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Analyse von Alltagsargumentationen

Überblick

 

FAChbereich Deutsch
Glossar Rhetorik GeschichteBegriff und TheorieRhetorische Mittel ArgumentierenDidaktische und methodische AspekteÜberblick
Vernunftorientierte Argumentation Definitionen und Lexikoneinträge Mündliches und schriftliches Argumentieren Partnerorientierung Geltungsansprüche Argumentationsmodelle ÜberblickInhaltlich-rhetorische Ansätze Formal-logische Ansätze Typen von Argumentationen Argumentationsstrategien [ Analyse von Alltagsargumentationen ▪ Didaktische und methodische Aspekte ÜberblickAlltagsargumentationen kommunikationspsychologisch analysierenAlltagsargumentationen rhetorisch analysieren Alltagsargumentationen auf ihre Sprechakte hin untersuchen Integrative Analyse von Alltagsargumentationen (didaktisches Modell) ] Bausteine Probleme beim ArgumentierenTextordnungsmuster Häufig gestellte FragenBausteine DiskutierenRede Kommunikationspsychologie Zuhören Feedback ▪ Kommunikationspsychologische Modelle Operatoren im Fach Deutsch
 

Alltagsargumentationen, zu denen mündliche und schriftliche Äußerungen zählen, können auf vielfältige Art und Weise betrachtet und analysiert werden.

Was Alltagsargumentationen, zu denen mündliche Auseinandersetzungen ebenso zählen wie gedruckte Zeitungsartikel (Kommentare, Glossen) (vgl. Bayer 1999, S.93f.), von Argumentationen im wissenschaftlichen oder philosophischen Bereich unterscheidet, ist vor allem ihre pragmatische Bedeutung, d. h. das, was sie im Rahmen einer Kommunikation anstreben und wie sie diese Zwecke erreichen wollen.

In Alltagsargumentationen geht es meistens um die Pflege sozialer Beziehungen und oft geht es dabei um die Lösung von Konflikten, die mit bestimmten Alltagssituationen verbunden sind.

Für Konflikte sollen z. B. bestimmte Entscheidungen so begründet werden, dass sie einem anderen oder einem Publikum so weit einleuchten, dass sie akzeptiert werden. Dafür reicht es aus, dass eine Argumentation im weiten Sinne plausibel, aber eben nicht zwingend "wahr" ist.

Maßgeblich dafür, ob etwas in einem allgemeinen Sinn für plausibel bzw. einleuchtend oder überzeugend gehalten wird oder nicht, ist also die Wirkung bestimmter Argumente. Ob der Adressat oder die Adressatin einer argumentativen Äußerung, diese tatsächlich für plausibel hält, ist allerdings von etlichen Faktoren abhängig, bei weitem nicht allein davon, was und wie etwas bei einer Argumentation vorgebracht wird. Dazu gehören u. a. die Kommunikationssituation, die psychischen Dispositionen des Adressaten, seine Erfahrungen und sein Weltwissen und anderes mehr. Und wenn man die ▪ kognitiven Verzerrungen mit einbezieht, denen wir unterlegen (z. B. das ▪ Meine-Seite-Denken bzw. Myside-Bias), das u. a. dazu führt, dass wir uns in unserem allgemeinen Denken, in besonderer Weise aber im Bereich der ▪ moralischen Argumentation, ganz unabhängig vom Bildungsniveau, das wir erreicht haben, bei der Bewertung und der Formulierung von Beweisen und Hypothesen in der Regel an unseren früheren Überzeugungen, Meinungen und Einstellungen orientieren (vgl. Stanovich 2020, S.2), wird die gesamte Komplexität des Problems weiter angedeutet.

Trotzdem: Es gibt auf der Sachebene der Kommunikation bestimmte ▪ Muster der Alltagsargumentation, die erfahrungsgemäß dazu beitragen können, dass die Adressat*innen eine Äußerung "akzeptieren, sie 'glauben'" (Kolmer/Rob-Santer 2002, S.148), selbst wenn sich herausstellen sollte, dass die gemachten Aussagen falsch sind.

In einem engeren Sinne ist Argumentieren dann plausibel, wenn es bestimmte ▪ Muster der Alltagsargumentation korrekt anwendet, die auch als Teil eines erweiterten realitätsorientierten ▪ Regelkatalogs zum vernünftigen bzw. vernunftorientierten Argumentieren in privaten und öffentlichen Diskussionen aufgefasst werden können.

