (journalistischer)
Kommentar aus einer seriösen Tages- oder Wochenzeitung (Die Zeit,
Frankfurter Allgemeine etc.) anders aussehen als ein Streitgespräch zwischen
Mutter und Tochter darüber, ob man ▪ freitags die
Schule schwänzen darf, um gegen die Klimapolitik der Regierung zu
demonstrieren.
Alltagsargumentationen sind oft wenig sachlich, nur bedingt
zielorientiert oder auf einen Konsens ausgerichtet vorgebracht, dazu
vielleicht noch sehr lückenhaft aufgebaut, unstrukturiert und werden
ungeordnet präsentiert. Dazu kommt noch, dass sie häufig sehr emotional,
manchmal auch polemisch vorgebracht werden (vgl.
Kolmer / Rob-Santer 2002, S.148).
Kurzdefinition: Vernünftiges Argumentieren
Manfred Kienpointner (1996,
S.23) hat eine Kurzdefinition vorgestellt, die berücksichtigt, dass
vernünftiges Argumentieren in privaten und öffentlichen Diskussionen
"möglichst eigenen und fremden Interessen zugleich und in gleicher Weise
dienen" sollte. Sie lautet:
"Die Sprecher A und B versuchen einander rational zu überzeugen, wenn
sie Argumente unter den jeweils gegebenen realen Bedingungen in
bestmöglicher Weise gebrauchen, um eine Einigung in beiderseitigem
Interesse herbeizuführen. Zumindest sollen sie aber einen
ausgewogenen Interessenausgleich anstreben."
7-Punkte-Programm für vernünftiges Argumentieren im Alltag
Um Alltagsargumentationen in privaten und öffentlichen Diskussionen nicht mit unrealistischen Anforderungen zu
überfrachten, schlägt Manfred Kienpointner (1996,
S.21) einen Mittelweg vor, der insgesamt sieben Punkte umfasst.
-
Orientierung an gemeinsamem Alltagswissen statt spezielles Fachwissen
Wer im Alltag miteinander argumentiert bzw. diskutiert, verfügt über
einen gewissen Vorrat gemeinsamen Alltagswissens, das bestimmte
Wahrheiten, die Wahrscheinlichkeit von Argumenten und auf anerkannte
▪ Muster einer plausiblen Alltagsargumentation umfasst. Wer im Alltag
miteinander diskutiert, sollte also davon ausgehen und spezielles
Fachwissen nur dann einbeziehen, wenn dies ohne größeren Aufwand zeitnah
möglich ist.
-
Keine (explizite) Offenlegung sämtlicher Voraussetzungen der eigenen
Argumentation
Gerade in ▪
Alltagsargumentationen,
in denen es meist "ohnehin mehr um die Lösung von Konflikten und um die
soziale Beziehung der Menschen zueinander geht als um die Wahrheit" (Bayer 1999,
S.151), wird häufig davon ausgegangen, dass die Voraussetzungen (Prämissen)
der Argumentation von allen geteilt werden und unstrittig sind.
Entstehen allerdings Unklarheiten oder Verständnisprobleme müssen sie
auf Aufforderung vom Argumentierenden offengelegt werden. (vgl.
▪
Sprachliche
Indikatoren von Alltagsargumentationen)
-
Orientierung an einer überparteilichen Ausdrucksweise
In Alltagsargumentationen spielen Einstellungen, Gefühle und
Wertvorstellungen oft eine besondere Rolle. Sie führen auch dazu, dass
eine rein sachliche, "vollkommen neutrale, wertfreie Ausdrucksweise kaum
möglich ist" (Kienpointner 1996,
S.21). Dennoch sollte man darauf achten, seine Argumente in einer
möglichst überparteilichen Ausdrucksweise vorzubringen.
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Belebung durch emotionale
Färbung
Jedes Sprechen vollzieht sich unter Beteiligung von Gefühlen. Dies gilt
für Alltagsargumentationen um so mehr. Sind sie im Rahmen bestimmter
Grenzen im Spiel, können sie das Diskussionsklima sogar beleben. Das
gilt unter bestimmten Umständen sogar für emotionale Appelle an
Mitleid und Angst. Und: Das Ausklammern von vorhandenen Vorurteilen über
sich und andere bringt gewöhnlich nichts. Dennoch sollte eine möglichst
ehrliche Argumentation angestrebt werden, die in jedem Fall auf die
bewusste Täuschung anderer verzichtet.
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Fruchtbarer Austausch auch bei ungleich verteilten Rollen
In Alltagsargumentationen in Familie, Schule und Beruf hat leider nicht
jeder/jede von vornherein die Möglichkeit, sich mit seinen Argumenten
völlig frei einzubringen. Oft sind und bleiben die Rollen eben
hierarchisch verteilt. In solchen Fällen muss auf geeignete Art und
Weise dafür gesorgt werden, dass die Argumente eben doch auf den Tisch
kommen können und für ihren fruchtbaren Austausch gesorgt wird.
-
Bestmögliches Ergebnis in einer vorgegebenen Zeit
Gerade im Alltag ist es oft aus zeitlichen Gründen gar nicht möglich, in
einer argumentativen Auseinandersetzung dahin zu gelangen, dass das
strittige Problem zur vollkommenen Zufriedenheit aller gelöst werden
kann. Hier muss man sich damit begnügen, dass in der vorgegebenen Zeit
nur das bestmögliche Ergebnis erzielt werden kann.
-
Klarheit
über die Ursachen der weiteren Uneinigkeit
Auch wenn in einem bestehenden Zeitrahmen keine oder keine umfassende
Einigung über etwas Strittiges hergestellt werden kann, kann die dabei
gewonnenen Einsichten über die Ursachen der Uneinigkeit ein sinnvolles
und akzeptables Ergebnis sein. Vielleicht können so vorschnelle
Entscheidungen, Maßnahmen oder Handlungen vermieden werden und zugleich
die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die argumentative
Auseinandersetzung zu einem späteren Zeitpunkt auf einer klareren
Grundlage als zuvor fortsetzen zu können.
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Nichtpartnerschaftliches Argumentieren: Sieg-Niederlage-Modell
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Anforderungen für vernünftiges
Argumentieren (Kritische Argumentation - Jürgen Habermas)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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