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Das Schneekind

Literarische Motive und SymboleEinzelne Motive und Symbole Motiv des Heimkehrers / Motiv der Heimkehr

 
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Der Schwank vom Schneekind, von dem schon eine »lateinische Fassung aus dem 11. Jahrhundert existiert, wird hier in seiner frühesten Fassung dargeboten. Daneben existieren eine »Reihe weiterer Fassungen (s. »Synopse deutscher Fassungen)

Das Schneekind

Hört zu und merkt
Treulich alles Volk den tollen Schwank,
Wie’s des Schwaben Frau gelang,
Trügen ihren Mann,
Und wie er gleiches ihr getan.                        5

Von Konstanz fuhr
Einst ein Schwäble hin wohl übers Meer,
Waren tauschen hin und her;
Derweil schuf sein Weib
Daheim sich guten Zeitvertreib.                     10

Kaum fuhr das Schiff
Auf den wüsten Wogen,
Kam ein Wetter da
Plötzlich aufgezogen;                                     15
Brausend steigt die Flut,
Wild die Winde wehn,
Hoch die Wellen gehn,
Und den heimatlosen Mann
Wirft in fernem Land                                       20
Ein Südsturm schließlich auf den Strand.

Indes zu Haus
War das Weib nicht träge:
Gaukler waren nah,
Burschen auf dem Wege;                                25
Rasch den fernen Mann
Schlug sie aus dem Sinn,
Gab sich willig hin.
Alsobald sie schwanger ward –
War’s zu rechte nicht:                                     30
Das Kind kam rechter Zeit ans Licht. –

Zwei Jahre vorüber waren,
Da kehrt nach Haus er sonder Harm;
Entgegen eilt ihm die Fraue
Und hält das Knäblein auf dem Arm.                 35
Erst begrüßt er sie gar treugesinnt;
Doch dann heißt’s: "Wes ist das Kind?
Rede sollst du stehn;
Sonst müss’ es gleich dir übel gehn."

Die Fraue, in Todesängsten,                             40
Lügt und schwindelt mit dreister Stirn:
"Ach Liebster, da steh’ ich", spricht sie,
"Eines Tages auf hoher Firn;
Nach dir in Sehnsucht ich dort vergeh":
Da nahm ich ein wenig Schnee –                       45
Sieh, ach, Liebster, sieh,
Davon dies Kindlein ich empfieh.’ –

Endlich rüstet wieder
So nach fünf, sechs Jahren
Sich der Kaufmann, unstät                                50
Über See zu fahren;
Bessert aus das morsche Schiff,
Richtet neu es her
Und führt das Schneekind übers Meer.

Dort an ferner Küste                                          55
Bringt er es zu Lande,
Einem fremden Kaufmann
Setzt er es zu Pfande:
So wird er den Jungen los
Und kehrt heim zur Stund                                   60
Als reicher Mann mit hundert Pfund.

Aber nun zu Hause
Hebt er an zu klagen:
"Ach, was soll ich, Liebste,
Dir zum Troste sagen?                                       65
Dein geliebter Sohn ist hin,
Der gewißlich dir
Nicht teurer konnte sein denn mir.

Sieh, es kam ein Wetter,
Und der Wellen Branden                                     70
Ließ auf seichten Bänken
Uns Erschöpfte stranden;
Und wie glüh auf unser Haupt
Dort die Sonne schien, –
Da, siehe, schmolz das Schneekind hin....“

(aus: Deutsche Dichter des lateinischen Mittelalters in deutschen Versen, hrsgg. v. Hermann Reich, München: Oskar Beck 1913, S. 213-215 – wikisource – gemeinfrei)

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 06.04.2025

 
 

 
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