Unter fachdisziplinären Gesichtspunkten befassen sich z. B. die Rhetorik, die Linguistik oder auch die Kommunikationspsychologie mit Alltagsargumentationen. Sie wenden ihr fachwissenschaftliches "Besteck" darauf an und kommen dabei zu bestimmten Erkenntnissen.

Ihre Ansätze und Methoden lassen sich natürlich nicht 1:1 im Deutschunterricht abbilden. Zugleich geben sie aber eine große Vielfalt von Anstößen, die im didaktischen Umfeld des Deutschunterrichts Schülerinnen und Schülern Hilfen beim Verstehen und Analysieren von Alltagsargumentationen in  unterschiedlichen Kompetenz- und Anforderungsbereichen geben können.

Alltagsargumentationen müssen plausibel und nicht in erster Linie logisch in einem Sinne sein, dass sie zwingend den Regeln der wissenschaftlichen Logik gehorchen. Sie mit ihren Maßstäben zu messen, ist daher in der alltäglichen Kommunikation keineswegs immer angebracht und im didaktischen Umfeld der Schule auch keineswegs anzustreben.

Die "Logik" der Alltagsargumentation hat vielmehr mit dem jeweiligen Zweck und den Zielen zu tun, die eine Argumentation im Rahmen einer Kommunikation verfolgt, d. h. die Logik der Argumentation ordnet sich gewöhnlich dem Argumentationszweck unter. Und dieser ist eben in Alltagssituationen meistens die Pflege sozialer Beziehungen und oft geht es dabei um die Lösung von Konflikten.

Vom logischen Standpunkt aus gesehen, ist die Tatsache, dass es beim plausiblen Argumentieren nicht immer "wahr" zugeht, inakzeptabel. Die Logik will ja gerade aufzeigen, welche "sprachliche(n) Automatismen" (ebd.)" dafür geeignet sind, sicher zu stellen, "dass man von einmal als wahr akzeptierten Aussagen zu weiteren wahren Aussagen gelangt (gültiges Schließen)" (ebd.).

Während mündliche Alltagsargumentationen von den Interessen und einem gemeinsamen Interesse der Gesprächspartner*innen ausgehen oder zumindest einen ausgewogenen Interesseausgleich anstreben, geht die streng logische, wissenschaftlich-philosophische Argumentation im Idealfalle vollkommen rational an die Klärung einer strittigen Frage heran. (vgl. Kienpointner 1996, S.16) Sie will letzten Endes eben auch "keine Beschreibung der tatsächlichen Denkprozesse liefern" (Salmon 1983, S.32) und damit auch nicht darstellen, "wie die Leute tatsächlich denken." (ebd., S.30)

Aber trotz der Tatsache, dass es in der Alltagskommunikation ohnehin mehr um die Lösung von Konflikten und um die soziale Beziehung der Menschen zueinander geht als um die Wahrheit, "darf die logische Perspektive auch bei der Untersuchung von Alltagsargumentationen nicht aufgegeben werden." (Bayer 1999, S.151). Denn nicht jede irgendwie "abgesonderte Meinung" ist logisch und sozial akzeptabel. Und auch noch so häufig verbreitete "Fake-News" werden nicht deshalb "richtig", weil sie ständig in den entsprechenden Echokammern wiederholt werden.

Das gilt um natürlich um so mehr, je folgenschwerer die Entscheidungen für ein bestimmtes Tun oder Verhalten für den einzelnen, insbesondere aber für die Allgemeinheit sind, die im  Wettstreit einer Auseinandersetzung mit Argumenten getroffen werden. Was richtig und was falsch ist, ist eben nicht immer eine Frage des "Bauchgefühls".

Im teachSam-Arbeitsbereich Analyse von Alltagsargumentationen werden vielfältige Ansätze und Methoden zusammengefasst, die im gesamten teachSam-Arbeitsbereich Argumentieren zur Darstellung kommen. Dabei werden vier Schwerpunkte gesetzt.

Es wird aufgezeigt, wie man Alltagsargumentationen

im Deutschunterricht untersuchen kann.

In einem multiperspektivischen, von den Kompetenzen her betrachtet, anspruchsvollen ▪ integrativen Modell, soll der Versuch gemacht werden, diese und andere Ansätze in einem für den Deutschunterricht der Sekundarstufe II zu einem handhabbaren Modell zu verknüpfen, das die Grundlage für vielfältige Aufgaben sein kann, die mit der Analyse von Alltagsargumentationen schriftlich (z. B. ▪ Analyse von kontinuierlichen Sachtexten, ▪ Erörterung von Texten ) oder mündlich (z. B. in ▪ Diskussionen) zu tun haben.

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 28.12.2023

 
 

 
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