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»Joseph
von Eichendorff (1788-1857) Lyrik besitzt nicht viele verschiedene
Motive, aber ihre Mischung aus wiederkehrenden Formen und Symbolen
entwickelt eine besondere Kraft. Inhaltlich geht es um den eher
konservativen Wunsch, die Vergangenheit aufrechtzuerhalten und sich an
sie zu erinnern Die Welt in ihren Texten ist überschaubar und besteht
aus Wäldern, Bergen, Flüssen und so weiter. Sie verwendet viele Bilder,
die mit den Themen Sternenhimmel, Träume, Liebe und Tod zu tun haben.
Der letzte Gruß
Ich kam vom Walde hernieder,
Da stand noch das alte Haus,
Mein Liebchen, sie schaute wieder
Wie sonst zum Fenster hinaus.
Sie hat einen andern genommen,
Ich war draußen in Schlacht und Sieg,
Nun ist alles anders gekommen,
Ich wollt, 's wär wieder erst Krieg.
Am Wege dort spielte ihr Kindlein,
Das glich ihr recht auf ein Haar,
Ich küßt's auf sein rotes Mündlein:
„Gott segne dich immerdar!“
Sie aber schaute erschrocken
Noch lange Zeit nach mir hin,
Und schüttelte sinnend die Locken
Und wußte nicht, wer ich bin. –
Da droben hoch stand ich am Baume,
Da rauschten die Wälder so sacht,
Mein Waldhorn, das klang wie im Traume
Hinüber die ganze Nacht.
Und als die Vögelein sangen
Frühmorgens, sie weinte so sehr,
Ich aber war weit schon gegangen,
Nun sieht sie mich nimmermehr!
(aus: Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S.
214-215.– zeno.org – gemeinfrei)
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
06.04.2025